Sie hatte das Gefühl, ihre Arme seien in Schraubstöcke eingeklemmt. Die beiden Hünen rechts und links von ihr, die sie festhielten und über den Boden schleiften, als wäre sie ein willenloses Bündel, wären für manch einen kampferprobten Krieger schon einzeln weit überlegene Gegner gewesen.
Zu zweit und für sie als Frau, geübt in den Fähigkeiten der Heilkunst und nicht in denen der Verwundung, des Kampfes, waren es geradezu übermächtige Naturgewalten, denen sie ausgeliefert war.
Ohne die Chance, sich zu wehren, überließ sie sich der Misshandlung, versuchte, ihren Geist in andere Gefilde zu locken, weit weg von ihrem Körper, der wie eine Puppe über den nach dem Gefecht zertrampelten Sand gezogen wurde, in Richtung eines weißen Zeltes; des größten Zeltes auf diesem Platz, auf dem der Feind residierte, unmittelbar vor den Toren ihrer Stadt.
Ihrer vom Untergang bedrohten Stadt.
Einen Augenblick gelang es ihr, den Innenhof des Tempels vor sich zu sehen, die Kühle des Pflanzenschattens und des großen Brunnens zu spüren, doch das tröstliche Bild entglitt ihr sofort wieder.
Sie war nicht mehr im Tempel, wo sie sich für sicher gehalten hatte, zusammen mit anderen Priesterinnen und Priestern, unter dem Schutz ihres Gottes – sie war in der Hand der Feinde ihrer Heimatstadt.
In einem gezielten, schnellen Angriff hatten sie sich in den Tempel unmittelbar hinter dem schwächsten Teil der Stadtmauer gewagt, die zwei Priester getötet, die außer ihr die einzigen waren, die dort ausgehalten hatten, nachdem die Belagerung ihrer Heimatstadt begonnen hatte, das Gold geraubt.