Es ist schon spät. Die Nacht ist kühl und klar, nacht-schwarzer Himmel über den Straßenlaternen. Das Gebäude ist still, die meisten Lichter sind erloschen. Wind kommt auf. Mich fröstelt, aber nicht vor Kälte, meine Arme sind warm eingepackt in dem dicken, grünen Pullover, der meine Brust bedeckt.
Nein, mich fröstelt nicht vor Kälte, sondern vor Angst und Verlangen. Ist es meine Bewunderung für ihn, die mich bisher von ihm fern hielt? Aber nun weiß ich, er braucht mich. Und ich fühle das Verlangen, stehe zu meiner Sehnsucht, die ich für ihn habe.
Als ein Windstoß unter meinen kurzen schwarzen Rock fährt, werde ich an meine Nacktheit erinnert, ein seidener Kuß aus Luft auf meinen nackten Oberschenkeln. Die Macht der Liebe im Verein mit meiner Lust erregen mich dort und machen mich jetzt schon feucht.
Ich weiß er arbeitet lange. Ich werde ihn überraschen. Er hat so hart gearbeitet, daß ich denke er hat eine kleine Ablenkung verdient. Wenn er arbeitet und nur für seine Mandanten da ist, vergißt er alles um sich herum, besonders aber sich selber. Es ist an mir, ihm wieder den Teil von ihm bewußt zu machen, sich selber, den Teil von ihm, der mich beobachtet, abwartet und anschaut, meinen Anblick und Gegenwart genießt, solange bis, ja bis er endlich die Initiative ergreift.
Ich erschauere erneut, als ich das Gebäude betrete, und ich bekomme ein wenig Angst vor meiner eigenen Courage. Er erwartet mich natürlich nicht. Ich kann nur hoffen, er sieht in mir eine willkommene Ablenkung. Ich mache mich auf das Schlimmste gefaßt. Vielleicht komme ich ja ungelegen? Ich werde dann ‚gnädig‘ sein und mich mit einem Kuß wieder verabschieden.
Ich betrete den Aufzug und sehe mein eigenes Spiegelbild im polierten Edelstahl. Meine Brustwarzen werden durch meinen Pullover betont, der offen ist bis zu meinem Décolleté; meine verführerischen Beine sind gut sichtbar unter dem kurzen Rock. Ich drehe mich und meine Augen glitzern vor Vorfreude; ein Lächeln zuckt um meinen Mund, als ich meinen Rock rascheln höre. Ich merke, wie es zwischen meinen Beine warm und feucht wird.