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30. Juli 2008

Fetisch Roman – Kapitel 30 – Kummer – Braucht man eigentlich Frauen? – Sichtweise David

Schon als sie an mir vorbei in die Wohnung stürmt, geht Susanne so dicht an mir vorbei, daß ihr Arm mich streift und ihr Parfüm mich in der Nase kitzelt. Und kaum sind wir im Wohnzimmer, gibt sie keine Ruhe mehr. Sie setzt sich direkt neben mich aufs Sofa. Als ich aufstehe, auf einen Sessel flüchte, drapiert sie sich über dessen Armlehne. Ich mache mich ganz klein, drücke mich in die entgegengesetzte Ecke. Mache zwischendurch Tee, kehre auf den zweiten Sessel zurück. Sie schlendert herüber, hängt wieder dicht neben mir. Langsam komme ich mir etwas verfolgt vor.

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Wie wild schlürfe ich Tee in mich hinein, denn jeder Schluck gibt mir einen Vorwand, die Position zu wechseln, mich ihr zu entziehen, bis sie nachrückt. Sie faßt mich nicht an, aber sie bleibt konstant auf Tuchfühlung. Widerlich, das. So unbehaglich habe ich mich selten gefühlt. Dann fängt sie an, mich zu löchern, was wir denn in drei Wochen zu Antjes Geburtstag veranstalten. Immerhin ein unverfängliches Thema. Und ein Beitrag von mir wird ersichtlich nicht erwartet; ab und zu ein „hm“, „ja“ oder „aha“ reichen ihr vollauf. Sie plant anscheinend eine Überraschungsfete, und ich soll helfen, alles zu organisieren. Na toll – so etwas liebe ich! Antje wird auf jeden Fall etwas davon mitbekommen, das geht ja gar nicht anders. Und dann wird sie über mich herfallen, was ich für Geheimnisse vor ihr habe.

Irgendwann fragt Susanne mich, wen ich denn von meinen Freunden gerne eingeladen haben möchte. Daß das ganze doch ein Fest für Antje ist und nicht für mich, antworte ich ihr, und daß von meiner Seite eigentlich niemand dorthin gehört, weil Antje bis auf Birte noch kaum jemand aus meinem Freundeskreis kennt.

Beim Namen Birte horcht Susanne auf. Sie kennt ebenfalls eine Birte, erzählt sie. Hat mit ihr ein paar Semester lang zusammen studiert. Es stellt sich heraus, es ist dieselbe Birte. So häufig ist der Name ja auch nicht. Klar, daß es diese beiden Nervensägen zueinander hingezogen hat! Ich sehne Antje herbei. Hätte mir vor ein paar Wochen jemand gesagt, daß mir die Gegenwart einer hübschen Frau irgendwann unangenehm sein würde, ich hätte ihn ausgelacht.

Endlich – es ist ein Schlüssel im Schloß zu hören. Susanne springt auf, und ich kann mich im Sessel ausbreiten. Ich möchte Antje entgegenlaufen, aber Susanne belegt sie bereits mit Beschlag. Vor ihr mag ich auch nicht zärtlich tun, und der Blick, der mich von Antje trifft, ist ohnehin nicht allzu freundlich. Oh je; hoffentlich war das Gespräch mit Alexander nicht so schlimm, wie es wirkt. Ob ihm dabei herausgerutscht ist, daß ich heute nachmittag bereits eine flammende Verteidigungsrede für Antje gehalten habe? Dann wäre es klar, warum sie wütend ist auf mich; das verzeiht sie mir nie! Oder ist sie gar nicht deswegen sauer?

Antje schüttelt die Teekanne. Sie ist leer. Bevor ich aufspringen kann, sieht sie mich böse an und verschwindet samt Kanne in der Küche. Da ist wirklich ein Sturm im Anmarsch. Hey, ich habe doch gar nichts getan! Was soll das denn jetzt? Manchmal geht es mir wirklich auf die Nerven, wie blitzschnell sie schlechte Laune kriegen kann. Zum Teil wegen Kleinigkeiten, die einem anderen gar nicht auffallen würden. Gut, der Tee ist alle. Aber ich wußte ja nicht, wann sie kommt, und ich hätte schon neuen für sie gekocht, wenn sie mich gelassen hätte. Und daß Susanne da ist, paßt mir ebenso wenig wie ihr. Noch viel weniger sogar. Schließlich habe ich sie schon eine ganze Weile alleine unterhalten müssen.

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Antjes Miene ist finster, als sie zurückkommt. Ich zermartere mir das Hirn nach einem unverfänglichen Gesprächsthema für uns alle drei. Berichte, daß Susanne und Birte sich kennen.

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23. Juli 2008

Fetisch Roman – Kapitel 30 – Kummer – Sichtweise Antje

Schon im Hausflur höre ich Susannes Lachen aus der Wohnung dringen. Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich bin völlig erledigt, will nichts mehr sehen und hören außer David – und muß mich jetzt aller Voraussicht nach etliche Stunden mit Susanne herumschlagen. Sie ist wirklich eine sehr gute Freundin; aber auch Freunde gehen sich halt ab und zu auf die Nerven. Was mich freut ist nur, daß sie heute sichtlich mit David prima auszukommen scheint; bei unserem letzten Treffen zu dritt hat das nicht so unbedingt zufriedenstellend funktioniert.

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Ich wollte mich nur erkundigen, was du denn jetzt an deinem Geburtstag machst,“ erkundigt sich Susanne zur Begrüßung. „Das ist doch noch drei Wochen hin,“ wehre ich ab. Damit will ich mich in diesem Augenblick nicht beschäftigen. David hat angeregt, daß wir wenigstens eine kleine Feier machen. Die Arbeit dafür wird jedoch wahrscheinlich an mir hängenbleiben. Und in dem momentanen Streß weigere ich mich, mich damit zu beschäftigen.

David rekelt sich in einem Sessel und steht nicht einmal auf, um mich zu umarmen. Ob er wohl glaubt, ich laufe jetzt zu ihm hin? Darauf kann er lange warten; ich komme gut auch ohne Willkommenskuß aus!

Die Kanne Tee, die auf dem Tisch steht, ist leer. Außerdem gibt es ohnehin nur zwei Tassen – also werde ich mich wohl selbst darum kümmern müssen, daß ich etwas zu trinken bekomme. Mißmutig verschwinde ich in der Küche. Etwas mehr Fürsorglichkeit hätte ich von David schon erwartet; schließlich weiß er, daß ich gerade ein Gespräch hinter mir habe, das mir einen ziemlichen Bammel eingeflößt hat. Aber ihn scheint nicht einmal das Ergebnis zu interessieren.

Stell dir vor,“ bemerkt David zu mir, als ich zurückkomme, „wir haben gerade festgestellt, daß Susanne Birte kennt. Die beiden haben ein paar Semester lang zusammen studiert. Es gibt doch wirklich seltsame Zufälle im Leben!“ „Schön,“ bemerke ich sarkastisch. Das interessiert mich natürlich ganz besonders, ob Susanne diese Nervensäge kennt, die der Meinung ist, David müßte ihr Tag und Nacht zur Verfügung stehen, wenn es ihr wieder einmal ach, so schlecht geht.

Eine besonders enge Freundin von Susanne kann Birte nicht gewesen sein, sonst hätte sie mir bestimmt von ihr erzählt. Von den meisten ihrer knapp 100 Mitstudenten habe ich nämlich mehr als genug gehört. Und ich kenne auch nur zur Genüge die ganzen Anekdoten aus ihrer Zeit an der Uni, die sie jetzt für David zum besten gibt.

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Mühsam halte ich mich davon ab, ungeduldig mit den Fingern auf die Sessellehne zu trommeln. Für den Anruf, der mich ans Telefon holt, bin ich deshalb sogar fast dankbar. Bis der Gesprächspartner seinen Namen genannt hat. Es ist von Delten, mein und Davids Chef.

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