Er wollte mal was Neues ausprobieren im Bett, hat mein Freund neulich gemeint. Ich war etwas verwundert; denn gerade dass es bei uns eigentlich immer dasselbe war beim Sex, das schuf so eine unendliche Vertrautheit, machte alles warm und bekannt. Okay, natürlich – der Funke, der uns ursprünglich zusammengebracht hatte, diese grenzenlose Lust auf den Körper des anderen, die war darüber irgendwann verloren gegangen, aber ich fand das nicht schlimm. Ich war schon immer der Meinung, guter Sex ist guter Sex, und eine gute Beziehung ist eine gute Beziehung. Dass beides zusammenkommt, darauf kann man höchstens ganz am Anfang hoffen. Ansonsten ist da zuerst guter Sex, aus dem sich eine gute Beziehung entwickelt, während der wiederum der gute Sex Stück für Stück verloren geht. Man kann einfach nicht beides haben. Zugegeben – man will es. Man will es unbedingt. Ich hatte es schon an mir selbst bemerkt, wie ich die anderen Männer in meiner Umgebung mehr und mehr mit lüsternen Augen betrachtete, je mehr bei Martin und mir die Luft raus war. Es machte ja noch Spaß, mit ihm zu schlafen, aber es war einfach nicht mehr aufregend. Da schaut man sich eben anderswo nach der Aufregung um, denn so ist der Mensch halt – er will immer alles, so unmöglich es auch scheint. Und wenn man guten Sex und eine gute Beziehung nicht mit einem Mann haben kann – vielleicht geht es ja mit zwei verschiedenen …
Manchmal prickelte mein ganzer Körper so sehr, dass ich es kaum noch aushielt, und die vertraute, wohl bekannte Erotik von Martin konnte den Durst nicht stillen, der mich zu verschlingen drohte. Kein Wunder also, dass ich seinen Freund Thomas, einen Kollegen von ihm, der neu angefangen hatte in seiner Firma und sich Martin sofort angeschlossen hatte, mit ziemlichem erotischen Appetit betrachtete. Bei ihm würde ich ganz bestimmt wieder dieses sinnliche Kribbeln finden, was sich bei Martin irgendwohin verkrochen hatte und bestimmt auch nie wieder zum Vorschein kommen würde. Er war so ganz anders. Viel energischer, viel leidenschaftlicher … Manchmal hatte ich schon an Thomas gedacht, wenn Martin in mir steckte. So beschämend es auch war, das eingestehen zu müssen.
Ob Martin etwas gemerkt hatte? Vielleicht hatte er deshalb vorgeschlagen, dass wir auch mal neue Sexspiele spielen sollten. Er hätte es gerne mal etwas bizarr, meinte er. Mir war nicht so ganz klar, was er darunter verstand, aber ich war sofort einverstanden. Vielleicht war das die Rettung für den flüchtigen Funken der Leidenschaft; vielleicht konnte er meine Aufmerksamkeit damit von Thomas weg und zurück auf sich locken. Als ich meine Zustimmung erklärt hatte, verlangte Martin von mir das feste Versprechen, dass ich auch wirklich mitmachen und nicht im letzten Moment kneifen würde. Ich hatte keine Ahnung, warum er es so feierlich machen wollte, aber ich gab nach und versprach es ihm. Obwohl ich es ein wenig unfair fand, dass ich etwas versprechen sollte, noch bevor ich wenigstens ansatzweise wusste, welche bizarren Sexspiele er mir denn zumuten wollte. Andererseits war ich mir ganz sicher, allzu schlimm würde es bestimmt nicht werden – was auch immer er sich nun darunter vorstellte. Denn Martin war einfach ein zutiefst zurückhaltender Mensch. Nachdem das alles geregelt war, sollte es auch bald losgehen. Schon am nächsten Tag, einem Samstag, ging er zuerst einkaufen, und zwar ausdrücklich ohne mich, und er tat dabei auch sehr geheimnisvoll, und dann puzzelte er ein wenig in unserem Schlafzimmer herum. Dabei musste ich draußen bleiben. Er machte es wirklich spannend. So langsam bekam ich Bedenken. Worauf hatte ich mich da bloß eingelassen? Ich räumte die Küche auf, saugte im Wohnzimmer Staub und fühlte mich unwohl. Angespannt, aber nicht im positiven Sinn, nicht erwartungsvoll, sondern ängstlich.
Endlich rief Martin mich. Ich solle gefälligst sofort im Schlafzimmer auftauchen, und zwar nackt, rief er durch die gesamte Wohnung. Was glaubte der eigentlich? Dass man bei einer so nüchternen Aufforderung nach all der Geheimnistuerei von vorher in eine erotische Stimmung kommt? Ha, da hatte er sich aber getäuscht! Wenn das, was er vorhatte, irgendetwas mit einer nassen Muschi zu tun hatte – die konnte er sich abschminken. Ich war total trocken und überhaupt nicht in Stimmung. Aber ich hatte ja versprochen mitzumachen. Wenn ich auch nicht versprochen hatte, Spaß daran zu haben, dachte ich trotzig. Ich zog meine Klamotten aus, warf sie aufs Sofa und ging nackt über den Flur ins Schlafzimmer, wo Martin mich schon erwartete. Er war allerdings noch vollständig angezogen. Das machte mich etwas sauer. Ich sollte nackt herumlaufen, aber er hatte das nicht nötig? Triumphierend zeigte er auf unser großes Bett. „Und? Was meinst du?„, fragte er. Ich warf einen flüchtigen Blick aufs Bett. Er hatte das ganze Bettzeug einfach auf die Erde geworfen (und wer würde das alles nachher wieder aufräumen müssen? Ich natürlich!), und auf dem Laken lagen vier Lederbänder, an denen jeweils Ketten hingen, die zu den vier Füßen des Bettes führten. Aha – er wollte mich also aufs Bett fesseln; der bizarre Sex, den er sich vorstellte, das war nichts anderes als Bondage. Fast war ich ein wenig enttäuscht – da hatte ich mir mehr erwartet. Aber nun ja, vielleicht kam da ja noch etwas, wenn ich erst einmal gefesselt war. Er bedeutete mir, mich aufs Bett zu legen. Ich war noch immer nicht so richtig in Stimmung für Sex. Warum hatte Martin es mir nicht offen gesagt, dass er Lust auf Fesselspiele hatte? Dann hätten wir gemeinsam alles vorbereiten können, und ich wäre bestimmt erregter gewesen, als ich es unter diesen Umständen war.
Aber ich legte mich halt mal aufs Bett und spreizte Arme und Beine, wie er es von mir verlangte. Schade, dass wir damals nicht das Messingbett gekauft hatten; das wäre für die Bondage Erotik noch viel praktischer gewesen … Aber Martin hatte ja auf diesem schlichten Holzbett bestanden. Was immerhin wenigstens kein Fußteil hatte, sonst wäre das mit dem Fesseln nämlich erheblich schwieriger geworden. Oder vielmehr, nicht mit dem Fesseln, sondern damit, was er anschließend noch vorhatte. Da kam ja hoffentlich noch was. Er schloss die Lederbänder um meine Gelenke. Viel Bewegungsspielraum hatte ich danach nicht mehr; er hatte das schon ganz gut geplant – ich war so gefesselt, dass ich Arme und Beine nur noch geringfügig verschieben konnte. Beides würde gespreizt bleiben müssen. Ich schämte mich ein bisschen, ihm meine – noch immer trockene – Muschi so nackt präsentieren zu müssen. Als nächstes legte er mir ein Tuch als Augenbinde um, wofür ich wieder den Kopf heben musste. Es wurde zwar nicht ganz dunkel, denn es schimmerte noch Licht durch den dünnen Stoff, aber blind war ich danach dennoch. Das passte mir gar nicht, denn dann konnte ich ja überhaupt nicht mehr sehen, was er als nächstes tun würde. Das fand ich echt doof! Gut, wenn man ohnehin geil ist, dann erhöht es vielleicht den Reiz, vorher nicht zu wissen, was kommen würde. Aber ich war nicht geil; ich machte hier ja nur notgedrungen mit, weil ich es Martin versprochen hatte. Auf einmal kam ich auf die Idee, mir vorzustellen, statt Martin sei es Thomas, der mich jetzt ganz zart streichelte, meine Brüste und meinen Bauch. Das trieb schon etwas mehr Feuchtigkeit zwischen meine Beine. Ich führte den Gedanken weiter, als sanfte Fingerspitzen nun über meine Schenkel krochen. Schon stöhnte ich das erste Mal, und die vorhin vermisste Erregung überkam mich mit doppelter Macht.