Ich bin jetzt 46, und ich habe mein Leben lang nichts anderes gemacht als den Haushalt organisieren, die Kinder groß ziehen – und putzen, putzen, putzen. Ich kann euch gar nicht sagen, wie sehr mir das Putzen zum Hals heraus hängt! Wenn ich schon einen Staubwedel, einen Feudel oder das Fensterputztuch sehe, dann könnte ich schon einen hysterischen Anfall kriegen. Mein Mann hat dafür natürlich kein Verständnis. Er meint immer, meine Arbeit, im Gegensatz zu seiner natürlich überhaupt nicht wichtig oder verantwortungsvoll oder schwierig oder anstrengend, sei im Vergleich zu dem, was er jeden Tag im Büro zu erledigen habe, ein echter Klacks.
Ich versuche es jetzt schon zwei Jahre lang, dass er es mir erlaubt, mir eine Putzfrau ins Haus zu holen, die mir wenigstens einmal in der Woche die groben Arbeiten erledigt, aber er weigerte sich bisher standhaft. Und ich als reife Hausfrau habe natürlich außer meinem Haushaltsgeld, das dafür niemals ausreichen würde, keinen einzigen Cent eigenes Geld; in solchen Dingen bin ich wirklich darauf angewiesen, dass er sein Okay dazu gibt. Aber dann habe ich ihn doch überlistet. Vor etwa einem Monat kam mein Mann nämlich zu mir. Zuerst druckste er ein wenig herum, und dann rückte er mit der Sprache heraus – er wollte sechs lange Wochen in Kur gehen, weil er so furchtbar überarbeitet sei. Das alleine, dagegen hätte ich ja nichts gesagt. Ich habe sogar zunächst noch freudestrahlend erklärt, wie toll ich sechs Wochen Urlaub fände. Ich war mir ja ganz sicher, mein Mann nimmt mich mit in Kur. Wenn ich vielleicht auch nicht dort wohnen könnte, wo er ein Zimmer hatte, so konnte ich mir doch einfach ein Hotelzimmer nehmen und so dennoch in gewisser Weise die Zeit mit ihm verbringen. Nachts lege ich ohnehin am wenigsten Wert auf seine Gesellschaft. An Sex läuft zwischen uns sowieso so gut wie nichts mehr, und auf das Schnarchen neben mir kann ich gut verzichten.
So peinlich berührt, wie mein Mann auf meine Freude reagierte, wusste ich aber gleich, da stimmt was nicht. Ja, und dann hat er mir erklärt, er wolle allein in Kur fahren; ohne mich. Ich dachte mir natürlich sofort, dass da eine Affäre dahinterstecken musste. Mein Mann und sechs Wochen allein in Kur – das kann er seiner Großmutter erzählen! Wahrscheinlich war er hier der Versuchung zum Fremdgehen erlegen und glaubte nun, die Partnerin bei seinem Seitensprung während der Kur ungestört sechs Wochen lang immer dann vögeln zu können, wenn er Lust dazu hatte. Und wenn er einen Ständer zustande brachte … Was für ihn in seinem Alter längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Am liebsten hätte ich ihm eine Szene gemacht, aber eine hysterisch keifende reife Hausfrau ist nun mal kein schöner Anblick. Ich habe dann aber blitzschnell geschaltet und ihm gesagt, er kann das gerne machen, ich bin sogar einverstanden, aber nur dann, wenn er mir endlich eine Putzfrau genehmigt. Schließlich hat eine reife Frau wie ich auch ab und zu mal ein wenig Erholung nötig. Zähneknirschend hat er dann ja gesagt, allerdings darauf bestanden, dass ich mir keine private Putzfrau suche, sondern die Reinigungsfirma beauftrage, die auch in seiner Firma sauber macht. Mir war das ja völlig egal, woher meine Putzfrau kam; wenn er unbedingt ein wenig mehr pro Stunde zahlen wollte, denn professionelle Reinigungskräfte sind nun einmal teurer als eine private Zugehfrau, dann war das seine Sache. Und falls er plante, die Rechnung dann von der Steuer abzusetzen, dann war mir das auch schnuppe; ich verdiene kein eigenes Geld, also kümmert mich der ganze Kram mit dem Finanzamt nicht. Soll er selbst sehen, wie er mit seiner Steuer klar kommt.
Damit er es sich nicht doch noch anders überlegte, habe ich gleich am nächsten Tag bei der Reinigungsfirma angerufen, um alles perfekt zu machen. Wenn das erst einmal alles vereinbart und festgeklopft war, dann konnte er da nicht mehr so leicht wieder raus, wie aus einem simplen Versprechen mir gegenüber. Denn was konnte ich denn tun, wenn er wirklich allein – mit seiner Geliebten … – in Kur fahren wollte, ohne mir als Entschädigung eine Putzfrau zu spendieren? Nichts! Als reife Hausfrau war ich da machtlos und total von ihm abhängig. Aber der Firma zu erklären, dass es mit dem Putzen vom Privathaushalt nun doch nichts würde, nachdem ich alles schon ausgemacht hatte, das wäre ihm garantiert peinlich gewesen. Ich hatte auch eine sehr nette junge Dame am Telefon bei der Reinigungsfirma. Der Stimme nach sicherlich nur halb so alt wie ich … Die wollte mich zuerst über die Preise aufklären. Da habe ich ihr dann aber sofort gesagt, das interessiere mich nicht, die Rechnung gehe an meinen Mann. Das fand sie zwar ersichtlich merkwürdig, aber sie kommentierte das nicht. Sie würde dann jemanden vorbeischicken, so meinte sie, der sich das alles mal anschaut, damit sie den Arbeitsaufwand schätzen und gegebenenfalls einen Pauschalpreis vereinbaren könnten. Weiterhin wies sie mich darauf hin, dass bei ihnen Männer und Frauen für solche Reinigungsarbeiten zuständig waren und wollte wissen, ob ich da bestimmte Wünsche hätte, als ob mir denn ein Mann oder eine Frau lieber wären oder ob mir das egal sei.
Ein Putzmann? Ein Putzmann??? Ich hätte ja beinahe laut losgelacht. Wenn ich mir meinen Mann beim Putzen vorstellte – das wäre wirklich ein Anblick zum Schreien. Aber dann schämte ich mich doch meiner spontanen Reaktion. Es gibt bestimmt viele Männer, die sind beim Putzen nicht schlechter als weibliche Hausfrauen; man darf heutzutage nicht mehr so in Schubladen denken. Außerdem – ein Mann im Haus, am Ende vielleicht sogar noch ein junger Mann, das wäre doch genau die Abwechslung, die ich brauchte. Nun wollte ich mich allerdings nicht so offen hinstellen und sagen, dass ich einen Mann zum Putzen wollte. Sonst hätte das Mädel am Telefon bestimmt gleich gedacht, da ist eine reife frustrierte, vernachlässigte Hausfrau, die sich auf diese Weise ein bisschen Frischfleisch holen will. Das wäre mir dann doch zu unangenehm gewesen. Deshalb sagte ich nur sehr betont, ich hätte da keine speziellen Wünsche, es dürfe gerne auch ein Mann sei, der zu mir ins Haus komme. Zum Glück hatte mir die junge Frau vorher noch gesagt, dass die meisten Kunden auf Frauen bestanden; so wirkte ich nicht notgeil, sondern großzügig.