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29. Oktober 2008

Fetisch Roman – Kapitel 36 – Verabredung – Ach, daher weht der Wind! – Sichtweise David

Ich sitze wie auf glühenden Kohlen. Und die Zeiger der Uhr fachen das Feuer bei jedem Weiterrücken mehr und mehr an. Eine Woche lang habe ich jetzt jeden Abend als Strafe für mein Fremdgehen meine Hiebe mit der Reitgerte entgegengenommen, und wenn ich auch den Schwanzring nicht die ganze Zeit hindurch angelegt habe, wie Antje es zunächst angedroht hat, so trage ich ihn doch oft und lange. Und inzwischen macht es mir gar nichts mehr aus, daß Antje alleine den Schlüssel zu dem Teil hat.

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Erstens habe ich stark die Demütigung überschätzt, die darin liegt, für eine Frau, die man mag, sich auf solche lächerlichen kleinen Spielchen einzulassen. Gut, ja; so ab und zu frage ich mich noch immer, was ich da eigentlich tue, werde manchmal schamrot dabei. Selbst in ihrer Gegenwart geschieht das. Hält aber immer nur solange, bis mich der nächsten Windstoß ihrer Wärme trifft. Oder der Erinnerung daran.

Und zweitens: Ich habe etwas ganz wesentliches über Antje herausgefunden. Wenn nicht eine Verkettung unglücklicher Umstände alles durcheinander bringt, wird sie mir den Ring immer früher abnehmen, als ich es selbst täte, wenn ich den Schlüssel hätte. Dumme Zufälle, dagegen kann niemand etwas tun. Die können auch mir passieren, wenn ich grundsätzlich völlig Herr meiner selbst und meines Schwanzschmucks bin. Aber das einmal außen vor, auf Antje kann ich mich verlassen.

Wenn das nicht wäre, ich würde langsam durchdrehen.

Morgen ist Samstag.

Und für morgen hat sie mir als Abschluß meiner Strafwoche eine ganz besondere Maßnahme angekündigt. Ohne auch nur die leiseste Andeutung zu machen, worum es sich dabei handeln wird.

Und ich schwanke zwischen Neugier, Aufregung, Erregung, und nackter Angst. Was ist, wenn sie meine Fähigkeiten überschätzt, etwas zu ertragen? Natürlich kann ich ihr das sagen. Sie wird morgen auf jeden Fall mit mir reden, bevor es an die Realisierung ihrer geheimnisvollen Pläne geht, da bin ich sicher. Aber es würde mich wurmen, wenn ich kneifen müßte, weil ich es nicht schaffen kann. Es würde mir tausendmal mehr ausmachen als ihr. So, wie ich sie kenne, wird sie mir einfach einen Kuß geben und sich etwas anderes überlegen. Doch mich würd’s ärgern.

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Aber halt, was sollen eigentliche diese ganzen dummen Gedanken? Bisher hat Antje mich noch mit keiner Maßnahme wirklich überfordert, auch wenn ich das manchmal mitten in der Situation brüllend gefürchtet habe. Warum sollte das morgen anders sein?

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22. Oktober 2008

Fetisch Roman – Kapitel 36 – Verabredung – Sichtweise Antje

Mitten in meine Gedanken über das neue Verkaufskonzept hinein platzt ein Anruf. Es ist Mittagspause; ein Kunde kann es also nicht sein. Ist es auch nicht – es ist Susanne. Ohne unsere kleine Auseinandersetzung auch nur mit einem Wort zu erwähnen, erzählt sie drauflos, was ihr gestern passiert ist: Ihr Chef hat sie zum Essen eingeladen. Nun braucht sie natürlich dringend etwas anzuziehen; will heißen, etwas neues. Und bittet mich, mit ihr in der Mittagspause einkaufen zu gehen.

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Einen Moment lang schwanke ich. Eigentlich kann ich es überhaupt nicht leiden, wenn ein Streit so unter den Teppich gekehrt wird. Und natürlich bin ich noch schwer sauer auf sie, daß sie mit David geschlafen hat; denn seine Schuld alleine war es gewiß nicht. Andererseits kennen wir uns schon ewig, und mit der Zeit lernt man, nicht immer zu viel zu erwarten. Sondern nur darauf zu schauen, ob die Bilanz einer Beziehung positiv oder negativ ist. Unsere, Susannes und meine, ist noch immer positiv. Es ist ein sehr geringer Saldo inzwischen, und eines weiß ich – ich werde in Zukunft ihr gegenüber erheblich mißtrauischer sein und distanzierter. So weit, diese Freundschaft auf den Müll zu schmeißen, bin ich allerdings nicht. Also stimme ich zu.

Was ich sehr bald bereue. Susanne probiert nacheinander rote, blaue, grüne, schwarze Fummel an; insgesamt sicher weit über 30 verschiedene Kleider. Manche sehen auf dem Bügel oder an der Schaufensterpuppe toll aus, hängen aber an ihr wie das von der großen Schwester ausgeliehene Teil; andere gefallen mir an ihr ganz gut, aber sie behauptet steif und fest, sie stehen ihr nicht. Wenn sie ohnehin auf meinen Rat nicht hören will, warum wollte sie mich dann überhaupt so unbedingt dabeihaben, denke ich ärgerlich. Aber ich weiß ja, warum – Klamotten einkaufen macht einfach zu zweit viel mehr Spaß.

Nach meinem Spaß fragt natürlich keiner.

Trotz meiner wilden Proteste entscheidet sie sich nach über einer Stunde im siebten Geschäft dann für ein tief ausgeschnittenes enganliegendes violettes Seidenkleid; für ein Abendessen mit dem Vorgesetzten in meinen Augen so unpassend wie kaum ein anderes. Und sonderlich verführerisch wirkt es in meinen Augen auch nicht, wenn es ihr darum geht – Susanne ist einfach zu klein und hat zu viele Rundungen für solche total auf Figur geschnittenen Kledagen. Aber ich bin ja auch kein Mann; und vielleicht ist ihr Chef gerade davon begeistert, daß die bewundernswerten Kurven den dünnen Stoff beinahe zu sprengen scheinen. Wie auch immer – meine Meinung zählt ohnehin nicht.

Nachdem das erledigt ist, fehlen selbstverständlich noch die passenden Schuhe dazu. Inzwischen ist mir verdammt mulmig zumute – mein Chef wird mich massiv zur Schnecke machen, wenn ich nicht bald wieder bei der Arbeit erscheine. Und gegessen habe ich auch noch nichts. Aber Susanne bettelt so lange, bis ich mich breitschlagen lasse. Und – oh Wunder! – gleich im ersten Schuhgeschäft findet sie das Paar, das nach ihren Worten für das Kleid wie gemacht ist. Keine schlichten schwarzen Pumps, wie von mir vorgeschlagen, sondern Stoffpumps in lila (zugegeben, genau der Farbe des Kleides) mit knallroten Applikationen.

Als Susanne dann auch noch nach passenden Dessous suchen will, für den Fall, daß ihr Chef mehr vorhat, streike ich. Und denke bereits mit Grausen an den Bericht über das Treffen, den sie mir für morgen versprochen hat.

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Im Büro habe ich Glück – bei von Delten hat sich ein Arbeitsessen in die Länge gezogen; er merkt es also gar nicht, daß ich zu spät komme.

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