Es ist ja völlig verrückt, morgens um fünf Uhr an Fesselspiele zu denken. Andererseits, so viel verrückter als in der Küche zu sitzen und Tee zu trinken ist es nun auch wieder nicht.
Entschlossen stelle ich meine Tasse weg und sehe David an. Er ist natürlich mit seinen Gedanken ganz woanders. Die kleine Auseinandersetzung mit seiner guten Freundin Birte, nachdem sie ihn vorhin mit einem in meinen Augen völlig überflüssigen Anruf aus dem Schlaf geholt hat, bedrückt ihn. Was ja nur für ihn spricht. Trotzdem – es war richtig, ihr wenigstens halbwegs den Kopf zu waschen. Sie brauchte keine Hilfe, sondern nur einen Zuhörer, möglichst einen ohne eigene Meinungen; eine Marionette, die sie nach ihrem Belieben an den unsichtbaren Fäden tanzen lassen konnte.
Wenn ich David das sage, wird er mir mit dem Verstand zustimmen und in seinem Herzen dennoch das schlechte Gewissen behalten. Da hilft nur eines – Ablenkung.
Ich bin nicht sicher, ob er bereit ist, sich darauf einzulassen, aber entschlossen, es auszuprobieren.
„Komm mit,“ sage ich. Etwas erstaunt blickt er auf, doch er ergreift meine ausgestreckte Hand und läßt sich ins Schlafzimmer führen. Ich ziehe uns beiden die Bademäntel aus, entferne die Gürtel. Und nehme mir vor, spätestens übermorgen, am Samstag, ganz dringend ein paar unverzichtbare Utensilien zu besorgen. „Leg dich aufs Bett, auf den Bauch,“ befehle ich nun. David tut es. Diesmal bekomme ich den Palstek schon besser hin, und bald ist er mit Händen und Füßen an die sein Messingbett gefesselt. Und was für ein Zufall, ich habe heute tagsüber einen kleinen Seidenschal getragen … Auf seinem Rücken sitzend, verschließe ich David damit die Augen. „Ich bin gleich zurück,“ verspreche ich.
Im Wohnzimmer habe ich in einer Topfpflanze einen kleinen Bambusstab entdeckt. Nicht ideal, aber fürs erste wird er es tun. Jedenfalls bis zum Einkauf am Samstag, auf den ich mich jetzt schon freue. Mit einer kleinen Entschuldigung an die Blume, die nun eine Zeitlang ohne die gewohnte Stütze auskommen muß, ziehe ich den Stab heraus, schrubbe ihn in der Küche ordentlich, spüle ihn kochendheiß ab. Im Bad finde ich etwas Massageöl.
So leise wie möglich betrete ich das Schlafzimmer. Aber David hat es doch wahrgenommen und sagt leise meinen Namen. Ich begrüße ihn mit vielen kleinen Küssen, die ich auf seinen Schulterblättern verteile. Natürlich kann ich es nicht lassen, dabei auch ein wenig meine Zähne einzusetzen.
Langsam wandere ich tiefer, bis zu den verführerischen festen Rundungen mit der geheimnisvollen Kerbe. Als ich meine Finger darin verschwinden lasse, stöhnt David auf. „Nachher mehr davon,“ verkünde ich und schwinge mich über ihn, so daß ich auf seinen Oberschenkeln zu sitzen komme. Hemmungslos verschwenderisch verteile ich das Öl auf seinem Rücken. Die überraschende Kühle läßt ihn seine Muskeln anspannen. Schnell vertreibe ich sie mit meinen Händen, die ich fest über seinen gesamten Rücken führe. Nacheinander massiere ich seine Schultern, die Oberarme, die Muskeln neben seinem Rückgrat. Langsam beginnt er, sich zu entspannen.
Ich nehme mehr Öl, verteile es mit den Fingerspitzen und lasse die Fingernägel folgen. Kleine, unwillkürliche Bewegungen von David zeigen mir, daß seine Empfindungen sich mehr und mehr auf das konzentrieren, was ihm gerade geschieht. Ausgestreckt auf seinem Rücken, mit gespreizten Beinen, bearbeite ich seinen Hals ein wenig mit sanften Bissen. Das Spiel seiner Muskeln unter mir währenddessen erregt mich, und meine Feuchtigkeit vermischt sich mit dem duftenden Öl, als ich mich ein wenig auf und ab bewege.
„Bist du bereit für mehr?“ frage ich flüsternd. Er wendet den Kopf, schmiegt seine Wange gegen meine Stirn. Sein „ja“ ist heiser und rauh.
Und schon stehe ich neben dem Bett, führe die Spitze des Bambusstabs zuerst sehr leicht über seinen Körper, damit er weiß, was ihm bevorsteht. Fest lege ich eine Hand auf die Stelle direkt oberhalb seiner Taille. Zögere. Habe plötzlich Angst vor mir selbst. Wie kann ich David schlagen, den ich gerade beginne zu lieben? Alles in mir verkrampft sich.
„Antje,“ sagt David da ganz weich. Ich beuge mich über ihn, und sein sehnsuchtsvolles Seufzen läßt mich meine Hemmungen überwinden. Noch ein Kuß, und der erste Hieb landet auf seinem Hintern. Ein sehr harmloser Hieb.
Sein tiefes Stöhnen berührt etwas ganz tief innen in mir. Es klingt, als habe ich die Tür zu einer geheimen Kammer geöffnet, deren Inhalt David gleichzeitig fasziniert und erschreckt. Als werde ein Traum wahr, von dem er doch befürchtet hatte, es werde ein Alptraum.
In schneller Folge lasse ich den Stab nun einige Male niedersausen, und jeder Schlag ist mutiger, heftiger als der davor. Dann lasse ich ihn fallen, küsse die Stellen, die sich leicht gerötet haben. Und erneut zieht jetzt die verführerische Kerbe meine Finger magisch an. So weit es geht, taste ich mich nach vorne, und David hebt den Unterkörper leicht an, macht damit auch Schwanz und Eier zugänglich, denen ich mich mit einem genießerischen Lachen widme.
Wieder einmal muß ich feststellen, daß sein Durchhaltevermögen sehr zu wünschen übrig läßt. Schnell werfe ich einen Blick auf die Uhr. Es ist erst kurz nach sechs, also noch fast eine Stunde Zeit, bevor wir anfangen müssen, uns fertig zu machen.
„Mein lieber David, ich denke, du solltest dich noch ein wenig gedulden,“ bemerke ich tadelnd. Er entschuldigt sich mit gepreßter Stimme. Ich lasse mich neben ihn fallen, löse seine rechte Hand. „Außerdem bin ich ja wohl zuerst dran, oder?“ provoziere ich ihn. Seine Hand sucht mich. Endlich hat sein Finger die Knospe gefunden, die mich mit ihrer prickelnden Schwere quält. Auch die sicherlich nicht sehr bequeme Haltung kann seine Fähigkeit, sie mit fast konstant dem richtigen Druck und der richtigen Bewegung zu streicheln, kaum beeinträchtigen, bis ich mit einem lauten Schrei komme, mich an ihn klammere, während die Fluten mich überrollen.
Danach widme ich mich noch ein wenig seinen bisher arg vernachlässigten Brustwarzen. Seinen freien Arm hat David dabei um mich geschlungen. Was zu einigen Verwicklungen führt.
Um viertel vor sieben teile ich leichthin mit, daß ich jetzt duschen gehen werde. Ein leises Lachen ist die Reaktion darauf, und die Frage, ob er sich schon einmal um das Frühstück kümmern soll. „Du lernst wahnsinnig schnell,“ kann ich mir nicht verkneifen, bewundernd und dankbar zwischen zwei Küssen festzustellen, bevor ich ihn losbinde.
Ich beeile mich mit dem Duschen, und tatsächlich ist David mit den Vorbereitungen noch nicht fertig, als ich in die Küche komme. Wir tauschen einen verschwörerischen Blick.
Eine Weile überlege ich, ob ich ihn bis abends auf die Erlösung warten lassen soll. Andererseits will ich ja nicht, daß er die von mir geweckte Erregung, die ihn nun wahrscheinlich einen großen Teil des Tages begleiten wird, womöglich auf ein anderes Ziel überträgt. Und dann wiederum möchte ich aber wissen, ob er genau dieser Versuchung widerstehen kann.
Der Reiz dieser kleinen Probe überwiegt.
Mit den Händen halte ich mich an seinen Hüften fest, lasse mich auf meine Knie sinken und lecke die kleinen Freudentröpfchen auf. „Meinst du, du hältst bis heute abend durch?“ will ich wissen, und kann dabei das Zittern meiner Stimme kaum bändigen.
David hilft mir hoch, zieht mich an sich. „Ich freue mich darauf,“ sagt er. „Darauf, daß ich den ganzen Tag an dich erinnert werde. Und auf heute abend!“