Eigentlich bin ich ja seine Chefin, und er ist mein Untergebener. Mein Assistent, um genauer zu sein. Normalerweise sollte er mir aufs Wort gehorchen. In der Firma tut er das auch; meistens wenigstens. Privat allerdings, wenn wir uns da treffen, dann sieht das alles ganz anders aus. Und ich kann nur hoffen, dass es niemand bei uns in der Firma mitbekommt, sonst ist meine ganze Autorität zum Teufel. Er ist in unserem Labor nämlich nicht mein einziger Assistent. Es gibt da noch andere, Assistenten und Assistentinnen. Und wenn die mitbekommen, wie leicht man mich privat dominieren kann, dann hätte ich bestimmt bald gar nichts mehr zu sagen. Und das wäre ja nun doch etwas unpraktisch, weil ich formal die Chefin bleiben muss im Labor. Nicht jeder heimlich dominante Mann ist in der Lage, sich so sehr zu überwinden, dass er in Teilbereichen des Lebens die Befehle seiner Chefin befolgt, die privat seine Sklavin ist. Das erfordert eine Menge Charakterstärke. Henrik besitzt sie, diese Charakterstärke. Sonst hätte ich mich ihm auch nie privat so schrankenlos hingegeben. Bei den meisten anderen würde ich sie sicherlich vergeblich suchen. Außerdem – was will ich mit mehr als einem Herrn? Eine demütige Sklavin ist, wenn ihr Herr der Richtige ist, mit ihm so glücklich, dass sie gar keine anderen Männer daneben braucht oder auch nur will.
Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, wie das gehen kann, dass eine Frau beruflich die Chefin und privat die Sexsklavin ist. Oder umgekehrt – wie ein Mann sich beruflich Befehle erteilen lässt und privat von derselben Frau erwarten kann, dass sie wiederum seine Befehle widerspruchslos befolgt. Ja, so genau kann ich euch das auch nicht erklären; es ist einfach so gekommen. Angefangen hat es vor einigen Monaten. Und zwar im Labor, nicht bei einem privaten Treffen, denn privat hatten wir damals noch überhaupt nichts miteinander zu tun. Henrik war zu mir gekommen, um die Werte einer Versuchsreihe zu besprechen. Während er mir alles erklärte, stellte ich fest, dass er den Versuch geringfügig anders angelegt hatte, als es meiner Anordnung entsprach. Das konnte ich ihm so natürlich nicht durchgehen lassen. Deshalb unterbrach ich ihn gleich, als er mit seiner Erklärung gerade erst angefangen hatte, und wies ihn in scharfem Ton auf diesen Widerspruch hin. Er schaute mich an, sah mir direkt in die Augen, und meinte dann ganz ruhig: „Wenn Sie mich bitte ausreden lassen – dann erklärt sich das von selbst.“ Und schon fuhr er mit seinem Bericht fort.
Ich saß da – und wusste nicht, wie mir geschah. Im Grunde hätte ich meiner Autorität mehr Nachdruck verleihen müssen, mir diesen Ton verbitten, der geradezu ein wenig herablassend gewesen war, und darauf bestehen, dass er mir zuerst einmal genauestens darlegte, weshalb er meine Auflagen nicht erfüllt hatte. Gegenüber jedem anderen im Labor hätte ich auch genau das getan. Nur war es bei Henrik schon lange so, dass ich immer so ein gewisses Herzflattern verspürte, wenn er in der Nähe war. Von den heißen Träumen einmal ganz zu schweigen, die ich abends oder nachts hatte, und in denen er, nackt und nicht im weißen Kittel, eine dominierende Rolle spielte. Zu diesem Zeitpunkt war das Dominieren allerdings noch nicht so zweideutig zu verstehen, wie es inzwischen der fall ist. Wie auch immer – ich war heimlich total verknallt in Henrik. Ich hatte eine echte Schwäche für ihn. Und ich hielt ihn für meinen besten Mitarbeiter überhaupt. Deswegen war ich ihm gegenüber schon oft reichlich nachgiebig gewesen und längst nicht so streng wie ansonsten. Nur hatte er das bis zu diesem Tag noch nie ausgenutzt, was ich ihm hoch anrechnen musste. Wenn er jetzt aber begann, die Tatsache, dass ich ihn attraktiv und sympathisch fand, zu seinem Vorteil auszunutzen, musste ich dem ganz schnell einen Riegel vorschieben, das wusste ich. Schließlich bin ich nicht umsonst Laborleiterin geworden; ich weiß Machtspiele durchaus zu meinem Vorteil zu spielen.
Aber da war noch etwas. Als Henrik mich so ruhig angesehen und in diesem fast überheblichen, nicht strengen, sondern eher kühlen Ton mit mir gesprochen hatte, da war das Herzflattern, was mich bei seinem Anblick ohnehin immer erfasste, gleich noch ein wenig stärker geworden. Ich saß da, mit einem ganz merkwürdigen, warmen Gefühl in der Magengrube – und musste, kaum dass ich des rationalen Denkens wieder mächtig war, feststellen, dass ich es genossen hatte, wie er mit mir umgesprungen war! Ja, noch schlimmer, es war sogar so, dass ich es mir wünschte, er würde mir gegenüber noch erheblich bestimmter, selbstbewusster, arroganter auftreten. Was war denn bloß los mit mir? War ich jetzt völlig durchgedreht? Solche Gefühle konnte ich mir einfach nicht leisten! Wie sollte ich denn mit solchen Emotionen seine Chefin sein und bleiben? Aber sie waren nun einmal da. Dagegen musste ich etwas tun. Ich hörte mir Henriks Vortrag zu Ende an, genehmigte nachträglich großzügig seine eigenmächtigen Veränderungen – wofür er sich sehr charmant bedankte, was mein Herz erneut zum Flattern brachte – und schickte ihn hinaus. Ich musste dringend nachdenken. Diese Situation war prekär; ich musste sie so schnell wie möglich meinen Wünschen entsprechend auflösen. Nur – was waren denn eigentlich so genau meine Wünsche?
Aus dem geplanten Nachdenken wurde jedoch nichts, denn es war bald Mittagspause. Normalerweise verbringe ich die gerne alleine, und möglichst auch bei einem Sandwich im Büro, denn der übliche Klatsch der anderen, der anscheinend unvermeidbar ist, geht mir ziemlich auf die Nerven. Uch diese Mittagspause hatte ich vorgehabt, in der Firma zu verbringen. Meinem Nachdenken wäre das bestimmt sehr zuträglich gewesen. Diesmal allerdings klopfte es kurz nach zwölf an die Tür zu meinem Büro – und Henrik steckte den Kopf herein. „Sie sollten sich jetzt den Mantel anziehen und mit mir zum Mittagessen kommen„, meinte er, ganz nonchalant und selbstverständlich. Ich war empört. Da hatte ich den Salat – kaum hatte ich ihm die eine Sache durchgehen lassen, schon nahm er sich die nächste heraus. Dem musste ich wirklich dringend Einhalt gebieten. Das sagte wenigstens ein Teil von mir. Aber da war noch ein anderer Teil, und der wand sich innerlich vor Lust angesichts der Art und Weise, wie Henrik mit mir gesprochen hatte. Ich wusste nicht, welcher dieser beiden Teile mein Verhalten bestimmen sollte. Also versuchte ich, erst einmal Zeit zu gewinnen.