Endlich kommt sie die Treppe hoch. Und kaum ist sie da, ist sie auch schon so sehr da, daß daneben erst einmal nichts anderes mehr Platz hat.
Lang und breit und haarklein erzählt sie mir, wie toll Alexander war, und daß er es, wie man hoffen kann, geschafft hat, das Problem mit Bernd aus der Welt zu räumen. Es freut mich wahnsinnig, daß alles so gut hingehauen hat. Ansonsten höre ich vor allem eines aus ihren ganzen Worten heraus. „Dieser Alexander hat dich aber ganz schön durcheinander gebracht,“ stelle ich grinsend fest.
Erst ist sie empört, aber schließlich lacht sie und gibt mir recht. Wobei sie sich natürlich den Seitenhieb nicht verkneifen kann, daß es mir schließlich ebenso geht.
Dazu will ich mich ja nun nicht näher äußern. „Deinen Konflikt mit Bernd scheint er jedenfalls hervorragend in den Griff bekommen zu haben,“ lenke ich ab.
Merkwürdigerweise scheint sie aber gar nicht erleichtert zu sein, daß sie die Sorge wegen Bernd los ist. Irgend etwas befürchtet sie. Was, damit rückt sie nicht heraus. Auch nicht, als ich sie damit provoziere, daß sie doch sicher Gespenster sieht.
Erst denke ich, sie spinnt, aber sehr schnell färbt ihre Unkenstimmung auf mich ab.
Dann klingelt das Telefon. Sie geht ran, erschrickt sichtlich, schaltet den Lautsprecher ein und wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu. Sofort bin ich bei ihr, streichele sanft ihre Schultern, um Unterstützung damit zu symbolisieren, und höre nun das erste Mal Bernds Stimme.
Gott, einer von der Sorte! Seine Stimme knatscht und knarrt, und man kann ihr anhören, daß er nicht in der Lage ist, irgend etwas wahrzunehmen, was nicht in sein Konzept paßt. Nörgel, nörgel, mecker, mecker, so lange, bis die anderen völlig entnervt nachgeben. Abwehren kann man ihn kaum; er ist hartnäckig, registriert weder Ablehnung noch Nackenschläge, wenn er wie ein Bulle auf das rote Tuch auf sein Ziel zustürzt.
Ein privates Treffen mit Antje will er haben.
Wie solche Leute die Welt sehen, ist überaus faszinierend. Große Teile der Wirklichkeit existieren für sie gar nicht. Dadurch wird alles schief. Über solche schleimigen Drängler habe ich mich schon oft geärgert. Und über die Frauen, die ihnen eifrig zuhören, statt gleich machtvoll die Klappe fallen zu lassen – ihnen direkt auf die Finger.