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03. November 2008

Fremde Welten – Teil 3/3 Science Fiction

Als Jonit meine Nippel berührte, konnte ich seine unendliche Verwirrung spüren. Es war ein unaufhaltsamer Strom von Gedanken, der sich durch den innigen Körperkontakt auf mich übertrug. Es war, als hätte ich gleichzeitig neben meinen eigenen Empfindungen – Lust, Scham, Unsicherheit – auch noch einen Kanal für seine. Dieser Kanal stand weit offen und übertrug mehr, als mein längst nicht so hoch entwickeltes Gehirn – im All gibt es diverse Lebewesen, die uns Menschen von der Erde insofern weit überlegen sind, nicht nur die Ageloru – zu fassen vermochte. Und waren meine Empfindungen schon vielschichtig, kompliziert und zum Teil widersprüchlich, so waren seine es erst recht.

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Was ich daraus jedoch hauptsächlich herauslas, das war, dass ihm eine solche Situation völlig neu war. Mein atemberaubend gut aussehender Ageloru war vorher noch nie verliebt gewesen, er hatte noch nie eine Frau begehrt. Obwohl er um Etliches älter war als ich. Ich legte meine Hände um seine, schloss sie damit fest um meine Brüste, die mittlerweile durch meine zunehmende Erregung reichlich schnell auf und ab wogten. „Du musst keine Angst haben„, sagte ich leise. „Das ist nichts Schlimmes.“ Es war so eine seltsame Situation; er war älter, reifer, mir an Wissen und Erfahrung weit überlegen, er hatte sich in dieser zunehmend erweiterten Gesellschaft, denn ständig wurden neue Planeten entdeckt, auf denen es Leben gab, längst eine sichere Position erkämpft, während ich nichts als ein kleines Rädchen in dieser Super-Maschinerie war, und doch war in diesem Augenblick ich die Überlegene. Trotzdem war auch ich unsicher, was ich tun sollte. Ich begehrte ihn, ich wollte ihn – oh ja, und wie sehr! Nur, ich konnte doch jetzt nicht einfach etwas mit ihm anfangen! Schließlich würde er in einigen Wochen einer meiner Vorgesetzten sein. Da würde ein kleines scharfes Sexabenteuer nichts als Probleme mit sich bringen. Würden wir uns nach einer heißen Nacht, wie ich sie sicherlich von ihm bekommen konnte, noch in die Augen blicken können, ohne uns unbehaglich zu fühlen?

Außerdem – ich wollte nicht nur ein Sexabenteuer von ihm, ich wollte mehr, viel mehr. Und eine Beziehung war ja nun gänzlich ausgeschlossen. Auch wenn es natürlich auf den Raumflügen immer wieder mal Sex zwischen den Besatzungsmitgliedern gab – gerne gesehen war das nicht. Und solange man mit einem anderen Besatzungsmitglied fest zusammen war, was meistens nicht lange dauerte – etwas, das heutzutage in einer Zeit, in der ein häufiger Partnerwechsel ebenso normal ist wie früher die Ehen, die Jahrzehnte lang gehalten haben -, dann musste man gut aufpassen, dies entweder nicht bekannt zu geben, oder es weder zu Beginn, noch zum Ende eines Raumfluges zu sein, weil sonst garantiert einer der beiden woanders hin versetzt wurde. Womit die Beziehung nahezu automatisch ihr Ende fand. Zumindest auf der Erde war das Thema Fortpflanzung inzwischen geregelt; es war zwar nicht verboten, Kinder zu bekommen, aber gut geheißen wurde es ebenfalls nicht. Es gab ja schon so viele von uns. Und Sex ohne ein anderes Ziel als das Vergnügen war nun gänzlich verpönt, denn bei uns war alles streng reguliert, selbst die Freizeit und selbst der Spaß. Und wo die Bürokraten nicht mitmischen konnten – für einen flotten Dreier den eigenen Kontrolleur dazu zu nehmen, da wäre fast allen von uns jegliche Lust vergangen … -, da versuchten sie wenn schon nicht zu verbieten, dann aber doch einzuschränken. Es hatte trotzdem jeder seinen Sex; zumindest, solange er sich auf der Erde aufhielt und manchmal, wie gesagt, auch auf den Raumschiffen. Einen großen Raum nahm das jedoch nicht ein in unserem Leben. Es war etwas, was man einfach ab und zu einmal tat, ohne großen Wert darauf zu legen. Es war einfach unwichtig, nicht von Bedeutung. Ob es wohl, das habe ich mich schon oft gefragt, den meisten von uns den Spaß am Sex genommen hat, dass dabei immer die Möglichkeit bestand, von der Security überwacht zu werden? Eigentlich hätte das vielen doch gefallen müssen, dass da ab und zu Spanner unterwegs waren bei der ES. Stattdessen versaute es für viele den gesamten Sex – inklusive der in Maßen nicht nur erlaubten, sondern sogar geförderten Autoerotik. Wer sich oft genug selbst befriedigt, der denkt nicht über Sexpartner nach, war wohl der Grund hinter diesem merkwürdigen scheinbaren Widerspruch.

Jedenfalls, auch ich hatte meine Sexerfahrungen gemacht, es dabei immer als unangenehm empfunden, dass uns vielleicht heimlich jemand dabei zusehen konnte, und mir nie etwas dabei gedacht, es nie für wichtig gehalten. Eine feste Beziehung, ob nun für drei oder sechs Monate, war ich nur selten eingegangen. Meistens hatte es mich nicht gereizt, die Männer mehr als einmal intim zu erleben. Umso erstaunter war ich über die Intensität der Empfindungen, die mich in diesem Moment aufwühlten, als Jonit es endlich gewagt hatte, der Versuchung nachzugeben und mich zu berühren. Von daher war das Chaos in mir nicht viel geringer als das Chaos in ihm. Schließlich sprach ich es aus, was er über meine Gedanken schon längst empfangen hatte: „Was sollen wir bloß tun?“ Am vernünftigsten wäre es gewesen, die ganze Sache sofort zu beenden und anschließend so zu tun, als sei sie nie passiert. Doch schon der Gedanke daran, er könne seine Hände von meinen Brüsten nehmen, ließ mich jedoch wie in eisiger Kälte erschauern, obwohl die zentral regulierte Idealtemperatur in meiner Wohnkapsel recht hoch war. Nein, ich wollte nicht, dass er ging! Ohne seine Hände von mir zu nehmen, kniete er sich vor mich. Ich hatte eine logische Antwort von ihm erwartet; schließlich sind die Ageloru für ihre Logik bekannt. Stattdessen bekam ich zu hören: „Ich weiß es nicht. Und es interessiert mich auch nicht.“ Jonit sprach es nicht aus, er dachte das nur, aber das reichte ja aus, damit es bei mir ankam. Und noch ehe ich darauf etwas erwidern konnte, hatte er damit begonnen, meine Brüste zu streicheln. Mit den Fingerspitzen umfuhr er die sanften Rundungen, und mit dem Daumen kreiste er über meinen Nippeln.

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Dann verließ er meine Brüste kurz, aber nur, um meinen Kimono noch ein Stück weiter auseinander zu schlagen – und sich dann mit seinem Kopf meiner nackten Haut zu nähern. Als seine Lippen die Stelle direkt oberhalb der Höfe berührten, wo ich beinahe noch empfindlicher bin als an meinen Nippeln selbst, erschauerte ich wieder, nur diesmal nicht vor gefühlter Kälte, sondern vor gefühlter Hitze. Seine Hände wurden mutiger. Er fasste mich um die Taille, hob mich seinem Mund entgegen – mein zum Glück recht gelenkiger Körper gab willig nach -, und küsste mich vom Hals bis zu der Stelle, wo lockige, dunkle Schamhaare das verbargen, was er sicherlich in seinem Leben noch nie gesehen hatte. Denn wenn irgendwelche Planetenbewohner dem Aufruf der Gesamtregierung nach möglichst wenig Sex nachkamen, dann die Ageloru.

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30. Oktober 2008

Fremde Welten – Teil 2/3 Science Fiction

Meine verschiebbare Wohnkapsel war für den Abend wieder einmal umgeparkt worden. Nur die ganz Reichen können es sich heutzutage noch leisten, eine feste Adresse zu haben. Obwohl es Planeten geben soll, die noch nicht so überbevölkert sind wie die Erde. Wir könnten ja auch einfach auswandern. Das sagt man uns jedenfalls immer, wenn wir uns förmlich über ein solches Umparken beschweren. Aber das mit der Umsiedelung auf einen anderen Planeten ist nicht einfach; der Bürokratie-Aufwand dafür verschlingt Monate. Und dann muss man ja auch erst einmal einen Job dort finden, denn ohne gesicherten Lebensunterhalt erlaubt kein Planet die Zuwanderung.

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Obwohl ich also morgens nie weiß, wo ich mich abends ins Bett lege, ist es natürlich kein Problem, eine Wohnkapsel zu finden. Ein eingebauter Chip und unser Sozial-Navi-System auf dem Cepi führen uns überall hin. Eine Wohnkapsel ohne oder gegen den Willen des Eigentümers öffnen können allerdings nur wenige; unsere Earth Security oder ES, die Kontrolleure, die es inzwischen von jeder bekannten und auch etlichen unbekannten Organisationen gibt und noch ein paar Leute. Okay, ich gebe zu, so ganz sicher fühlt man sich unter diesen Umständen nicht mehr im eigenen Heim, aber doch relativ geschützt. Wenigstens solange man nicht groß auffällt, hat man zu Hause seine Ruhe. Die Kontrollen in Zusammenhang mit meinem geplanten Jobwechsel hatte ich alle schon hinter mir. Umso erstaunter war ich, als mein E-Pad mir an diesem Abend eine neuerliche Kontrolle meldete. Die Kontrolle abzuweisen, kam nicht in Frage. Es war schon kritisch, per E-Pad nach dem Grund für die Kontrolle und der ID des Kontrolleurs zu fragen. Seufzend öffnete ich mit einem Klick die Kapselpforte, verärgert, genervt, aber eigentlich noch recht gelassen. Bei mir konnten sie nichts finden außer meinen wenigen verbleibenden Zigaretten. Und die waren gut versteckt. Wegen solcher Kleinigkeiten machte man sich aber auch nur selten den Aufwand einer Durchsuchung; da ging es schon meist um andere Dinge – und insofern hatte ich nichts zu befürchten.

Meine Gelassenheit verschwand schlagartig, als ich Jonit hereinkommen sah. Ich war nicht einmal vollständig angezogen; trotz routinemäßiger stichprobenartiger Überwachung der Wohnkapseln haben wir uns inzwischen alle daran gewöhnt, auch einmal wie ich gerade im bequemen Kimono herumzulaufen – schließlich wollte ich gerade unter die Vitaldusche gehen – oder sogar ganz nackt. Pornos für die Überwacher, nennt meine Freundin Kim das. Wenn es einen Menschen gab, vor dem ich mich jedoch auf keinen Fall nackt und nur mit einem dünnen seidigen Stoff mangelhaft umhüllt zeigen wollte, dann war das Jonit. Andererseits war ich bei einem Ageloru wiederum völlig sicher vor irgendwelchen anzüglichen Hintergedanken. Auf Agelor kennt man keine Erotik. Die Fortpflanzung verläuft streng geplant, und die dafür nötigen Körperfunktionen werden durch elektrische Impulse ausgelöst. Trotzdem – gerade weil ihm Nacktheit so völlig fremd sein musste, schämte ich mich, dass der Kimono meine nackten beine zeigte, sogar bis hoch in meinen Schoß, denn bei dem glatten Material hält der Gürtel nicht sehr gut und der Stoff fällt immer vorne auseinander. Hastig griff ich nach den Händen und hielt sie mit der Hand zusammen. Ich hätte erwartet, dass er gar nicht hinsah; aber ich spürten seine Blicke so real wie heiße Berührungen, auf meinen Schenkeln, auf meinen Armen, und es kam mir so vor, als könne Jonit sogar den dünnen Stoff des Kimono durchdringen. So unbehaglich hatte ich mich noch nicht oft in meinem Leben gefühlt. Was wollte er hier?

Als ob er meine nur gedachte Frage gehört hätte, sagte Jonit leise: „Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen.“ Verwundert sah ich ihn an. Was sollte das jetzt? „Setzen Sie sich„, sagte er; so bestimmt, dass ich nicht zu protestieren wagte. Verkrampft nahm ich auf einem Sessel Platz. Er setzte sich nicht; er lief unruhig im Zimmer umher; so, als hätte er Angst vor etwas. Vor der Geschichte, die er mir erzählen wollte? Vor meiner Reaktion darauf? Und können Ageloru überhaupt Angst haben? Ein paar Minuten vergingen. Sie zogen sich endlos in die Länge, die Stille summte in meiner kleinen Wohnkapsel. Und dann, ganz unvermittelt, begann Jonit zu erzählen. „Vor langer Zeit, als es noch keine Raumschiffe gab und wir Ageloru unter uns blieben, gab es auf diesem Planeten einmal zwei Menschen, die sich liebten. Ich muss Ihnen sicherlich nicht sagen, wie ungewöhnlicher dieser merkwürdige Zustand von Körper und Geist auf einen Ageloru wirkt, denn man auf der Erde und anderswo Liebe nennt. Sie wissen, wie auf Agelor der nachwuchs entsteht. All das, dass sich zwei Ageloru zusammentun, dass sie Kinder bekommen, das ist für uns eine reine Notwendigkeit, damit wir nicht untergehen. Wir erfüllen es wie jede unserer anderen Pflichten. Aber bei diesen beiden war es anders. Für sie gab es nichts Wichtigeres als einander. Die anderen Ageloru verstanden das natürlich nicht, und sie billigten es erst recht nicht. Anfangs störten sie sich nicht sehr an dem Anderssein der beiden Liebenden. Aber mit der Zeit fiel ihnen auf, daß dieses Anderssein den reibungslosen Ablauf der Dinge auf Agelor störte. Die beiden Liebenden trennten sich nur ungern voneinander, und für sie kam statt der Gesamtheit der Ageloru immer als erstes der andere, und das brachte eine ziemliche Unruhe mit sich. Und eines Tages beschloss der Rat von Agelor, dass es so nicht weitergehen konnte; es musste etwas geschehen. Sorgfältig wog man die Möglichkeiten ab, die man hatte. Es waren eigentlich nur zwei: Man konnte einmal die Liebenden zwingen, sich den anderen anzupassen. Oder man musste sie aus der Gemeinschaft ausschließen. Man überlegte hin und her und kam zu dem Schluss, dass man es zunächst einmal mit der ersten Möglichkeit versuchen würde. Man verlangte also von den Liebenden, dass sie sich so oft trennten, wie es nötig war, und man verlangte von ihnen, die Interessen aller über die Interessen des geliebten Menschen zu stellen.

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Die beiden taten ihr Möglichstes. Sie konnten es aber nicht verhindern, dass diese Anpassung sie sehr viel Mühe kostete, und dass vor allem die häufigen Trennungen sie in der Seele so verletzten, dass die beiden krank wurden und ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen konnten.. Nach einer Weile musste der Rat feststellen, dass es so nicht ging, und dass sie nun also doch zur letzten Konsequenz greifen mussten. So wurden die beiden Liebenden aus der Gemeinschaft der anderen Ageloru ausgeschlossen. Sie wurden von ihren bisherigen Aufgaben entbunden und in eine Behausung weit weg von den anderen verbannt. Es fiel ihnen allerdings nicht schwer, sich damit abzufinden, denn sie hatten ja einander. Und so lebten sie eine Zeit lang glücklich und zufrieden.“ Jonit holte tief Luft. „Dies ist der Teil de Geschichte, der historisch belegt ist„, erklärte er. „Für den Rest gibt es keine Belege. Außerdem ist er durch das viele Weitererzählen vor allem auf anderen Planeten, die natürlich ihre Freude daran hatten, uns Ageloru ebenso irrwitzige, fantastische Dinge anzuhängen, wie sie sie für ihre eigene Vergangenheit erfunden hatten, massiv verändert worden. Die letzte, heute bekannte Fassung, ist so aberwitzig, dass ich sie bisher nie ernst genommen habe. Doch Sie haben mich zum Nachdenken gebracht. Ich werde Ihnen den weiteren Verlauf der Geschichte so erzählen, wie er auf Ihrem Planeten überliefert worden ist; als ein Märchen, das in einem Ageloru nichts als Erstaunen weckt. Sie werden sich in unsere Denkweise aber nicht ausreichend hineinversetzen können, um es zu verstehen, wenn ich es so erzähle, wie wir auf Agelor die Geschichte erzählen.

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