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08. September 2008

Arztspiele

Ich weiß schon dass das, was ich erlebt habe, bevor Daniel und ich vor kurzem endlich doch zusammengefunden haben, nichts mit Kliniksex zu tun hat; auch wenn es echte Arztspiele waren … Wobei ich bis heute nicht weiß, ob er diese Arztspiele ebenfalls erotisch fand. Er hat mir zwar jetzt gesagt, dass er sich sehr früh in mich verliebt hat, seine Patientin – er, Daniel, ist nämlich ein Arzt, und zwar ein Allgemeinarzt, mein Hausarzt -, aber wahrscheinlich ist er als Arzt dann doch zu gewissenhaft, um Pulsmessen, Abhorchen, Spritzen geben und so weiter als erotische Spiele zu sehen.

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Für mich hingegen waren sie es, erotische Spiele, all diese Dinge, selbst das unangenehme Blut abnehmen und schmerzhafte Spritzen; und zwar schon recht bald. Denn ich habe mich schon gleich beim ersten Besuch in Daniel verliebt. Das liegt nicht an seinem Aussehen; obwohl er insofern wirklich etwas hermacht, das merke ich schon daran, wie begehrlich ihn andere Frauen anschauen, wenn wir gemeinsam unterwegs sind. Das habe ich bei meinem ersten Besuch allerdings überhaupt nicht bemerkt, dazu ging es mir viel zu schlecht. Ich hatte eine Grippe mit hohem Fieber, und befand mich zwar eigentlich vom Fieber her wieder auf dem Weg der Besserung. Allerdings war ich so schwach, dass jedes Aufstehen eine echte Qual für mich bedeutete. Ich konnte nichts essen, ich konnte nicht einmal lesen oder im Fernsehen einen Film anschauen, denn die Kraft dazu hatte ich nicht. In dieser Situation rief ich in der Praxis meines alten Hausarztes an. Wo man mir erklärte, ein Hausbesuch komme nicht in Frage; ich müsse mich schon in die Praxis begeben.

Statt auf einem Hausbesuch zu bestehen, wie es eigentlich mein Recht gewesen wäre, heulte ich still vor mich hin und unternahm die riesengroße Anstrengung, mich fertig zu machen und tatsächlich dort aufzutauchen. Leider waren alle meine Freunde am Arbeiten; keiner konnte mich hinfahren. Deshalb musste ich mich allein auf den Weg machen. Obwohl ich einen Termin hatte, erklärte man mir, als ich schwankend und schwach vor dem Tresen der Arzthelferinnen stand, dass der Arzt mich nicht sehen könne, er hätte zu viele Patienten. Wieder begannen die Tränen zu fließen, doch dann bot man mir an, statt dessen seinen jungen Kollegen aufzusuchen, der neu als Unterstützung in die Praxis gekommen war. Mir war das eigentlich herzlich egal, wer mich untersuchte, solange der Doktor irgendwie dafür sorgte, dass es mir besser ging und meine Kräfte zurückkehrten. Ermattet wartete ich im Wartezimmer, bis ich aufgerufen wurde. Ich schaffte es kaum, durch die üblichen Höflichkeitsformen zu segeln, als es soweit war, mit Guten Tag sagen, Hand geben und so weiter. Ich fiel einfach im Besucherstuhl vor Daniel zusammen und brach in Tränen aus. Statt viel zu sagen oder zu fragen, kam er zurück an meine Seite – er hatte sich noch nicht einmal auf seinen Arztstuhl setzen können, bevor ich die Beherrschung verlor -, half mir auf, sorgte dafür, dass ich auf der Untersuchungsliege Platz nahm und hielt dann einfach nur meine Hand. Ich dachte ja erst, er wolle mir den Puls messen, und das tat er wohl anfangs auch, behielt jedoch anschließend meine Hand in der seinen.

Es tat gut, seine ruhige Hand zu spüren, zumal er nichts sagte, sondern mir Zeit ließ, mich ein wenig zu erholen, und ab und zu auch sanft meinen Handrücken und meinen Unterarm streichelte. Das kam mir vor wie meine letzte Verbindung zur Welt der normalen Menschen, die aufstehen und herumlaufen können, ohne zusammenzubrechen. Es gab mir Wärme, es gab mir Kraft. Als ich meine Fassung etwas wiedergewonnen hatte, wobei er mich überhaupt nicht drängte, sondern anscheinend alle Zeit der Welt hatte, musste ich mich aufsetzen. Er stützte mich dabei und begann, als ich einigermaßen sicher saß, mit dem Abhorchen, fragte dabei ständig besorgt, ob es noch ginge oder ob ich mich kurz zwischendurch noch einmal hinlegen wolle. Nein, ich überstand das Abhorchen sehr gut; zumal seine warmen Hände auf meinem Rücken und auf meinem Brustkorb mir sehr angenehm vorkamen, zärtlich und liebkosend. Das nahm ich wahr, obwohl es mir so schlecht ging. Anschließend schrieb er mir etwas auf ein Rezept, nahm aber aus dem Probenschrank eine Probepackung und bestand darauf, dass ich noch in der Praxis zwei Tabletten nahm, damit ich für die erste Dosis nicht gleich in die Apotheke musste. Wie ich das hätte schaffen sollen, hätte ich ohnehin nicht gewusst. Anschließend ging er kurz nach draußen und bat eine Arzthelferin, mir ein Taxi zu rufen. Gekommen war ich mit dem Bus. Als ich schwach protestieren wollte, schüttelte er nur den Kopf und steckte mir einen zusammengefalteten Geldschein in die Tasche meines Rocks, half mir dabei, den Mantel anzuziehen und begleitete mich sogar nach unten. Ohne seinen stützenden Arm hätte ich die Stufen wahrscheinlich auch nicht bewältigen können. Ich bedankte mich so überschwänglich, wie mir das in meiner Schwäche möglich war, und sank dankbar in die Sitze des Taxis zurück.

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Eine Woche später, als ich tatsächlich schon beinahe wieder obenauf war, wie er mir das versprochen hatte, kam ich zum Kontrollbesuch, wie er es mir dringend angeraten hatte. Ich war reichlich verlegen, wenn ich daran dachte, wie intim genaugenommen unser erstes Treffen gewesen war. Das hatte ich noch nie erlebt, einen Arzt, der sich nicht scheut, seiner Patientin auch körperlich Beistand zu leisten. Etwas, die reine Güte dieser Gesten, das wahrscheinlich noch mehr als die Medikamente dafür gesorgt hatte, dass ich wieder auf die Beine gekommen war. Trotzdem, das war ja nun nicht gerade das, was normal zwischen Arzt und Patientin abging, und ich fürchtete, es werde Daniel jetzt peinlich sein. Einmal ganz davon abgesehen von der Sache mit dem geliehenen Geld; das ich in einem Umschlag an eine kleine Topfpflanze zurückgeben wollte, die sich bei ihm auf dem Fensterbrett bestimmt gut ausmachte. Stattdessen war er absolut ruhig, überhaupt nicht verlegen, und als wir uns bei der Begrüßung die Hand gaben, fasste er dabei kurz aufmunternd nach meiner Schulter, bevor er sein Geschenk entgegennahm, die Blume. So sehr diese Berührung als bloße Anteilnahme gemeint war, so sehr wühlte sie mich doch auf. Noch lange, nachdem er mir gegenüber saß, ohne jeden Körperkontakt, glaubte ich seine Hand dort zu spüren, wo sie, leider nur so kurz, gelegen hatte. Immerhin konnte ich ihn nun das erste Mal wirklich betrachten. Er wirkte im gleichen Alter wie ich, Anfang 30, zeigte aber, obwohl er noch ein junger Arzt war, bereits die ersten grauen Haare in seinem dunklen Schopf. Etwas zu lang waren seine Haare; sie berührten seinen Kragen. Er hatte einen Friseurbesuch dringend nötig. Gekleidet war er, wie sich das für einen Arzt gehört, ganz in weiß, wobei die enge weiße Kleidung es sehr gut erkennen ließ, wie schlank er war. Von der Größe her überragte er mich nur wenig, allerdings bin ich mit 1,75 auch für eine Frau recht groß.

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05. September 2008

Blind Date mit über 50

Eigentlich sollte man als Frau über 50 keine Blind Dates mehr haben. Blind Dates, das ist etwas für Teen Girls oder für junge Frauen. Die sind noch jung genug, die ganzen Enttäuschungen zu verkraften, die sich aus Blind Dates ergeben können. Andererseits haben gerade junge Girls und Frauen Blind Dates ja wiederum überhaupt nicht nötig, denn sie haben, weil sie jung sind, genügend andere Möglichkeiten für erotische Kontakte. Selbst wenn sie nun nicht unbedingt super hübsch und attraktiv sind – sie sind eben jung. Es sind reife Frauen wie ich, die Probleme haben, private Sexkontakte zu finden. In unserer Gesellschaft geht man einfach davon aus, reife Frauen sind entweder verheiratet, haben also schon einen Partner, oder sie brauchen auch keinen mehr, wenn sie Single sind. Dabei ist das so ein Quatsch – reife Frauen brauchen noch ebenso Erotik und Sex wie Teen Girls, wie junge Frauen und Frauen ab 30. Der Wunsch nach einem heißen Sexabenteuer oder einer liebevollen Beziehung wird ja nun nicht automatisch weniger, bloß weil Frauen ab 50 jetzt in die Wechseljahre kommen.

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Es ist schon richtig, meistens sind reife Frauen ab 50 verheiratet. Ich möchte allerdings die Frau ab 50 sehen, die in ihrer Ehe wirklich noch glücklich ist. Das sind so wenige, die kann man wirklich vernachlässigen. In aller Regel ist eine Ehe in dem Alter nicht mehr gerade berauschend; der Lack ist einfach ab. Von uns reifen Damen ebenso wie von der Ehe. Da wäre es schon ganz praktisch, wenn man erotische Kontakte für eine verschwiegene Affäre, einen diskreten Seitensprung finden könnten. Bloß, wie machen das Frauen ab 50? Und dann gibt es ja noch reife Damen ab 50 wie ich, die Single sind. Manchmal sind es Witwen, meistens aber sind es geschiedene Frauen. Nicht immer, aber oft ist die Ursache die, dass der Mann in seiner Midlife Crisis eine Jüngere gefunden und seine reife Lady verlassen hat, mit der er zehn, 20 Jahre oder mehr verheiratet war. Ja, und dann stehen wir Frauen eben allein da und wissen nicht, wie wir neue Partner finden sollen. Wahlweise für erotische Abenteuer oder für eine feste Beziehung; je nachdem, was wir uns erhoffen. Manchmal haben reife Frauen ja einfach die Nase voll davon, mit einem Mann fest zusammenzuleben, und wollen nur auf die Erotik gelegentlicher Sexabenteuer nicht verzichten. Heutzutage findet die private Partnersuche ja mehr und mehr im Internet statt. Aber gerade Frauen ab 50 gehören zu einer Generation, die eben nicht wie selbstverständlich mit dem Internet aufgewachsen ist und sich oft noch immer etwas schwer damit tut. Klar, wir können mit Computern umgehen, wir nutzen auch das Internet – aber wir fühlen uns oft nicht so richtig wohl damit. Und deshalb kommt das Internet für uns für die Suche nach Sexkontakten irgendwie nicht in Frage, denn das ist ja nun doch etwas sehr Intimes, wo wir uns wohlfühlen wollen.

In der Öffentlichkeit können reife Weiber auch keinen Blumenpott mehr gewinnen. Sie sind einfach unsichtbar, sie fallen nicht auf, da können sie noch so attraktiv sein. Es sind junge Girls und junge Frauen, nach denen sich die Männer umdrehen. Und natürlich könnte man Mitglied in irgendeinem Verein werden, aber ich werde doch nicht Stunden einer Sache opfern, die mich eigentlich überhaupt nicht interessiert, nur um dort vielleicht einen Mann kennenlernen zu können. Da muss es einfach noch andere Wege für Sexkontakte für reife Weiber geben. Einer dieser Wege sind nun einmal Blind Dates mit Single Männern und Solo Herren, wo eine gute Freundin die Verbindung herstellt. Heutzutage gelten als Blind Dates ja auch erste Sextreffen generell, selbst wenn man sich über das Internet in einem Chat oder einer Singlebörse oder so bereits privat kennengelernt hat. Man hat sich vorher noch nie gesehen, also ist das erste Sextreffen ein Blind Date. Das ist aber genaugenommen nicht korrekt; wobei nur reife Frauen meiner Generation diesen Unterschied überhaupt noch kennen. Eigentlich ist ein Blind Date nur ein solches Treffen, wo die zwei Betreffenden vorher überhaupt noch nichts miteinander zu tun hatten, sondern wo ein Dritter oder eine Dritte das Treffen arrangiert hat. Eine Ehefrau hat eine gute Freundin, die Single ist, ihr Mann hat einen guten Freund, der Single ist, und schon steckt man die beiden zum Blind Date zusammen. Kuppelei könnte man es natürlich auch nennen … Allerdings sind die beiden ja im Zweifel voll und ganz damit einverstanden. Wie gut ein solches Blind Date verläuft, das hängt von vielen Faktoren ab. Wie gut die eigene Freundin einen kennt, wie verzweifelt der Mann Sexkontakte sucht, mit dem man verkuppelt werden soll, in welcher Stimmung man gerade ist. Es gibt da jede Menge Stolpersteine. Deshalb werden solche Treffen oft gerade nicht zu einem Sextreffen, weil die zwei vom Blind Date sich einfach nicht riechen können.

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Als ich deshalb nach über 20 Jahren Ehe mit 51 wieder allein dastand – mein Mann hatte mich zwar nicht wegen einer Jüngeren verlassen, sondern wir hatten uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt, weil wir uns einfach auseinandergelebt hatten, aber an dem Ergebnis, dass ich nun allein war, änderte das ja nichts – war ich deshalb zunächst nicht bereit, mich auf Blind Dates einzulassen. Obwohl meine Freundinnen angeblich jede Menge gut aussehender und in Frage kommender Single Herren in ihrem Bekanntenkreis hatten, die nur zu scharf auf ein Treffen mit mir waren. Auf die Dauer allerdings greift man zu verzweifelten Mitteln, wenn alles andere nichts fruchtet. Nach mehreren Monaten mit allen möglichen vergeblichen Versuchen, anderswo Erotikkontakte zu finden, war ich endlich dann doch bereit, mich auf ein Blind Date einzulassen. Meine Freundin Hannelore hatte mir gerade von einem sehr interessanten Mann erzählt, wie ich seit kurzem geschieden, wie ich kinderlos, und wie ich im Verlagswesen tätig, dem es anscheinend ebenso ging wie mir. Er konnte einfach keine passenden Frauen kennenlernen und fiel deshalb auf diese älteste Methode der Partnersuche zurück. Was mich letztlich bewog, diesmal doch bei der Kuppelei mitzumachen, das war, dass dieser begehrenswerte Junggeselle nicht nur in meinem Alter war, also Anfang 50, sondern auch ganz ausdrücklich eine reife Dame ab 50 suchte. Das war eine angenehme Abwechslung zu den Herren ab 50, die darauf bestanden, unbedingt junge Frauen mit Anfang 20 oder höchstens 30 kennenlernen zu wollen.

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