Normalerweise stehe ich ja eher auf schlanke Frauen – aber in diesem Fall hab ich echt mal ’ne Ausnahme gemacht. Das war so nicht geplant. Ich hatte es gar nicht darauf angelegt, ein Girl kennenzulernen. Ich fühlte mich eigentlich als Single Mann ganz wohl. Und wenn ich dann doch mal Lust hatte auf Sexkontakte, dann hatte ich auf jeden Fall auch gleich mehr Chancen bei den Weibern als die verheirateten Männer. Denn welche Frau möchte sich schon mit der Position als Geliebte abfinden, die immer in der zweiten Reihe steht?
Nee, also Junggesellen haben bei Frauen noch immer die besten Chancen. Auch wenn weder die Girls, noch die Solo Herren ans Heiraten denken. Man muss ja nicht gleich miteinander vor den Traualtar treten. Es geht einfach darum, dass man ja in der Liebe sowieso ständig damit rechnen muss, dass irgendwann Konkurrenz auftaucht. Bei Singles ist diese Konkurrenz aber wenigstens nicht die ganze Zeit schon da und im Zweifel auch noch automatisch in der stärkeren Position, denn auch die beschissenste Ehe ist eine starke Fessel – sonst würden sich mehr Leute daraus lösen. Und die Ehefrauen – oder auch die Ehemänner, wenn die Frau sich mit einem Seitensprung vergnügt – gewinnen eigentlich immer den Kampf gegen den Geliebten oder die Geliebte. Wie auch immer, an dem Freitagabend, als Markus mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm um die Häuser zu ziehen, hatte ich eigentlich überhaupt keinen Bock auf Kneipe oder so. ich brauchte gerade mal keine Frau, war überhaupt nicht aus auf Sexkontakte – und am Besaufen an sich kann ich sowieso nichts finden. Deshalb wäre ich lieber zu Hause geblieben und hätte mir irgendeinen Film auf DVD angesehen.
Aber Markus wollte partout nicht alleine losgehen, und irgendwann, nachdem er ziemlich lange gejammert und gequengelt hat, habe ich mich dann doch von ihm breit schlagen lassen mitzukommen. Ich habe das nicht bereut; auch wenn ich das anfangs sehr stark befürchtet hatte. Denn ich habe an diesem Abend eine absolut umwerfende Frau kennengelernt. Wobei man das mit dem „Umwerfen“ in ihrem Fall auch mal ganz wörtlich nehmen könnte; Lola ist nämlich so dick und fett, dass sie mich ohne Probleme umschmeißen kann, wenn sie sich auf mich stürzt. Die Frau bringt mindestens 300 Pfund auf die Waage! Ein fettes 300 Pfund Weib und ein Mann, der auf schlanke Frauen stehen – wie passt denn das zusammen? Na, eigentlich ja gar nicht. Aber, wie gesagt, bei Lola habe ich dann echt mal ’ne Ausnahme gemacht. Sie hat mir nämlich sofort wahnsinnig gut gefallen. Ach ja, ich sollte vielleicht noch schnell erklären, wer und was sie ist. Also, sie ist Tänzerin – Nackttänzerin natürlich – in dem Nachtclub, in dem mich Markus geschleppt hatte, nachdem in unserer Stammkneipe echt nichts los war.
Ich bin nun wirklich absolut nicht der Typ, der in einen Nachtclub oder ins Bordell geht, um sich nackte Frauen anzuschauen. Aber ich nahm Rücksicht auf Markus und kam mit. Markus hatte sich etwa einen Monat zuvor von seiner Freundin getrennt. Er meinte, sie ginge ihm einfach schrecklich auf die Nerven. Nach zwei Wochen hat er dann gemerkt, dass er ohne sie nicht leben kann, wie er sagte, und wollte zu ihr zurück. Bloß hatte sie zu dieser Zeit schon einen anderen, hat ihm sozusagen Hohn lachend die Tür gewiesen (nun ja, daran war er aber auch selbst schuld), und seither ist er ziemlich deprimiert. Da wollte ich ihm einfach einen Gefallen tun. Ich war aber sehr schnell ziemlich wenig begeistert von der ganzen Atmosphäre. Okay – was kann man von einem Nachtclub auch schon groß erwarten? Eine schummerige Beleuchtung, die durch die glitzernden bunten Lichter nicht angenehmer, sondern nur aufdringlicher wurde, laute Musik, volle Tische, teure Getränke, eine schlechte Bedienung, und dazu mehr oder weniger gut aussehende Girls, die sich vorne ausziehen und an der Stange tanzen. Also mich reizte das überhaupt nicht, aber Markus war total fasziniert.
Besonders eine kleine Blonde hatte es ihm angetan. Wahrscheinlich, weil sie ihn an seine Ex-Freundin erinnerte … Die war nämlich auch klein und blond. Und was sie sonst noch so für Eigenschaften hatte, darüber schweige ich mich lieber aus. In meinen Augen war Markus ohne seine Tussi weit besser dran, aber das zu sagen, hätte nichts gebracht, also behielt ich es für mich. Jedenfalls, Markus hätte ich so schnell aus dem Nachtclub nicht wieder loseisen können. Deshalb beschloss ich, noch eine Weile mit ihm zusammen da zu bleiben und dann aber doch nach Hause zu gehen. Er konnte ja dann meinetwegen noch bleiben – jedenfalls hatte ich damit meine Freundespflicht getan. Ich langweilte mich, starrte in mein Bier – unterhalten konnte man sich bei dem allgemeinen Lärm ja nicht – und warf ab und zu einen gleichgültigen Blick nach vorne, wo anfangs sogar gleich drei Girls damit beschäftigt waren, die Zuschauer aufzugeilen. Von denen Dreien gefiel mir aber auch nicht eine; nicht einmal ansatzweise. Vor allem nicht die Blondine, die es Markus angetan hatte.