23. Januar 2008

Fetisch Roman – Kapitel 19 – Mails – Montezumas Rache … – Sichtweise David

Ich hatte ganz vergessen, wie nervig Thomas sein kann. Den ganzen Abend geht es nur um geile Weiber, Titten, Ärsche, Fotzen. Ich kann’s nicht mehr hören. Habe ich etwa früher etwa auch so geredet? Meine Güte, ich hoffe nicht!

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Nur zu deutlich kann man merken, wie fasziniert Thomas von seiner neuesten Flamme ist. Aber statt daß er es zugibt, nein, um Himmelswillen – lieber macht er sich über sie lustig, zählt mir haarklein auf, wo sie überall Macken hat. Und hat vor drei Tagen eine weitere Beziehung nebenher angefangen, bloß um sich zu beweisen, daß er innerlich frei ist. Wie kann man bloß so dämlich sein!

Und stell dir vor, die hat sogar darauf bestanden, in den Arsch gefickt zu werden,“ erzählt er jetzt.

Mein Gott, sind Männer manchmal beschränkt! Als ob es nichts gäbe außer Arbeiten und Ficken! Und als ob die Frauen nur existierten, um ihnen Vergnügen zu machen! Kaum kommt ihnen eine zu nahe – schon sind sie weg, flüchten in die nächste Beziehung, in die Einsamkeit.

Bingo!

Was, bitte, mache ich denn gerade? Genau das, und nichts anderes.

Mir wird schlecht. Ich stammele etwas, stürze aufs Herrenklo, muß kotzen. Tatsächlich, wirklich kotzen.

Eine Weile bleibe ich noch im Kabuff, die Stirn gegen die kühle Wand gelehnt. Mir doch egal, was hier für Bakterien etcetera herumschwirren – ich brauche das jetzt.

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Draußen am Pissoir steht einer, der mir einen komischen Blick zuwirft. „Ist alles in Ordnung?“ fragt er. „Kann ich Ihnen helfen?“ „Danke,“ erwidere ich, „nein, ist schon okay. Ich hab mir nur an irgendwas den Magen verdorben.

Ja – an meiner eigenen Borniertheit!

Ich könnte mich schon wieder übergeben.

Aber ich muß zu Antje. Sofort.

Halt, nein, das kann ich ja gar nicht. Wie stehe ich denn dann da vor ihr? Wie ein kopfloses Huhn. Naja, kopfloser Hahn. Egal, ändert auch nichts. Jedenfalls, sie hat mir so schön bestimmt erklärt, daß sie alles mögliche zu tun hat, da kann ich nicht einfach wieder aufkreuzen, nachdem ich mich vorhin so großartig abgemeldet habe, und tun, als sei nichts gewesen.

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Außerdem – wenn ich das tue, dann liefere ich mich ihr endgültig aus. Und das will ich nicht. Bei aller Selbstkritik – ich hab es vielleicht nicht ganz richtig angefangen, aber ein wenig von ihr lösen muß ich mich schon. Sonst bin ich ihr demnächst mit Haut und Haaren verfallen.

Thomas registriert zum Glück nicht, wie es mir geht. Mir ist so schlecht! Auf einmal bin ich ihm ganz dankbar dafür, daß er soviel quasselt. Brauche ich wenigstens nichts zu sagen. Und Antworten erwartet er meistens auch keine.

Erneut steigt die Säure in mir hoch. Fest presse ich einen Arm gegen den Magen, damit alles drin bleibt.

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Ob ich mir tatsächlich den Magen verdorben habe? Daß man vom schlechten Gewissen kotzen muß, ist doch nicht normal!

Oh nein, jetzt fängt Thomas auch noch an, die Tussi vom Nachbartisch anzumachen. Sie hat so oft auf die Uhr gestarrt, daß jeder weiß, sie war verabredet. Sitzt aber immer noch alleine da. Wahrscheinlich hat ihr Macker sie versetzt. Ihre Lippen sind ganz dünn geworden vor Mißbilligung.

Für Thomas‘ Charme ist sie unter diesen Umständen natürlich ein fast wehrloses Opfer. Vor ein paar Wochen hätte ich mich wahrscheinlich auch noch an ihr versucht. Aber mit Antje kommt die so sehr nicht mit, daß ich mich höchstens kaputtlachen würde beim Flirten.

Antje!

Mein Magen meldet sich ein weiteres Mal. „Thomas, bist du mir sehr böse, wenn ich jetzt gehe,“ sage ich zögernd. „Mir ist nicht gut.

Ganz kurz zeigt sich Besorgnis in seinem Blick, dann ist er mit den Gedanken schon bei den Chancen, die ihm mein Aufbruch verschaffen wird. Bestimmt setzt er sich zu der Versetzten, noch bevor ich zur Tür raus bin.

Hastig verabschiede ich mich.

Draußen an der frischen Luft wird es nicht besser. Im Gegenteil. Und als ich endlich in meiner Wohnung bin, ersticke ich beinahe, muß wieder raus.

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Stundenlang renne ich wie besessen durch die Straßen.

Wie war das, nach Herzenslust wichsen wollte ich, wenn ich alleine bin, Antjes strenger Aufsicht entkommen. Hach! Nichts liegt mir momentan ferner als das!

Es drückt im Bauch, es brennt in der Kehle, und ich will nur noch eins – zu ihr.

Bloß, genau das kann ich nicht.

Zwei Uhr ist es jetzt schon fast, und ich bin zum Umfallen müde. Ich schleppe mich in die Wohnung, schmeiße mich angezogen aufs Bett.

Irgendwann dämmere ich sogar weg, nachdem ich mich endlos herumgewälzt habe. Kurz darauf schrecke ich wieder hoch. Im Magen rumort es. Ich kotze mir die Seele aus dem Leib, reiße mir die Klamotten runter und dusche, heiß und kalt abwechselnd. Schrubbe meine Haut mit der Bürste. Inklusive Schwanz und Eiern. Das tut weh.

Geschieht mir ganz recht!

Noch einmal versuche ich zu schlafen. Mein ganzer Körper kribbelt, ich kann nicht stilliegen.

Ein Krampf im Magen läßt mich nach Luft schnappen. Und, ich schäme mich zwar dafür, aber es ist so, nach Antje rufen. Wenn sie doch bloß bei mir wäre!

Der Krampf weitet sich aus, erfaßt meinen ganzen Bauch. Ich stürze aufs Klo. Durchfall jetzt auch noch. Ich muß tatsächlich was falsches gegessen haben.

Und nun reicht es mir. Es ist mir völlig egal, wie das aussieht, wie ich dann dastehe. Wie spät es ist; das sowieso.

Ich fahre jetzt zu Antje.

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Schlagartig geht’s mir besser, der Krampf im Bauch ist weg.

Noch einmal dusche ich, putze mir die Zähne wie ein Bekloppter. Tilge so die Spuren dieser im wahrsten Sinn des Wortes beschissenen Nacht.

Schmeiße mich in neue Klamotten.

Renne zum Auto, als ob einen Preis zu gewinnen gibt. Fahre los, mit quietschenden Reifen. 60 in der Stadt. Viel zu langsam, aber mehr traue ich mich nicht. Wenn mich jetzt ’ne Streife anhält, komme ich noch später dort an, wo ich hinwill.

Diesmal parke ich so wie Antje nicht einmal an ihren schlechtesten Tagen. Laufe zur Haustür. Sie ist offen. Gut! Jetzt die Treppe hoch, zwei, drei Stufen auf einmal. Mein Herz hämmert, als ob es mir den Brustkorb sprengen wollte. Nicht nur von der Anstrengung.

Endlich stehe ich oben, vor Antjes Wohnung. Noch einen Moment lang will ich mich sammeln, aber meine Finger hören nicht auf mich, bewegen sich selbständig, legen sich auf den kleinen schwarzen Knopf.

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Ich klingele.

Ich hab da was abzugeben – mich selbst …

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