21. Mai 2008

Fetisch Roman – Kapitel 26 – Telefonterror – Sichtweise Antje

Ich kann es kaum erwarten, zu David zu kommen und ihm alles zu erzählen. Noch nicht einmal ganz in der Tür, sprudele ich schon los. David hört sich alles erst sehr geduldig an. Dann grinst er breit.

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Dieser Alexander hat dich aber ganz schön durcheinander gebracht,“ stellt er spöttisch fest. Wütend sehe ich ihn an. Wie zum Teufel hat er das mitbekommen? Nicht mit einer Silbe habe ich davon gesprochen! Aber dann muß ich doch lachen. „Hat er, allerdings,“ gebe ich zu. „Auch nicht viel weniger als dich.

Deinen Konflikt mit Bernd scheint er jedenfalls hervorragend in den Griff bekommen zu haben,“ weicht David aus. Nun, ebenso wie mir, ist auch ihm die Anziehung, die Alexander auf uns beide ausübt, noch ein etwas zu heißes Thema; und ich bin sehr einverstanden damit, es jetzt nicht weiter zu erörtern. „Ich hoffe nur, daß ich jetzt wirklich eine Weile Ruhe habe, was Bernd angeht,“ sinniere ich. „Nach allem, was du mir von Alexanders Vermittlungsversuch erzählt hast,“ erwidert David, „sieht es mir ganz danach aus. So oft wirst du ihn ja auch nicht treffen beruflich.

Sicher nicht, nein,“ räume ich ein. „Und er hat versprochen, daß er mich in Zukunft bei den Sitzungen nicht mehr so unverschämt behandelt. Trotzdem – irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl.“ „Du siehst Gespenster,“ lacht David.

Nur zu gerne möchte ich ihm glauben.

Aber sehr schnell stellt sich heraus: Ich sehe keine Gespenster. Bloß kommt das neue Problem aus einer völlig unerwarteten Richtung.

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Etwa eine halbe Stunde später klingelt das Telefon. Es ist Bernd. Mir wird ganz anders. „Worum geht es denn?“ frage ich und versuche dabei, Mißtrauen und Ablehnung nicht allzu deutlich zu zeigen. Wenn ich Bernd offen feindselig gegenübertrete, ist das dank Alexanders Hilfe eingetretene Gutwetter mit Sicherheit schlagartig wieder vorbei.

Ich wollte mich noch einmal in Ruhe mit dir alleine unterhalten,“ antwortet Bernd. David hat inzwischen bemerkt, daß es sich um einen Anruf handelt, der mir unangenehm ist. Er ist herangekommen und massiert sanft meine Schultern. Was mich spüren läßt, wie verkrampft ich bin.

Davids wortlose Unterstützung gibt mir den Mut zu sagen: „Ich denke, Bernd, wir sollten unseren Kontakt auf die beruflich unumgänglichen Treffen beschränken.“ „Du warst es doch,“ entgegnet er, „der ihn durch die Einschaltung von Sir Elias auf die private Ebene gebracht hat.“ „Ich habe Alexander – Sir Elias – nur um Hilfe gebeten, um uns beiden den geschäftlichen Umgang leichter zu machen,“ korrigiere ich ihn. „Damit war nicht gemeint, daß …“ „Fest steht jedenfalls, daß du dich sehr bemüht hast, mich auf privater Basis zu treffen,“ fällt Bernd mir ins Wort. „Und auf diese Aufforderung möchte ich reagieren.

Ja spinnt der Typ denn jetzt total? Wie kann man mein Verhalten derart mißverstehen?

Was, um Himmelswillen, mache ich jetzt bloß? Ich muß solchen Anrufen ganz klar ein- für allemal einen Riegel vorschieben. Andererseits darf ich dabei nicht zu massiv werden, sonst geht der Ärger beim nächsten Meeting wieder los und Alexanders Bemühungen um Versöhnlichkeit waren völlig vergeblich.

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Darüber möchte ich erst einmal in Ruhe nachdenken,“ erkläre ich ausweichend. Erst einmal Zeit gewinnen, denke ich; vielleicht gehört diese Sache ja zu den Problemen, die sich von selbst lösen. (Klar – und morgen kommt der Weihnachtsmann, beschimpfe ich mich selbst.)

Du meldest dich dann bei mir?“ drängt Bernd. Widerstrebend stimme ich zu. „Aber warte damit nicht zu lange,“ setzt er nach.

Das regt mich auf, und blitzschnell überwindet mein Temperament sämtliche Hindernisse, die die Vernunft ihm in den Weg stellt. „Also in dem Ton nicht,“ empöre ich mich. „Du wirst schön geduldig warten, bis ich soweit bin!“ „Ich bitte um Vergebung, Herrin,“ erwidert Bernd. „Ich bin nicht deine Herrin, Bernd,“ erwidere ich scharf, „und ich werde es auch nicht. Das heißt aber noch lange nicht, daß ich mich von dir herumkommandieren lasse!

Noch einmal entschuldigt er sich, dann kann ich das Telefonat beenden. Danach ist meine Laune so schlecht, daß ich am liebsten etwas gegen die Wand schmeißen würde. Der arme David, der nur versucht, mich zu beruhigen, muß sich einige giftige Sätze anhören. Er bleibt dabei so gleichmäßig ruhig und liebenswürdig, daß ich ein ganz schlechtes Gewissen bekomme und mich schließlich bei ihm entschuldige.

Am nächsten Morgen um halb acht kommt der nächste Anruf. Bernd „will sich nur erkundigen, wie weit ich mit meinen Überlegungen gekommen bin“. Tagsüber bei der Arbeit erhalte ich zwei weitere, abends den nächsten.

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So geht das drei Tage lang, und ich werde langsam zum nervlichen Wrack; bei jedem Telefonklingeln zucke ich zusammen und mein Herz hämmert wie verrückt. Ich bin fahrig, schlecht gelaunt, und kann mich bei David nur immer wieder für seine unerschöpfliche Geduld mit dieser schrecklichen Xanthippe bedanken, die auf einmal an seiner Seite weilt. Auch bei der Arbeit fehlt mir die Konzentration, und mir passieren einige Schnitzer, wegen derer mein Chef mich ziemlich zusammenbrüllt. Was meine Laune auch nicht gerade verbessert.

Am Abend des dritten Tages schnappt David nach dem Telefon, noch bevor ich den Hörer abnehmen kann.

Diesmal ist es aber natürlich nicht Bernd, sondern meine Mutter. Die mich, kaum daß ich dran bin, peinlich genau examiniert, was das denn für ein Mann sei, der die Unverschämtheit besitzt, in meiner Wohnung ihren Anruf entgegenzunehmen. Seit wann ich mit ihm zusammen bin. Was er denn beruflich macht. Wie ich ihn kennengelernt habe. Was daraus werden soll. Einzig die Frage, ob er in der Lage ist, eine Familie zu ernähren, unterläßt sie. Aber gewiß nicht aus Taktgefühl.

Ich bereue es tausendfach, ihr nicht schon längst von David erzählt zu haben – aber irgendwie hat es sich einfach nicht ergeben. Und schließlich kann ich ja auch nicht nach jeder Liebesnacht zu meiner Mutter rennen und damit angeben. Und wenn es etwas so ernstes ist wie mit David, dann erst recht nicht. Schon aus purer Vorsicht; wenn sie das mitbekommt, will sie ihn gleich sehen. Und das möchte ich ihm und mir ersparen, so lange es geht.

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So antworte ich recht unverbindlich. Doch dabei presse ich Davids Hand so fest, daß ich ihm beinahe alle Knochen breche, verdrehe die Augen und schüttele den Kopf, damit er bloß nicht auf den Gedanken kommt, die Beziehung sei mir so unwichtig, wie es klingt.

Trotzdem ist er natürlich leicht verschnupft, als ich meine Mutter endlich losgeworden bin. Das ist genau das, was mir noch gefehlt hat – ein Krach mit David.

Ich versuche es ihm ganz ruhig zu erklären, warum ich gelogen habe. Es hilft nichts. Er sieht mich nur an wie ein verwundetes Tier, bis ich genug habe und ihn entnervt anschreie: „Verdammt nochmal, willst du dich unbedingt gleich mit lauter Fragen löchern lassen, wann wir zusammenziehen, wann wir heiraten und wann das erste Kind kommt?

Zu meinem Erstaunen fängt er an zu lachen. Verwundert und böse sehe ich ihn an. „Also, mit den beiden letzten Dingen sollten wir uns unter Umständen noch ein wenig Zeit lassen,“ erklärt er grinsend. „Aber was das Zusammenziehen angeht, dagegen hätte ich nicht das geringste einzuwenden!“ „Oh, David,“ murmele ich, so gerührt, daß ich heulen könnte. „Aber nur unter der Voraussetzung, daß wir Deine Mutter zur Einweihungsfete einladen,“ ergänzt er provozierend. Das trägt ihm einen heftigen Biß in die Muskeln seines linken Oberarms ein. Stöhnend läßt er sich gegen mich fallen. Ich merke, wie ich feucht werde.

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Aber noch bevor ich auch nur den Vorschlag machen kann, vielleicht ins Schlafzimmer zu gehen, unterbricht uns das Telefon. Zögernd sehe ich dieses Ding an, das inzwischen fast zum Folterinstrument geworden ist. David will danach greifen, aber ich bin schneller. Wie erwartet, höre ich Bernds Stimme. Und mit einem Male ist sämtliche Unsicherheit ihm gegenüber wie weggeblasen, und ich schere mich einen Teufel um die Konsequenzen dessen, was ich jetzt tun werde. „Mein lieber Bernd,“ erkläre ich, völlig ruhig, „ich will mit dir nichts zu tun haben. Ich werde äußerst höflich zu dir sein, wenn wir uns beruflich treffen, und ich hoffe, daß ich dasselbe auch von dir erwarten kann. Aber darüber hinaus möchte ich dich weder sehen, noch von dir hören. Und ich möchte dich dringend bitten, mich nicht mehr anzurufen.“ Dann knalle ich den Hörer auf.

Sofort klingelt es erneut. Ich nehme ab, beende die Verbindung und lasse den Hörer daneben liegen.

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Dann drehe ich mich zu David um. „Ich glaube, wir sind gerade bei etwas gestört worden, das ich unbedingt fortsetzen möchte,“ erkläre ich, die Stimme bereits wieder heiser vor Erregung, und beginne damit, ihm das Hemd auszuziehen.

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