16. Januar 2008

Fetisch Roman – Kapitel 19 – Mails – Sichtweise Antje

Mist, es ist erst sechs Uhr. Ich kann doch unmöglich jetzt schon aufstehen! Vor allem, nachdem ich nur eine Stunde vorher überhaupt im Bett gelandet bin. Entsprechend fühle ich mich wie gerädert. Daran ist nur der Krach mit David schuld. Was heißt hier Krach; er weiß ja – im Moment jedenfalls – noch von nichts. Wenn er einigermaßen sensibel ist, wird es ihm inzwischen allerdings aufgegangen sein, daß er sich gestern abend ziemlich danebenbenommen hat. In mehrfacher Hinsicht. Aber wahrscheinlich werde ich ihm das erst mühsam verklickern müssen. Schöne Aussicht für einen Montag. Eigentlich kann die Woche danach ja nur besser werden …

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Schlafen kann ich nicht mehr; da kann ich genauso gut etwas sinnvolles tun. Ich beschließe, meinen Rechner respektive meinen Maileingang wieder einmal auf Vordermann zu bringen. Vor drei Monaten hatte ich wieder einmal im Internet eine Anzeige aufgegeben, und die ganzen Mails, die dem folgten, verkleistern mir noch die Festplatte. Höchste Zeit, sie zu löschen.

Von diesen ganzen etwa 90 Kontakten hat ohnehin nicht ein einziger auch nur vier Wochen gehalten.

Seufzend öffne ich den Papierkorb. Natürlich kann ich es nicht lassen, in dem einen oder anderen Mail noch einmal nachzulesen.

Hi, Lady, ich bin der Frank aus XY. Schreib mir doch mal, dann sehe ich, ob wir zusammenpassen.

Verehrte Herrin, ich habe gerade Ihre Anzeige gelesen, und sie hat mich sehr angesprochen. … Ich hoffe, daß ich bei Ihnen auf dieselbe Diskretion hoffen kann, wie ich selbst sie biete, da ich gebunden bin und meine Partnerin auf keinen Fall jemals etwas von meinen Neigungen erfahren darf. Natürlich ist unter diesen Umständen bei mir die angekündigte ausgiebige Behandlung mit der Reitgerte nicht möglich, da diese Spuren hinterlassen würde. Ich gehe davon aus, daß Sie dafür Verständnis haben.

Hallo, Mails kann ja leider jeder mitlesen. Deshalb möchte ich auf diesem Weg nicht viel über mich sagen. Ich schlage vor, wir treffen uns so schnell wie möglich, damit wir uns näher kennenlernen können.

Geliebte Dame, ich bitte untertänigst um Ihr Gehör für die beigefügte ausführliche Bewerbung. Vorab lassen Sie mich Ihnen jedoch versichern, daß allein Ihre Wünsche für mich maßgebend sein werden. Ich werde mich Ihnen bedingungslos unterwerfen und alles tun, was Sie mir befehlen. Ich werde für Sie leiden, wann immer Sie möchten. Sollte ich einmal Ihren Anforderungen nicht entsprechen, bitte ich Sie bereits jetzt flehentlich um schärfste Bestrafung. … Ihr Sklave Ludwig.

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Ludwig, Ludwig – dem hatte ich doch etwas anderes geschrieben als meine übliche höfliche Absage. Hatte sich da nicht sogar ein kurzer Mailwechsel ergeben? Ich scanne den Rest der Mailadressen. Ja, da findet sich noch einiges von diesem gmx-Account aus. Was war denn eigentlich, daß dieser Kontakt abgebrochen ist?

Ich klicke sein vorletztes Mail an, ein ultrakurzes:

Hochverehrte Herrin, ich werde grundsätzlich Ihre Kurznachrichten für Sklavenerziehung per Handy nicht beantworten, denn dieses Medium der Kommunikation lehne ich ab. Außerdem sind mir die Tasten auf dem Display zu klein. Ich hoffe, daß Sie dies akzeptieren können. Untertänigst, Ihr Sklave Ludwig.

Ach so, ja, jetzt erinnere ich mich. Die Sache mit den SMS war allerdings nur der Abschluß einer Reihe ähnlich „unterwürfiger“ Äußerungen. Ein typischer Machowolf im devoten Schafspelz, der kleine Ludwig. Einer von denen, wo man sich fragt, ob sie bei ihrer Anzeigensuche nicht in die falsche Rubrik geraten sind und eigentlich ein hübsches, gehorsames, sanftes Weiblein suchen. Oder den bequemen Selbstbefriedigungsladen um die Ecke.

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Ludwig hatte ich auf dieses Mail hin mitgeteilt, daß die Frage nicht die wäre, ob ich das akzeptieren kann, sondern ob ich es akzeptieren will. Daß die Antwort nein lautet. Und daß ich ihm für seine weitere Suche alles Gute wünsche. Das konnte er natürlich so nicht auf sich sitzen lassen, darauf mußte er noch einmal reagieren. Sein nächstes und letztes Mail ist dann so pampig, daß ich mich beinahe erneut darüber ärgere. Bis mir einfällt, daß dies ja nur ein Zeichen davon ist, daß ihn mein Abschied ebenso geärgert hat wie mich sein Verhalten. Schön!

Ich gehe zurück zum Anfang. Es gibt noch ein paar eigentlich ganz interessante Mails, die ich sehr ausführlich beantwortet habe, wonach aber nie wieder etwas kam. Etliche der berühmten Dreizeiler. Einige sehr liebe Mails, deren Absender allerdings zu weit weg wohnen. Zuschriften, auf die weitere elektronische Briefe folgten, bei denen man sich fragte, ob sie von demselben Menschen geschrieben worden waren. Ein paar offene Beleidigungen, die ich größtenteils ignoriert habe; mit mehr Bedauern für den Schreiber als Ärger über den Inhalt.

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Alles in allem, muß ich sagen, kotzt es mich einfach nur an.

Danach hatte ich beschlossen, auf weitere Anzeigen zu verzichten. Und notfalls auch ohne ein Ausleben meiner dominant-sadistischen Neigungen glücklich zu werden.

Bis dann David kam.

Dieser Scheißkerl, der mir nach knapp einer Woche Beziehung mitteilt, daß er drei Tage Klausur braucht, um über uns nachzudenken. Der Sonntag abends nach einem wunderschönen Wochenende unbedingt mit einem Freund ein Bier trinken gehen muß. Alleine; obwohl wir noch am Tag zuvor gemeinsam mit meiner Freundin Susanne Mittagessen waren. Gut, das Treffen war nicht allzu gelungen, aber ich habe mich wenigstens bemüht, den Freundeskreis und ihn zusammenzubringen. Im Gegensatz zu ihm.

Ob ich bei echten „Männergesprächen“ in der Kneipe wirklich dabei sein will, ist hier nicht das Thema.

Oh, prima, das ist genau die richtige Stimmung, um gleich in die Firma zu gehen, für eine neue, anstrengende Woche, und da mit Sicherheit David zu treffen!

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Entschlossen klicke ich das oberste Mail an, gehe auf die Umschalt-Taste und klicke auf das letzte Mail im Papierkorb. Dann lösche ich alles. Nun dasselbe noch einmal mit meinen Antworten.

Und am liebsten würde ich David gleich mit löschen!

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