Mit einem Kater wache ich auf. Ist allerdings mehr ein seelischer als ein körperlicher. Obwohl mein Kopf auch nicht gerade nett zu mir ist. In der Firma herrscht Hektik. Ein neuer Großkunde soll gewonnen werden. Gottseidank habe ich damit nichts zu tun, kann einfach an meinem PC vor mich hin arbeiten, in aller Ruhe.
Antje sehe ich nur kurz. Sie ist betont distanziert. Und ich bin es auch. Irgendwie geht mir die Frau auf die Nerven, mit ihren ganzen Ansprüchen an mich. Mit ihren undurchschaubaren, anstrengenden Launen.
Gut, an unverbindliches Poppen scheine ich mich erst erneut gewöhnen zu müssen; gestern hat’s ja nun nicht so besonders geklappt. Versager! Aber das kommt schon wieder. Und wenn nicht – auch in Ordnung. Hauptsache, ich habe endlich wieder einmal Zeit und Raum nur für mich alleine.
Auf den Feierabend, ganz ungestört in meiner Wohnung, freue ich mich richtig. In Ruhe nur für mich kochen, ein bißchen fernsehen. Ohne Antjes Kommentare dazu, die einem die interessanteste Doku vermiesen können. Danach vielleicht eine heiße Dusche, und mit dem Wasserstrahl auf den Schwanz halten, bis das Kribbeln ganz langsam hochsteigt und ich irgendwann abspritze. Genüßlich, nur von mir selbst kontrolliert.
Der Abend wird sogar fast so schön, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Zwischendurch klingelt einige Male das Telefon, aber ich ignoriere es. Ist mir völlig egal, wer es ist; ich will von niemandem etwas wissen. Und von Antje schon gar nicht; falls sie das sein sollte.
Am nächsten Tag gefällt es mir schon weniger, daß Antje und ich nichts miteinander zu tun haben.
Wie, verdammt nochmal, ist das eigentlich passiert, daß wir jetzt nicht einmal mehr mit dem anderen reden? Es gab keinen Krach und nichts.
Ein paar Male bin ich kurz davor, zu ihr zu gehen. Insgesamt zu drei verschiedenen Zeiten finde ich mich später auch tatsächlich vor ihrem Schreibtisch wieder. Aber entweder ist sie nicht da, oder sie registriert meine Anwesenheit nicht, oder sie wirft mir nur einen giftigen Blick zu, bevor sie sich in irgendwelche Papiere vertieft.
Na, dann eben nicht!
Alexander ruft an und berichtet, daß heute Abend Stammtisch ist. Er wird dabei versuchen, zwischen Antje und Bernd zu vermitteln. Es hat ihn überzeugt, was ich ihm erklärt habe, sagt er. Na, prima – was, bitte, habe ich ihm denn erklärt? Ich weiß es schon gar nicht mehr. Wie kam ich überhaupt dazu, mich für diese kapriziöse Gans einzusetzen bei ihm? Er spürt, daß etwas ist, aber ich weiche seinen Fragen aus.
Irgendwie geht der Tag auch rum. Ab sechs ertappe ich mich dabei, daß ich trotz allem Antje die Daumen halte für den Stammtisch. Um halb zehn klingelt es an der Tür. Es ist Alexander.