23. April 2010

Ein Job – und eine Affäre …

Ich weiß nicht, wie es anderen Hausfrauen geht. Ich hatte von diesem langweiligen, öden Job einer Hausfrau schon die Nase voll, da war unsere Tochter noch gar nicht auf der Welt, deretwegen ich meine Arbeit in der PR Agentur aufgegeben hatte. Ich hatte es eigentlich nur vorübergehend tun wollen, für ein Jahr, höchstens für zwei Jahre, aber mein Mann war altmodisch genug zu verlangen, dass eine Mutter nichts anderes nebenher ist als eine Hausfrau.

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Er forderte von mir, dass ich meinen Job ganz an den Nagel hängte. Was ich schließlich auch tat – aber nicht aus Überzeugung, sondern nur, um Ruhe vor den ewigen Diskussionen zu haben, die wir darum führten. Die Aufregung der letzten Schwangerschaftswochen, der Geburt und der ersten Wochen als frisch gebackene Mutter schafften dann eine Weile lang genügend Abwechslung, mich die triste Eintönigkeit der Arbeit einer Hausfrau verkraften zu lassen, doch kaum hatte ich mich in meine Rolle hineingefunden und die Betreuung unserer Tochter war Routine geworden, begann es mir schon auf die Nerven zu gehen, dass ich nun tagaus, tagein nichts anderes zu tun haben würde, als mich um ein Baby und den Haushalt zu kümmern. Und dann war da noch etwas. Statt sich darüber zu freuen, dass ich mich seinem Willen gefügt hatte und Hausfrau geworden war, schien mein Mann mich auf einmal in dieser neuen Position überhaupt nicht mehr attraktiv zu finden. Zuerst schob ich sein mangelndes sexuelles Interesse an mir auf die Schwangerschaft, dann darauf, dass ich nach der Geburt noch viele Wochen lang total unförmig war und auch anschließend, als meine alte Figur langsam wiederkam, nur mit größeren Brüsten wegen des Stillens, kaum sonderlich sexy war, so übernächtigt, wie ich mich fühlte, und so hartnäckig, wie ich auf bequemer Kleidung bestand, die auch die zahllosen Flecken verkraftete, statt auf schicker. Aber etwa zehn Monate nach der Geburt, als meine Tochter endlich nachts durchschlief, ich wieder total fit war und viel Sport mir meine schlanke Taille zurückgebracht hatte, da war ich eigentlich mindestens so hübsch wie vorher, achtete auch wieder darauf, gut auszusehen, mit Make-up und schicker Kleidung – und trotzdem kehrte sein Interesse an mir nicht zurück.

Lange Zeit verstand ich das nicht, sprach ihn auch einige Male darauf an, doch er wich jeder Diskussion darüber aus. Dann fand ich in seiner Jackettasche, als ich seinen Anzug zur Reinigung bringen wollte, den ersten verräterischen Hinweis auf eine Affäre. Ich war wie vor den Kopf geschlagen und verstand die Welt nicht mehr. Mein Mann betrog mich! Nachdem mir diese Erkenntnis einmal gekommen war, sah ich auf einmal auch die ganzen anderen Dinge, die mir verrieten, dass da wirklich ein Seitensprung lief; und zwar keineswegs ein einmaliges Fremdgehen, kein One Night Stand, sondern eine richtige Nebenbeziehung. Eine Affäre halt. Es war eigentlich offensichtlich, sobald mir einmal die Augen geöffnet worden waren – und es war da nicht nur sein Desinteresse an ehelichem Sex, was darauf hindeutete. Dafür hatte ich nun meinen Job aufgegeben, war widerstrebend zu einer Hausfrau geworden – dass mein Mann mich betrog! Meine Wut war unglaublich. Nun bin ich allerdings nicht der Typ Hausfrau, der stumm leidet und alles mitmacht – und ich bin auch nicht der Typ Frau, der die Wut in sich hinein frisst. Allerdings war mir klar, es würde keinen Sinn haben, mit meinem Mann über seine Affäre zu reden.

Er würde alles abstreiten, und selbst wenn er es zugeben und mir versprechen würde, dass es zu keinem weiteren Seitensprungsex mehr kommen würde – ich hatte mein Vertrauen zu ihm verloren. Meine Konsequenz war eine ganz andere, eine sehr einfache – ich würde wieder anfangen zu arbeiten. Ich hatte etwas für eine Ehe aufgegeben, die nur noch auf dem Papier existierte – nun würde ich es mir zurückholen. Gleich rief ich meinen alten Chef an, mit dem ich mich immer extrem gut verstanden hatte. Er hatte mir sogar mehrfach deutlich zu erkennen gegeben, dass er sich mit mir auch eine ganz andere als eine rein berufliche Beziehung vorstellen konnte – nur hatte ich immer abgelehnt, wegen meines Mannes. Wie dumm ich gewesen war! Die Chance einer Affäre mit meinem Chef hatte ich gewiss versäumt; aber vielleicht konnte ich mir wenigstens meinen Job zurück erobern. Wobei ich schon die Befürchtung hatte, dass er nach meinem Ausstieg so leicht sicherlich nicht bereit sein würde, mich wieder anzunehmen. Er hatte damals geradezu gebettelt, ich möge doch bitte wenigstens stundenweise weiter arbeiten, zumindest nach einer gewissen Zeit, und ich hatte noch immer ein ganz schlechtes Gewissen ihm gegenüber, dass ich ihm nicht nachgegeben hatte. Es war deshalb mit ziemlicher Angst im Bauch, als ich ihn anrief. Was mich sofort beruhigte, das war, dass ich es seiner Stimme anhören konnte, wie sehr er sich freute, von mir zu hören.

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Allerdings wollte er sich am Telefon nicht dazu äußern, ob ich Chancen hatte, meinen alten Job wiederzubekommen; oder wenigstens einen ähnlichen, stundenweise, in seiner Firma. Das wollte er alles ausschließlich in einem persönlichen Gespräch klären. Zu diesem Gespräch sollte ich zu ihm kommen, aber nicht in die Firma, weil wir da nicht genügend ungestört sein würden, sondern zu ihm nachhause. Das fand ich zwar etwas merkwürdig, aber mir war es sehr recht. Ich hatte auch keine Lust, den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen zu begegnen, bevor ich wusste, wie sich alles entwickeln würde. Und durch mein Aussteigen damals war das Verhältnis zwischen meinem Ex-Chef und mir auch so belastet, dass es gewiss besser war, in einer privaten Umgebung die Scherben zu kitten. Deshalb versprach ich ihm zu kommen. Auf meine Tochter würde meine Mutter aufpassen. Die war ohnehin ganz enttäuscht gewesen, dass ich nicht weiter arbeiten wollte, denn sie hätte sich gerne um ihre Enkelin gekümmert, die ich allerdings ohne weiteres auch bei einer Tagesmutter unterbringen konnte, einer guten Freundin von mir, die mir das schon mehrfach angeboten hatte, als sie sah, wie wenig mir das Leben als Hausfrau behagte. Ich war ziemlich unsicher, bevor ich zu diesem Treffen aufbrach; und besonders unsicher war ich, was meine Kleidung betraf. Ich war nun schon solange nicht mehr täglich bei der Arbeit gewesen, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, was Frauen im Berufsleben so tragen. Obwohl ich um die typische Hausfrauen Kleidung wie Kittelschürze und so etwas nach den ersten Wochen immer einen großen Bogen gemacht hatte, wusste ich doch nicht, ob meine Outfits noch immer den hohen Ansprüchen genügen konnten, die in einer PR Agentur galten. Stunden verbrachte ich vor meinem Kleiderschrank und vor dem Spiegel, bis ich mich endlich zu einer symbolischen Geste entschloss; vor allem deshalb, weil mir wirklich nichts Besseres einfiel. Ich trug zu diesem Treffen genau die Bluse, die ich an meinem letzten Tag in der Firma angehabt hätte. Meine Brüste waren noch immer größer als normal, obwohl ich inzwischen längst abgestillt hatte; sie passte sehr gut. Auch mein Jackett war dasselbe wie damals, weiches, dunkelblaues Wildleder; nur eine neue Hose musste sein, weil ich ja nun nicht mehr schwanger war. Dazu legte ich, nun wieder mit schlanker Taille, einen breiten Ledergürtel um.

Mein Spiegel sagte mir, dass ich gut aussah; doch ich traute ihm nicht so ganz. Total unsicher kam ich bei meinem alten Chef an. Übrigens, was heißt hier alt – mit Anfang 40 ist er alles andere als alt! Er sah noch immer so gut aus wie immer. Hätte ich ihn vor meinem Mann kennengelernt, ich wäre wahrscheinlich alleine schon wegen seines guten Aussehens sehr in Versuchung gewesen, mich auf ihn einzulassen. Sofort rief ich mich zur Ordnung. Ich war nicht hier, um ihn zu verführen; jedenfalls nicht zu mehr als dazu, mich wieder einzustellen. Doch dann sah er mir erst in die Augen, und dann nahm er meine Hand und gab mir einen Handkuss. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber auf einmal kam ich mir vor, als wäre ich hier zu einem Rendezvous und nicht zu einer geschäftlichen Besprechung. Unwillkürlich lehnte ich mich vor, um ihm näher zu sein. Und da war es auch schon passiert. Der Handkuss führte zu einem richtigen, und lange bevor wir ins Wohnzimmer gingen, hatte ich seinen Körper an meinem gespürt. Sein Jackett war irgendwo unterwegs bereits verloren gegangen, und ich musste an mich anhalten, nicht über ihn herzufallen. Noch bevor wir uns setzen konnten, griff er nach seiner Krawatte, öffnete den Knoten, zog sie über den Kopf, ließ sie achtlos auf den Boden fallen, umschloss meine Hände, führte sie zum obersten Hemdknopf. Einen kleinen weißen Perlmuttknopf nach dem anderen öffnete ich, strich mit den Handflächen über den Stoff, über seine Haut mit den wenigen, seidigen, dunklen Haaren auf seiner Brust, folgte den Händen mit dem Mund. Er beugte sich vor, ich zog das Hemd aus dem Hosenbund, gemeinsam entfernten wir es vollständig. Dann machten wir es uns auf dem Sofa bequem. Zuerst ist es eher zärtlich, zurückhaltend, wie wir uns liebkosen, aber dann, irgendwann war es, als ob ein Raubtier erwachen würde. Binnen Sekunden stand ich unter Strom.

Kurz darauf war ich vollständig kleiderlos, und er war es ebenfalls. Es war auf einmal nichts mehr da von der Sanftheit der Berührungen vorher. Er warf mich regelrecht aufs Sofa, schwang sich auf mich. Meine Hände beugte er mir nach hinten, über den Kopf, er lag auf mir, und ich konnte mich nicht mehr rühren, wollte das auch gar nicht. Seine Hände hielten meine eisern fest, seine Arme lasteten auf meinen Schultern. Eine Mischung aus Frustration über die Bewegungslosigkeit und Lust ließ mich aufschreien. Es war, als ob die Tatsache, dass mir jede Bewegung unmöglich war, meine Erregung noch erhöhte. Er drang in mich ein; schnell, geschickt und sicher. Ich war ganz nass. Wie von selbst schlangen sich meine Schenkel um seinen Körper; es war, als würden unsere beiden Körper zu einem verschmelzen. Irgendwann schrie ich, weil ich es einfach nicht mehr aushalten konnte, und der erste Schrei öffnete die Tür, meine Selbstkontrolle ging zum Teufel. Der Drang nach Bewegung, die meinen Muskeln unmöglich war, explodierte in mir in glühenden Spiralen, trug mich nach oben, in eine schwindelerregende Höhe. Eine weitere Explosion, als er selbst in mir mit einem Stöhnen kam, jagt mich weiter, immer weiter, zum Fliegen ohne Flügel. Einen kurzen Augenblick lastete sein volles Gewicht auf mir, denn er ist auf mich herabgefallen, nachdem er sich in mich ergossen hatte. Ich wollte ihn festhalten, für immer festhalten, doch schon entzog er sich mir, gab meine Arme frei, stürzte sich dafür weiter unten auf die geschwollene Hitze zwischen meinen Beinen, aus der er sich gerade zurückgezogen hatte. Regenbogenfarben flimmerten hinter meinen geschlossenen Augenlidern. Meine Muskeln zuckten in erzwungener Ruhe; mein Oberkörper war zwar frei, und doch lag ich weiter ganz still da, versuchte es zumindest. Die Impulse brannten innen, überall, verbrannten mich, ich erkannte meine eigene Stimme nicht mehr, die meine ganze Lust laut hinaus schrie. Dann kam die dritte Explosion, brausend wie das Meer, das einmal gegen die Küste schlägt und wieder und wieder. Erst danach ließ er von mir ab, und wir kehrten zum Kuscheln zurück. An diesem Abend hat mein früherer und zukünftiger Chef mir nicht nur meinen alten Job wiedergegeben, sondern auch mein Selbstbewusstsein, die Erotik – und die Lust am Leben.

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