07. April 2008

Die verschwundene Domina – Teil 1

Ja, ich komme ja schon!

Hastig blickte sie in den Spiegel. Wie absolut unwillkommen, dieser überraschende Besucher; wer auch immer er war.

Sie hatte sich gerade sorgfältig zurechtgemacht und erwartete in einer halben Stunde den nächsten Gast, den nächsten Kunden in ihrem kleinen privaten Domina Studio. Da hatte sie keine Zeit, lange an der Tür zu plaudern.

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Außerdem war sie für eine solche Störung mehr als unpassend gekleidet.

In dem fast knöchellangen Lederrock mit den hohen Stiefeln darunter, mit der Leder Korsage ohne etwas darunter, die ihre halben Brüste frei ließ, und mit den streng hochgesteckten Haaren sah sie nicht gerade so aus, wie ein Besucher sich die Person vorstellte, die die Tür öffnete.

Es sei denn, es war ein Besucher, der in ihr SM Studio wollte.

Diese Besucher für ihr SM Studio allerdings kamen niemals unangemeldet. Wahrscheinlich waren es eher der Stromableser, ein Paketbote, die Zeugen Jehovas oder andere unerwünschte Zeitgenossen, die es wagten, sie einfach so unangemeldet zu belästigen und etwas von ihr zu wollen.

Der Gedanke an die Gesichter, die die Zeugen Jehovas, häufig lästige Gäste in diesem Viertel, machen würden, wenn sie sie im vollen Domina Outfit erblickten, ließ sie lächeln und nun endlich doch hastig auf ihren hohen Absätzen der Tür zustreben.

Diese unerschütterlichen Menschen wenigstens einmal zum Staunen zu bringen, das war etwas, das sich lohnte.

Sie öffnete.

Na, ist Ihnen noch etwas eingefallen?

Sie hatte Mühe, ihren Unwillen zu unterdrücken.

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Es war der Kommissar, der Bulle, der schon früh morgens bei ihr gewesen war, da allerdings gemeinsam mit einem Kollegen. Da war sie auch anständig angezogen gewesen, denn sie wollte gerade einkaufen gehen.

Der Kollege hatte ihr gleich viel besser gefallen. Er war blond, jung und schüchtern, und sobald es deutlich wurde, dass sie eine private Domina war wie die Frau, wegen der die Polizei im Gebäude aufgetaucht war, wurde er sichtbar rot. Ohne seine Faszination ob dieser Tatsache verbergen zu können.

Sie mochte schüchterne Männer.

Nicht nur als Domina, sondern auch ganz privat als Frau gefiel es ihr sehr, wenn sie es mit einem Mann zu tun hatte, der kein Draufgänger war, sondern das Gegenteil. Der Zurückhaltung übte.

Der andere allerdings, der die Frechheit besaß, nun einfach nachmittags ein zweites Mal bei ihr aufzukreuzen, war ganz anders.

Er war älter, etwa Anfang 40 schätzte sie, dunkel, hoch gewachsen, nicht gerade schlank, aber auch nicht fett, nur sehr muskulös. Die Muskeln an seinen Schultern und Armen schienen die Nähte seines dunkelblauen Jacketts, das er heute Morgen getragen hatte ebenso wie er es jetzt trug, geradezu sprengen zu wollen.

Sein Gesicht war die ganze Zeit unbewegt geblieben während seines morgendlichen Besuchs. Nur seine auffallend blauen Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. Und auch sonst schien ihnen nichts zu entgehen.

Ich sagte Ihnen doch heute Morgen schon, ich weiß nichts!„, zischte sie unwillig und wollte die Tür sofort wieder schließen.

Nicht einmal mit dem Fuß, wie man es oft in Filmen sieht, sondern einfach mit der Hand hielt er die Tür offen.

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Sie spürte seine Stärke. Wenn er es nicht wollte, dann hatte sie keine Chance, die Türe wieder zu schließen.

Ich weiß genau, was Sie mir heute Morgen gesagt haben„, erwiderte er ruhig. „Viel mehr interessiert es mich aber, wie es tatsächlich um Ihr Wissen bestellt ist. Deshalb bin ich jetzt wieder hier.

Sie kreuzte ihre Arme über der nackten Brust, um sie wenigstens ein bisschen zu verdecken, denn sein durchdringender Blick war ganz offen an ihren von der Korsage unbedeckten Brüsten hängen geblieben. Wobei sie nicht wusste, was sie mehr erboste – seine ungenierte Frechheit, ihre nackten Brüste anzuschauen – oder die Tatsache, dass er davon ganz ersichtlich völlig unberührt blieb.

Obwohl sie allein mit ihren üppigen, straffen Titten schon mehr als einen Mann in ihren Bann geschlagen hatte.

Es kann Ihnen doch nicht einfach so völlig egal sein, was mit Ihrer Domina Kollegin geschehen ist„, ergänzte er nun, halb versöhnlich, halb mit unerbittlicher Schärfe in der Stimme.

Sie, die erfahrene Domina, fühlte sich bei diesem Polizeibeamten so wie ein kleines Mädchen, das etwas ausgefressen.

Ein ungewohntes und zudem äußerst unbehagliches Gefühl.

Allerdings sah sie ein, wenn sie diesen Menschen wieder loswerden wollte, musste sie ihm zumindest ein kleines Zugeständnis machen. Es war besser, sie redet kurz mit ihm und er verschwand dann wieder, als dass sie ihn jetzt ohne ein Wort abfertigte – und er kam später erneut wieder.

Womöglich gerade, während sie dabei war, einen gast in ihrem Domina Studio ans Andreaskreuz zu fesseln oder auszupeitschen.

Der Gedanke ließ sie erschauern.

Es war alles schlimm genug, was geschehen war; warum konnte man sie nun nicht einfach in Ruhe lassen?

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Nein, dieser Typ, Braun hieß er, wenn sie sich recht erinnerte, der würde ihr garantiert keine Ruhe gönnen, bevor sie ihm nicht wenigstens ein kleines Schnipselchen Informationen gegeben hatte.

Resigniert trat sie einen Schritt zurück.

Kommen Sie rein„, sagte sie unwirsch.

Sie machte auf dem spitzen Absatz kehrt. Ohne zu prüfen, ob er auch wirklich folgte, ging sie mit auf dem Steinfußboden laut klappernden Stiletto Heels durch den Flur voraus in das Esszimmer mit seiner Essgruppe, das von der großen und wohnlichen Küche nur durch eine Art Theke aus schwarzem Holz getrennt wurde, an der einige Barhocker aus schwarzem Leder standen..

Im Vorbeigehen griff sie sich von einem Haken an der Garderobe eine Jacke, die sie lässig und wie unabsichtlich überstreifte.

Einem Mann mit solch durchdringenden Augen mit nackten Brüsten gegenüberzusitzen, war ihr doch zu peinlich. So gerne sie normalerweise auch andere Menschen und besonders Männer mit ihrer eigenen Prüderie konfrontierte und durch sehr bewusste Offenheit provozierte.

Vorwiegend allerdings auch mindestens ebenso brüskierte …

Schweigend setzte sie sich an den Tisch, griff nach ihrer weißen Kaffeetasse, die sie sich vorhin gefüllt hatte, bevor er klingelte, ohne ihm ebenfalls einen Kaffee anzubieten. Sorgfältig, als gälte es, auch ja keinen Krumen zu verschwenden, gab sie einen Löffel Zucker von der ebenfalls weißen Porzellan-Zuckerdose auf dem Tisch in ihre Tasse, rührte ebenso sorgfältig um.

Auch einen Platz bot sie ihm nicht an; sollte er doch einfach stehen bleiben. Wer so überraschend andere Leute in ihrer privaten Wohnung überfiel, durfte nicht unbedingt mit großer Gastfreundschaft rechnen.

Mit verschränkten Armen blieb er an die Theke zur Küche hin gelehnt stehen, sah sich nicht einmal um, sah sie nur an.

Rasch erkannte sie, das war ein Fehler gewesen, ihm keinen Stuhl anzubieten, ihn stehen zu lassen. Obwohl sie selbst besonders für eine Frau mit ihren fast 1,80 nicht gerade klein war, und die High Heels ihrer Stiefel machten sie noch größer, überragte dieser Mann sie doch sogar im Stehen, und im Sitzen fühlte sie sich, so tief unter ihm, erst recht unbehaglich und klein.

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Sie überlegte, ob sie das Versäumnis nachholen sollte, entschied sich dann aber dagegen, denn es hätte das Eingeständnis einer Schwäche bedeutet; einem solchen Mann gegenüber taktisch unklug..

Also – was wollen Sie?„, fragte sie ungehalten.

Die verschwundene Domina

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