Man kann sich als Chef noch so viel Mühe geben – man kennt seine Angestellten doch nie richtig. Das liegt natürlich vor allem daran, dass man sie eben nur bei der Arbeit trifft und von ihrem Privatleben überhaupt nichts mitbekommt. Außer wenn sich manchmal dann doch Einblicke in eben jenes Privatleben erschließen. Dann allerdings kann es sein, dass man eine ziemliche Überraschung erlebt. So ging es mir mit Marlene, einem Mädel aus der Buchhaltung bei uns. Ich hatte bisher eigentlich nie groß auf sie geachtet. Sie hatte jetzt auch nicht unbedingt einen wichtigen Job; sie war lediglich eine Art Assistentin für unseren Buchhalter. Wenn mit der Buchhaltung etwas abzuklären war, dann hatte ich es mit ihm zu tun und nicht mit ihr. Sie war jetzt auch nicht unbedingt ein so auffälliges Girl, das man sie nicht hätte übersehen können. Sie war eher genau das, was man sich unter einem Buchhalter vorstellt – langweilig und unscheinbar; eine kleine graue Maus, die gerne im Hintergrund verschwand. Ihre Kleidung war korrekt, aber nicht schick, und schon gar nicht sexy. Sie schminkte sich kaum, und ihre langen Haare band sie sich einfach mit einem Gummi zurück, ohne sich viel Mühe mit einer richtigen Frisur zu machen.
Wenn ich mal ehrlich zu mir selbst war, hatte ich sie mir nie auch nur genau betrachtet, geschweige denn irgendwelche Gedanken an sie verschwendet. Sie war einfach da, ohne eine große Rolle zu spielen. Doch das änderte sich alles, als ich sie gestern Abend das erste Mal in einem ganz anderen Zusammenhang sah. Zuerst hatte ich sie überhaupt nicht erkannt. Marlene im Büro und Marlene, wie ich sie gestern Abend erlebte, das waren zwei vollkommen verschiedene Welten. Ihr kennt doch diese berühmten Vorher-Nachher-Bilder in den Frauenzeitschriften, wo gezeigt werden soll, wie aus einem hässlichen Entlein durch das Eingreifen eines Stylisten oder einer Modeberaterin auf einmal ein wunderschöner Schwan wird. Das, was man da so alles zu sehen bekommt, das war aber überhaupt nichts gegen den totalen Gegensatz der beiden Seiten von Marlene. Ich hatte sie ja morgens noch in der Firma gesehen; mit einer grauen Flanellhose ohne Pfiff, mit einer weißen Bluse, die so aufregend war wie ein nasser Waschlappen, mit vernünftigen, etwas groben Schuhen mit einem flachen Absatz und ihren ungestylten Haaren, ohne Make-up. Oder was heißt hier gesehen – ich hatte sie flüchtig wahrgenommen. So wie man auch eine Tapete wahrnimmt, die seit Jahren an der Wand hängt, ohne sie richtig zu sehen. Es war ein Wunder, dass ich mich an ihre Kleidung erinnern konnte. Wahrscheinlich hing es damit zusammen, dass es sozusagen ihre Standard-Uniform fürs Büro war.
Ja, und dann war ich abends unterwegs. Es hatte ein neuer Nachtclub aufgemacht, und als Single, als ewiger Junggeselle, konnte ich mir die Eröffnung nun wirklich nicht entgehen lassen. Von der Atmosphäre, von den Drinks und von den Preisen her war der Nightclub zunächst einmal nichts Besonderes; ich konnte nur hoffen, dass es wenigstens eine der geplanten Performances der Girls so richtig bringen würde, denn sonst hatten die mich als neuen Kunden gesehen. Selbst die Bedienungen, die mit nackten Titten, schwarzem Rock und weißem Schürzchen herumliefen, dessen Träger rechts und links von den Titten verliefen, waren einfach nur ganz normale Nutten oder meinetwegen auch Hobbynutten; die waren ganz sexy und bestimmt nicht schlecht, aber vom Hocker reißen konnten sie zumindest einen Mann mit so viel Nachtclub Erfahrung wie mich garantiert nicht. Spaßeshalber griff ich der einen Bedienung doch mal unter den ultrakurzen Rock – und musste feststellen, dass sie einen Slip darunter anhatte! Für eine versaute Hure in einem Nachtclub ist so was doch wohl nicht drin, oder? Es versaute mir echt die Stimmung, auch wenn die Lady mich ganz freundlich anlächelte und mit den beachtlichen Titten wackelte. Die wollte wohl mehr von mir … Aber ich wollte wirklich nur noch ein, zwei der Aufführungen der Girls abwarten, und wenn die ähnlich langweilig waren wie die Bedienungen, dann würde ich gleich meine beachtliche Zeche bezahlen und gehen. Am ersten Abend war der Club noch nicht so sehr gut besucht; ich konnte mir einen Platz direkt unterhalb der kleinen Bühne sichern, wo ich die auftretenden Mädels aus nächster Nähe betrachten konnte. Die Bühne war hinten ziemlich breit, und dann endete sie nach vorne hin in einem schmalen rechteckigen Ausläufer, der mich an einen Anlege-Kai aus Holz im Hafen erinnerte, oder an den Catwalk auf einer Modenschau, nur dass er nicht so endlos lange war. Vorne ragten auf diesem Ausläufer zwei silberne Stangen auf. Welchen Zweck die hatten, das war ja klar. Ich konnte nur hoffen, dass ich in diesem neuen Nachtclub etwas mehr zu sehen bekam als einfach nur einen Striptease an der Stange, wie man ihn überall sieht.
Die erste der geile Nutten, die dort einen Auftritt hatte, enttäuschte mich allerdings schwer. Sie war entweder eine der Bedienungen oder trug zumindest eine der Uniformen wie die Bedienungen, und die zog sie dann, von Musik begleitet, langsam aus. Auch sie hatte ein Höschen unter dem Rock an. Immerhin war das wenigstens ein String Tanga und schon ganz scharf; und sie zog diesen String dann auch aus und zeigte eine perfekte rasierte Muschi. Aber insgesamt konnte wenigstens mich ihr Auftritt nicht unbedingt überzeugen. Sie turnte auch wirklich bloß da oben an der Stange herum mit ihrem Strip Dance; sie kam nicht herunter, machte die männlichen Gäste nicht mit einem Lapdance scharf und nichts. Da hatte ich mir wirklich Besseres erhofft. Und die anderen Nachtclub Gäste sahen das wohl ähnlich. Entsprechend müde war auch der Beifall, als sie ihren Abgang machte. Dann ging auf einmal das Licht im ganzen Club aus. Zuerst glaubte ich an einen Stromausfall oder eine durchgeknallte Sicherung, aber es schien wohl Absicht zu sein, denn nach ein paar Sekundenbruchteilen fast vollständiger Dunkelheit gingen oben auf der Bühne kleine Lichter am Boden an, so wie man sie vom Kino her kennt, damit man den Weg zum Ausgang auch findet, während der Film läuft und das Licht aus ist, und anschließend kam sofort ein Scheinwerferkegel mitten auf die Bühne. Die Stelle, die er beleuchtete, war allerdings zunächst noch leer. Immerhin verstand man es, bei diesem zweiten Auftritt die Spannung der Zuschauer zu wecken. Ein zweiter Scheinwerfer ging an und beleuchtete den Weg, den jetzt ein Girl nahm, bis sie direkt im Licht des ersten Scheinwerfers stand, an der Stelle, wo sich jetzt die beiden Lichtkegel überlappten. Die junge Frau, die dort zu sehen war, war wirklich atemberaubend. Sie hatte lange, dunkle Haare, die ihr bis fast auf den Arsch gingen, und die in weichen Locken herab fielen, volle, rotgeschminkte Lippen, ausdrucksvolle Augen, durch entsprechende Schminke betont, volle Brüste, die in einem Korsett aus einem glänzenden roten Stoff steckten, das ihr eine wahnsinnig schlanke Taille verlieh, und endlos lange Beine in schwarzen Nylonstrümpfen mit Strapsen. High Heels, rote Lack Pumps mit einem unglaublich hohen, spitzen Absatz verlängerten ihre Beine optisch noch. Die Lackpumps schlossen oben mit einem schmalen Band um ihre Fesseln. Ja, genauso muss eine geile Hobbynutte aussehen, wenn sie Männern den Kopf verdrehen wollen!