Single Mann mit Katze – das ist irgendwie etwas, was Frauen begeistert. Das habe ich schon oft gemerkt. Immer wenn ich mal wieder auf Partnersuche im Internet war und da auf die Anzeigen kontaktwilliger Damen geantwortet habe, konnte ich damit punkten, dass ich eine Katze habe. Wenn die wüssten, was so ein wildes Biest wie meine Tabita alles an Arbeit und Ärger und Aufregung verursacht! Es hat auch nie etwas genutzt, dass die Frauen einen Mann mit Katze interessant fanden; irgendwie hat es nie richtig gefunkt. In den meisten Fällen ist es nicht einmal soweit gekommen, dass die Damen sich über die Katzenhaare in meiner Wohnung beschweren konnten, weil schon vor einem ersten intimen Treffen klar war, dass man sich nicht gut genug versteht für eine Beziehung. Und zweimal ist es mir passiert, dass wir dann zwar, nach einem Blind Date in der Öffentlichkeit, in meiner Wohnung zum romantischen Rendezvous verabredet waren, die Katzenhaare auf dem Sofa aber jeglichen Austausch von Zärtlichkeiten dabei verhindert und die Lady in die Flucht getrieben haben.
Das ist nämlich eine der Kehrseiten, wenn man eine Katze hat – sie verliert ihr Fell, und zwar beim Wechsel zum Sommerfell oder Winterfell gleich büschelweise, insgesamt aber auf jeden Fall durchgehend. Da kann man noch so oft und gründlich Staub wischen und Staub saugen – die Katzenhaare in der Wohnung wird man nicht los. Denn während ich tagsüber im Büro bin, kommen ja gleich wieder neue. Und selbst wenn ich die alle beseitigen würde, wenn ich nach Feierabend nach Hause komme – da gibt es ständig Nachschub. Und so gerne die Frauen auch alle die Vorstellung einer Katze mögen, mit den praktischen Notwendigkeiten, die mit der Haltung einer Katze verbunden sind, wollen sie dann doch lieber nichts zu tun haben. Da sind ja nicht nur die Katzenhaare; da ist das Katzenklo, da sind die ganzen Tierarztbesuche fürs Impfen und so weiter, da sind die Näpfe, und da sind die ganzen Sachen, die entweder angekaut oder heruntergeworfen werden, wenn das grau gestreifte Biest in meiner Wohnung unterwegs ist.
Nicht dass ihr mich jetzt falsch versteht; ich mag das Biest und möchte auf keinen Fall auf ihre Gesellschaft verzichten. Aber manchmal macht sie schon ganz schön viel Arbeit, und geärgert habe ich mich auch schon oft, wenn sie gerade mal wieder etwas erwischt hatte, an dem mein Herz hing, und es als Objekt für Kauübungen benutzt hat. Dass sie die zwei Male erfolgreich verhindert hat, aus einem Flirt ein Sexabenteuer werden zu lassen, das habe ich meiner Katze aber natürlich nicht übel genommen. Erstens kann sie ja nichts dafür. Und zweitens könnte ich mit Frauen, die eine Katze lediglich theoretisch, aber nicht als real existierendes Lebewesen mögen und akzeptieren, sowieso nichts anfangen. Obwohl mich, das muss ich zugeben, die Katzenhaare ab und zu auch stören – aber eine mögliche Freundin von mir wird sich damit ebenso abfinden müssen, wie ich das tue.
Noch schlimmer ist, dass Tabita öfter mal abhaut. Ich lasse sie außer im Winter oft draußen herumlaufen; dafür habe ich extra eine Katzenklappe eingebaut in die Hintertür, mit Erlaubnis meines Vermieters. Manchmal allerdings ist Tabita mit aller Gewalt nicht dazu zu bewegen, außerhalb der Wohnung herumzustromern, und dann wieder verschwindet sie tagelang und lässt sich nicht blicken. Sie ist natürlich sterilisiert; also mit Nachwuchs kann sie mir nicht ankommen. Trotzdem mache ich mir dann immer Sorgen, dass ihr etwas passiert sein könnte. Und für alle Fälle habe ich ihr nicht nur eine Tätowierung im Ohr verpasst, sondern auch ein Katzenhalsband mit einem kleinen Metallplättchen gekauft, auf das ich ihren Namen, meinen Namen und meine Telefonnummer eingraviert habe. Anfangs mochte sie das Teil gar nicht, hat immer versucht, das Halsband abzustreifen, aber inzwischen hat sie sich daran gewöhnt. Mit dieser Kontaktmöglichkeit auf dem Halsband tröste ich mich immer, wenn sie mal wieder längere Zeit verschwunden ist. Falls sie nicht überfahren wird, wird man sie wenigstens nicht ins Tierheim bringen, sondern zu mir. Missen möchte ich das Biest nämlich nicht … Genau dieses Plättchen hat mir dann am Ende doch zumindest ein heißes Sexabenteuer und einen One Night Stand eingebracht; womöglich sogar noch mehr, denn für heute Abend sind wir beide wieder miteinander verabredet. Und wenn das erneut ein ONS wird, dann kann man, bei zwei heißen Nächten, ja schon nicht mehr unbedingt von einem oberflächlichen erotischen Abenteuer sprechen. Das könnte durchaus auch bereits der Beginn einer engeren Beziehung sein. Na, ich will den Tag nicht vor dem Abend loben; erst einmal warte ich das Date heute Abend ab, dann sehen wir weiter. Aber von letzte Woche werde ich euch auf jeden Fall schon mal berichten. Das war allerdings kein Date; aber geendet hat es doch im Bett …
Tabita war letzte Woche mal wieder für ein paar Tage auf Achse. Sie kam nicht einmal zurück, um sich Fressen zu holen; das ist bei ihr schon reichlich ungewöhnlich, und ich begann langsam, mir Sorgen zu machen. Allerdings fing ich jetzt nicht an, Plakate zu drucken und an die Bäume zu nageln. Wer Tabita findet, wird mich, wenn er sie dem Besitzer zurückgeben will, über ihre „Katzenmarke“ von alleine finden und sie mir bringen, so überlegte ich. Und wenn ihr etwas passiert war oder sie an jemanden geraten war, der sie selbst behalten wollte, dann waren solche Plakate überflüssig und würden auch nichts helfen. Natürlich fiel es mir nicht leicht, einfach abzuwarten. Abends zu Hause saß ich wie auf glühenden Kohlen. Ich fuhr und lief auch in der Umgebung herum und hielt Ausschau nach ihr, aber ich konnte sie nirgendwo entdecken. Ja, und dann klingelte irgendwann das Telefon, als ich gerade lustlos versuchte, wenigstens eine Liveshow im Fernsehen zu verfolgen, trotz meiner Sorgen um Tabita.