Am Sonntagabend teilt David mir ganz beiläufig mit, daß er nächste Woche drei Tage Urlaub hat, die er alleine in absoluter Ruhe verbringen möchte, um über einiges nachzudenken. Als ob ich neben mir stünde, beobachte ich, daß seine Worte wie ein scharfes Messer mühelos eindringen in die obersten Schichten meiner Empfindungen, und erst kommt das Blut, dann der Schmerz.
„Du willst also, daß diese Tage auch für uns so eine Art Auszeit werden,“ konstatiere ich und wundere mich, daß ich überhaupt noch einen Ton hervorbringen kann. David nickt.
Es kommt so völlig unerwartet.
Mit einer Riesenanstrengung versuche ich, ganz normal zu tun. Mechanisch zupfe ich weiter die Salatblätter für unser Abendessen. Wir essen schweigend.
Davids Handy klingelt. Er meldet sich, hört eine Weile zu, zögert. „Ein Freund möchte sich noch auf ein Bier mit mir treffen,“ erklärt er dann und sieht mich an, wartend. Ich bin in die Einladung also ersichtlich nicht mit eingeschlossen. Wäre das Gespräch vorhin nicht gewesen, hätte mir das vielleicht gar nicht viel ausgemacht. So ist es eine Verletzung mehr, und ich spüre, wie mein Körper sich im Schock ganz klein macht und von irgendwoher ein Betäubungsmittel holt.
„Geh nur,“ sage ich neutral. „Macht dir das auch wirklich nichts aus?“ fragt er. „Nein, natürlich nicht,“ lüge ich freundlich. „Es ist ganz gut, daß ich ein paar Minuten für mich habe, ich habe noch einiges zu erledigen.“ „Ich weiß aber nicht, wie spät es wird,“ bemerkt David. „Am besten verziehe ich mich danach gleich in meine Wohnung, dann störe ich dich nicht.“