26. August 2009

Entführung – Sadomaso Rollenspiel

Also so hatte er sich das ganz bestimmt nicht vorgestellt, seine Entführung! Klar, er hatte sie sich selbst gewünscht. Es war schon immer sein Traum gewesen, einmal von zwei solch strengen, dominanten und dabei doch attraktiven Ladys entführt zu werden. Aber hatten sie es nicht ein wenig übertrieben mit dem Realismus, mit dem sie die Entführung versehen hatten? Es war natürlich alles abgesprochen gewesen.

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Sie drei hatten sich, nachdem sie sich auf der SM Party getroffen und sich gleich sympathisch gefunden hatten – nun ja, da war auch noch ein bisschen mehr gewesen als Sympathie, zumindest auf seiner Seite, eine unwiderstehliche erotische Anziehungskraft … – mehrfach getroffen und alles genau geplant. Es war Zufall gewesen, dass auf der Sadomaso Party ausgerechnet eine Autorin aus einem ihrer neuesten SM Bücher vorlesen sollte, in dem es um die Entführung und Erziehung eines Sklaven durch zwei Herrinnen ging. Das heißt, von seiner Seite her war es kein Zufall gewesen, sondern der einzige Grund, warum er sich als Single Mann auf diese Sexparty gewagt hatte. Er wusste ja, wie das war. Zuerst einmal zahlte er mehr Eintritt als die Paare oder gar die Solo Damen, die alle kostenlos hineinkamen, dann würde er die meiste Zeit dumm herumstehen, und was er auch machte, es war garantiert falsch. Wenn er den anwesenden Damen – wobei ihn vorwiegend die dominante Frauen interessierten, nicht die devoten – nicht genügend Aufmerksamkeit schenkte, dann waren sie beleidigt und ließen ihn das spüren. Schenkte er ihnen jedoch zu viel Aufmerksamkeit, war das natürlich auch wieder nicht recht, denn dann fühlten sie sich belästigt und hielten ihn für aufdringlich. Deshalb hatte er versucht, sich immer am Rand zu halten und möglichst nicht aufzufallen. Ganz so unauffällig war seine Person aber offensichtlich doch nicht gewesen, denn als die Lesung geendet hatte, waren diese beiden erkennbar dominanten Frauen auf ihn zugekommen. Sie hatten sich nicht vorgestellt, keinen Small Talk gemacht, sie waren gleich auf ihr Ziel zugesteuert. „Du hast ausgesehen, als ob dir das gefallen würde, auch mal entführt zu werden„, hatte die eine gesagt, die Blonde, von der er jetzt wusste, sie nannte sich Mistress Regina. Er hatte sehnsüchtig geseufzt und die Frage bejaht. So sehr war er noch befangen in der sinnlichen Stimmung, die die Lesung in ihm hervorgerufen hatte, er hätte nichts anderes tun können als zugeben, was für die beiden Dominas ohnehin offensichtlich war.

Zu dritt hatten sie sich noch lange unterhalten, ohne dass erneut die Sprache auf eine Entführung gekommen wäre. Er hatte eine Weile jegliche Anrede vermieden. Die zwei Damen duzten ihn ganz selbstverständlich, doch für ihn als devoten Mann wäre es empfehlenswert gewesen, sie zu siezen. Er war auch bereit dazu, fürchtete jedoch, es könne ihm wiederum als Zeichen von Aufdringlichkeit angekreidet werden. Doch irgendwann ließ es sich nicht mehr vermeiden, dass er eine von beiden direkt ansprach – es war die Brünette gewesen, Katerina -, und das „Sie“ war ihm ganz selbstverständlich von den Lippen gekommen. Als es passiert war, schauten die beiden sich an, als ob es ein Zeichen gewesen wäre, auf das sie nur gewartet hatten, und sie hatten beide sehr zufrieden gelächelt, wie Katzen, die gerade den Kanarienvogel gemopst haben. Und sofort hatte Mistress Regina ihn gefragt, ob es nur eine Fantasie von ihm wäre, oder ob er bereit sei, eine solche Entführung wirklich einmal real zu erleben; als dominant-devotes Rollenspiel natürlich, und insofern nur gespielt real, aber doch in echt.

Er hatte das sofort begeistert bejaht, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen dieser Antwort zu machen. Wieder hatten die zwei Dominas sich angesehen und gelächelt. Dabei war es ihm schon ein wenig unbehaglich geworden. Weiter war es an diesem Abend auf der SM Party nicht gegangen, aber die zwei hatten ihn für drei Tage darauf zu sich eingeladen, oder vielmehr in Katerinas Wohnung, und dabei waren sie dann mit der Sprache herausgerückt. Auch sie träumten von einer Entführung, nur in ihrem Fall als die Aktiven, als die Entführer, und sie hatten schon eine ganze Weile lang Ausschau nach einem geeigneten Opfer gehalten. In ihm glaubten sie es wegen seines träumerischen Ausdrucks bei der Lesung gefunden zu haben – und dieser Eindruck hatte sie ja nun auch nicht getrogen.

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Als sie alles besprachen, wie das mit der Entführung ablaufen sollte, hatten die beiden sich gar nicht als dominante, launische Ladys gezeigt. Es war eine durch und durch partnerschaftliche Absprache gewesen; nur dass er die beiden weiterhin gesiezt hatte, während sie ihn durchgehend duzten. Ansonsten jedoch hatte er volles Mitspracherecht besessen, und wenn er etwas abgelehnt hatte, wurde es verworfen, selbst wenn die beiden ihn hätten überstimmen können. Es war also bis in die kleinsten Details sein eigener Wunsch gewesen, der die Umstände der Entführung bestimmt hatte. Und exakt wie es abgesprochen war, war es auch passiert. Er war mit dem Zug bis zu einem kleinen Bahnhof gefahren, der sozusagen mitten in einer fast menschenleeren Pampa stand. Dort hatte ein Wagen gestanden. Als er sich suchend umgesehen hatte, waren die beiden Damen auf ihn zugekommen und hatten so getan, als ob sie ihn nicht kennen würden. Katerina hatte ihn um Feuer gebeten, und als er es ihr gab, hatte Lady Regina von hinten etwas über seinen Kopf geworfen und zugezogen; nicht so, dass er Angst haben musste zu ersticken, aber doch fest.

Kurz darauf wurden seine Handgelenke auf den Rücken gezogen, und dort schnappten mit einem metallischen Laut die Handschellen zu. Anschließend wurde er, orientierungslos und stolpernd, von Händen ein Stück gezogen, eine Autotür klappte auf, und er wurde in das Innere eines geräumigen Fahrzeugs gestoßen. (Er wusste, es war ein großer Geländewagen.) Während der Fahrt schlug er mehrfach mit Teilen seines Körpers irgendwo an. Wegen der auf dem Rücken gefesselten Hände, wo die Handschellen sehr bald unangenehm ins Fleisch schnitten, konnte er es nicht verhindern, in Kurven und beim Bremsen umhergeworfen zu werden wie ein Sack Kartoffeln. Er hatte keine Angst, denn er wusste ja, er hatte alles voll im Griff, er hatte ja schließlich das Drehbuch geschrieben, aber es war verdammt unbequem und schmerzhaft. Und da die beiden Damen, die ihn gekidnappt hatten, sich nicht unterhielten, gab es auch keinerlei Ablenkung von der Unbequemlichkeit, in die er sich gewissermaßen selbst gebracht hatte. Es war aber nicht nur Durchgeschütteltwerden, es waren nicht nur die schmerzhaften Stöße gegen Autositze und andere Teile, die in ihm eine ganz seltsam graue Verzweiflung aufsteigen ließen.

Er überlegte. Nun hatte er es endlich geschafft, er erlebte seinen Traum – aber statt darüber nun vollkommen glücklich zu sein, hätte er heulen können, wäre er nicht ein Mann gewesen. Und hätte dieser Sack über seinem Kopf ihm nicht ohnehin Angst gemacht zu ersticken; erst recht, wenn er den Tränen freien Lauf ließ. Mit einem sinkenden Gefühl in der Magengrube verinnerlichte er sich, was geschehen würde, sobald sie angekommen waren, in dem Haus, was Mistress Regina hier irgendwo in der Nähe hatte. Die beiden Damen würden ihn aus dem Fahrzeug ziehen und ihn im Garten ihres Hauses an einen Baum fesseln. Anschließend würde er seiner Kleidung beraubt werden – mit einer Schere sollte sie heruntergeschnitten werden, denn ein Messer war ihm zu gefährlich gewesen, und er hatte dafür auch extra seine ältesten Klamotten angezogen. Gerade das Fesseln im Freien hatte ihn daran gereizt; zumal als die zwei Damen ihm berichtet hatten, es gäbe bei ihnen sehr viele neugierige Nachbarn … Nach genau dieser ultimativen Demütigung hatte er sich gesehnt. Danach würden sie ihn mit Peitschen und Reitgerten traktieren, ihn eine Weile am Baum in seinen Fesseln hängen lassen, sich danach beide von ihm oral bedienen lassen und ihn wieder zum Bahnhof bringen. So war es geplant gewesen, und darauf hatte er sich wahnsinnig gefreut,, aber es war schon lange her, dass er zu etwas so wenig Lust gehabt hatte wie dazu, diese Sache jetzt durchzuziehen. Kurz überlegte er, beim Aussteigen den beiden dominanten Ladys begreiflich zu machen, dass er die Entführung abzubrechen wünschte. Irgendwann mussten sie ihm ja den Sack vom Kopf nehmen, und dann hatte er bestimmt kurz Gelegenheit, etwas zu sagen.

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Doch dann wurde ihm bewusst, für was für einen erbärmlichen Waschlappen die zwei Herrinnen ihn dann halten würden. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten; so schwer es ihm auch fallen würde; und zwar aus ganz anderen Gründen als wegen der physischen Qualen, die er bereits erleiden musste und noch würde er leiden müssen. Das hatte er ja vorher gewusst, dass dies unangenehm werden könnte. Nur hatte er gedacht, die Erotik der Situation selbst werde ihm darüber hinweghelfen. Auf einmal wusste er, was ihm fehlte. Genau die Tatsache, dass er alles vollständig selbst mit geplant und bestimmt hatte, genau das nahm der Entführung weit gehend ihren Reiz. Das machte es zu einem vorhersehbaren und deshalb langweiligen Spiel. Brennend wünschte er es sich in diesem Moment, dass die beiden wahre Dominanz zeigen und eigenmächtig von dem Plan abweichen würden. Aber das würden sie nicht tun; dazu waren sie zu verantwortungsbewusst; leider …

Der Wagen hielt an. Er biss sich auf die Lippen, schwarze Verzweiflung erfüllte ihn wegen der Dinge, die ihm jetzt bevorstanden, obwohl er sie sich doch selbst gewünscht hatte. Die Tür wurde geöffnet. Grob wurde er herausgezerrt. Halt – das waren keine Frauenarme, die da an ihm zogen, das musste ein kräftiger Mann sein! Was war da los? Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er wurde geschubst, setzte sich in Bewegung. Dann nahm ihn jemand beim Arm. Ja, das war eindeutig ein Mann! Sein Brustkorb zog sich zusammen. Man führte ihn in ein Haus, das konnte er hören und fühlen; sie waren nicht mehr an der frischen Luft. Und was war mit dem Fesseln an den Baum? Und jetzt ging es eine Treppe hinunter; wahrscheinlich den Keller. Es roch feucht und muffig. Er stolperte. Aufregung machte sich in ihm breit. Das war nicht das, was im Drehbuch gestanden hatte! Hatten die zwei Damen da etwas verwechselt? Oder war es gar Absicht, dass jetzt auf einmal alles so ganz anders lief? Er fühlte Gitterstäbe, eine Tür knarrte er, er wurde hineingeschoben, die Tür schlug wieder zu. Er trug noch immer den Sack und die Handschellen. Nun dachte er wirklich, ersticken zu müssen. Er konnte nichts sehen, er wusste nicht, wo er war, und das, was da jetzt gerade gelaufen war, das war so nicht abgesprochen gewesen! Er hatte keine Ahnung, wie lange er da so gestanden hatte, bevor er sich vorsichtig setzte. Und er wusste auch nicht, wie lange er da gesessen hatte, bevor die Tür aufging und er die vertrauten Stimmen von Katerina und Mistress Regina hörte. Sie nahmen ihm das weg, was seinen Kopf umschlossen hatte, ohne seine Handschellen zu lösen, kicherten dabei immer wieder. Er brauchte eine Weile, bevor er sich an das Licht gewöhnt hatte, obwohl es ja nur eine Art Dämmerlicht war, als der Sack fiel.

Wir haben dir ja versprochen, wir machen nichts, was du nicht willst„, meinte Katerina amüsiert, „aber es tut uns leid – dieses Versprechen abzugeben, dazu waren wir nicht berechtigt. Es ist also hinfällig. Ab jetzt wird nur einer bestimmen, was wir weiter mit dir machen – und das ist unser Herr.“ Er schluckte, starrte die beiden an. „Herr?„, krächzte er schließlich mit trockener Kehle. „Soll das etwa heißen, ihr seid keine Dominas?“ „Oh nein„, lachte die Blonde, die sich ihm als Mistress Regina vorgestellt hatte. „Wir sind Zofen. Unser Herr hat uns losgeschickt, wir sollten ihm einen hübschen Sklaven besorgen, der ihm ein paar Stunden lang zur Verfügung steht. Genau das haben wir getan.“ Schelmisch fügte sie hinzu: „Ich bin nicht Mistress Regina, sondern Zofe Regina. Regina und Katerina – die gehorsamen Dienerinnen ihres Herrn.“ „Du hast mich an der Nase herumgeführt!„, stieß er hervor. Auf einmal flog sein Kopf zur Seite; sie hatte ihm eine Ohrfeige verpasst, und sie hatte eine kräftige Handschrift! „Du hast mich noch immer zu siezen!„, herrschte sie ihn an. „Wir dienen unserem Herrn, aber für dich sind wir Herrinnen!“ Nun zerrten die beiden ihn ohne große Rücksicht die Treppe wieder hinauf, in den Flur oben, und von da aus in ein großes Zimmer, das vollgestellt war mit Geräten, die er zum Teil bisher nur aus seinen Folterfantasien kannte. Auf einem Sessel in der Mitte des Zimmers saß ein Mann; groß, kräftig, und mit kalten Augen.

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Lass mich überlegen„, sagte er, nachdem die beiden Frauen ihn vor diesem Mann auf den Boden gezwungen hatten, mit kräftigem Ziehen an seinen gefesselten Händen, „du hast dir eine Auspeitschung gewünscht. Genau die wirst du deshalb natürlich nicht bekommen. Aber freu dich nicht zu früh“ – dabei verzog sein Gesicht sich zu einem unangenehmen Grinsen – „ohne ähnliche oder sogar schlimmere Qualen als bei einer Züchtigung wird es für dich auf jeden Fall nicht abgehen.“ Anschließend wandte er sich an die Blonde und die Brünette. „Nun, meine süßen Zofen, dann zeigt mir mal, was man mit so einem armen, entführten Opfer so alles anfangen kann. Und gebt euch Mühe!“ Als Katerina ihn nun, wieder an den Handschellen, nach oben zog, war ihm beinahe schlecht vor Entsetzen. Und doch tobte in ihm auch eine heiße Flamme der Glückseligkeit, dass sein Traum – sein wahrer Traum, nicht das, was er dafür gehalten hatte – doch noch wahr geworden war.

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