05. Mai 2008

Die verschwundene Domina – Teil 7

Sie musste schlucken, als er, beinahe gleichgültig, sich selbst exakt mit dem Zeitpunkt des Verschwindens von Lady Tamara in Verbindung brachte und bemühte sich, die in ihr aufsteigende Verwirrung, in die sich ein wenig Panik mischte, niederzukämpfen.

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Er wusste ja gar nicht, dass die Polizei die Berger suchte, dass sie als vermisst galt. Von daher konnte er es auch nicht wissen, wie erschreckend seine Aussage wirkte.

Oder wusste er es doch? War da vielleicht ein lauernder Unterton in den Worten gewesen?

Ungewollt sah sie vor ihrem geistigen Auge nun doch genau das, was die Polizei vermutete – eine Gewalttat, eine Bluttat.

Und diesen Sklaven, der vor ihr auf dem Strafbock lag, scheinbar hilflos, scheinbar gefesselt, irgendwie hinein verwickelt.

Sie durfte sich nichts anmerken lassen.

Falls dieser Mensch wirklich etwas mit dem Verschwinden der Becker zu tun hatte, dann durfte sie auf keinen Fall verraten, dass sie davon etwas ahnte.

Denn entweder war seine Verwicklung in die Sache zwar harmlos, aber hilfreich – dann musste sie ihn dazu bringen, es der Polizei mitzuteilen, was er wusste. Und das würde er nur tun, wenn sie jetzt ruhig reagierte.

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Kein Sklave, der ab und zu mehr oder weniger heimlich eine private Domina aufsucht, hat diese Tatsache gerne breit getreten; schon gar nicht vor der Polizei.

Oder aber dieser Sklave war sogar aktiv beteiligt an der Sache – dann schwebte sie womöglich selbst in Gefahr.

Es sei denn, „die Sache“ war doch nur ein dummer Streich der Becker und kein wirkliches Verschwinden mit einem womöglich grausigen Hintergrund; einer Entführung, einem Unfall irgendwo unentdeckt.

Vielleicht sogar einem Mord?

Fieberhaft überlegte sie, ob sie den vollständigen Namen und die Adresse dieses Sklavens hatte. Nicht immer stellten die Sklaven sich mit ihren realen Angaben vor. Verständlicherweise legten die meisten größten Wert auf Diskretion.

Sie kannte sie dann lediglich mit einem Vornamen, von dem sie nie sicher sein konnte, ob es auch tatsächlich der echte war.

In diesem Fall war der Vorname Max. Und es sprach einiges dafür, dass er nicht wirklich so hieß.

Normalerweise war es ihr auch nicht wichtig, Namen und Adresse zu kennen. Wenn sie die Männer ansprach, nannte sie sie ohnehin nur „Sklave“.

Das verhinderte auch, dass sie womöglich einmal in der Hitze der Session die Vornamen verwechselte und jemanden mit dem falschen anredete. Es hätte ihrer Dominanz eigentlich keinen Abbruch getan, ein solch kleiner Schnitzer.

Aber devote Männer konnten verdammt komisch sein.

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Auch wenn sie es liebten, als unwürdiges Nichts behandelt zu werden, als wertloses Stück Dreck am hochhackigen Schuh der Domina, als wertloses Spielzeug, und auch wenn sie alle wussten, dass sie sich keineswegs auf die Erziehung nur eines einzigen Sklaven beschränkte – ihnen das so deutlich vor Augen zu führen, hätte den einen oder anderen von ihnen schon beleidigt.

Und das wäre nicht gut für ihren Ruf.

In gewisser Weise liebte sie selbst die Anonymität dieser Sklavenausbildung. Es waren einfach alles immer nur Sklaven, diese Männer, die die Erziehung durch ihre strenge Domina Hand suchten.

Es waren keine Individuen mit einem Namen und einer Adresse. Warum also sollte sie sich mit diesen Angaben dann überhaupt beschäftigen?

Und solange sie Vertrauen fassen konnte – sie verließ sich da ganz auf ihr Bauchgefühl, das sie (toi, toi, toi!) bisher noch nie getrogen hatte -, solange sie eine real existierende Handynummer hatte und solange es mit der Bezahlung im Voraus alles glatt ging, kümmerte sie sich auch meistens nicht darum, wann und wo die Männer geboren worden waren und wo sie im Zweifel ihr Bett mit einer Ehefrau teilten, die ihnen nichts von dem geben konnte, was sie wollten.

Keinen aufregenden Sex.

Und schon erst recht keinen Sadomaso Sex, keine Bestrafung, keine Züchtigung, keine Auspeitschung.

Für viele frustrierte Ehefrauen bestand die Züchtigung ihrer Ehemänner ausschließlich in verbalen Auspeitschungen.

Mit scharfen Worten setzten sie ihre nörgelnde Zunge für Schläge ein, die zwar unsichtbare, aber dafür auch nicht heilende Striemen hinterließ und so grausamer war als die Peitsche und der Rohrstock.

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Da mussten echte Schläge geradezu wie eine Erlösung wirken. Sicherlich einer der Gründe, warum sie einen so schier endlosen Zustrom an erziehungswilligen devoten Männern verzeichnen konnte.

Nein, dieser Sklave war nicht verheiratet, erinnerte sie sich auf einmal, und er hatte auch nicht auf Anonymität und Diskretion bestanden.

Irgendwo in ihrem kleinen ledergebundenen Kalender hatte sie seine ganzen Daten handschriftlich vermerkt, als er das erste Mal zu einer Audienz, zu einem Vorgespräch bei ihr erschienen war..

Sie musste sie nur finden, um dem Kommissar den entscheiden Tipp geben zu können, wenn sie am nächsten Morgen im Präsidium erschien.

Allzu schwierig konnte dies jedoch nicht sein – erst etwa zwei Monate lang befasste sie sich nun mit seiner Sklavenausbildung. Der genaue Termin würde sich bestimmt rasch finden lassen.

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