Männer sind doch so furchtbar ahnungslos – die glauben echt, sie haben die Pornowelt gepachtet. Dabei interessieren sich doch heutzutage immer mehr Frauen für Pornos. Wobei wir schon lieber die Sexfilme mögen, in denen auch rund um den Sex herum ein bisschen was passiert. Trotzdem darf da ruhig schon mal die Post abgehen. Also ich finde es wahnsinnig erregend, wenn es in einem Video zwei miteinander treiben. Keine Ahnung, warum mein Freund glaubt, ich sei zu abgehoben für Pornos …
Na, inzwischen habe ich ihn eines Besseren belehrt. Ich hatte lange nach einer Möglichkeit gesucht, ihn darauf hinzuweisen, dass er sich ruhig auch mal seine Erotikfilme in meiner Gegenwart anschauen kann, statt das immer nur heimlich allein an seinem Rechner zu tun. Aber ich wollte ihn ja nun auch nicht in Verlegenheit bringen – sonst wäre ich einfach mal „zufällig“ hereingekommen, wenn er wieder dabei war, sich auf einen Sexfilm im Internet einen abzuwichsen und hätte ganz interessiert getan. Aber dann hätte er sich bestimmt ertappt gefühlt, und damit wäre dann die Stimmung echt im Arsch gewesen. Oder glaubt ihr, er hätte dann einfach in aller Ruhe weitergemacht und sich mit mir zusammen den Porno angeschaut? Bestimmt nicht; selbst dann nicht, wenn ich ihm dabei ein ausgedehntes Schwanz blasen angeboten hätte.
Eine andere Möglichkeit wäre es natürlich gewesen, dass ich einfach mal einen Pornofilm besorge, den wir uns dann gemeinsam an einem Wochenende anschauen könnten. Bloß hätte er dann bestimmt gedacht, ich tue das nur ihm zu Gefallen und finde selbst nichts dabei. Das hätte auf seiner Seite bestimmt nicht dafür gesorgt, dass er geil wird, sondern eher zu betretenem Schweigen. Dasselbe galt für eine Einladung ins Pornokino. Etwas Ähnliches wie das ist es dann doch geworden, womit ich ihm sehr dezent eröffnet habe, dass auch Frauen Sexvideos mögen. Wobei es kein richtiges Pornokino war, was wir besucht haben, und es war auch kein Film, der nun so unbedingt als FSK 18 eingestuft war, weil zu viel Sex darin vorkam. Eigentlich war es sogar eher ein Kunstfilm, kein Erotikfilm, auf den meine Freundin mich aufmerksam gemacht hatte. Sie hatte ihn sich angeschaut und schilderte mir nachher, sie sei so schrecklich geil geworden während des Films, dass sie sogar ihren Nachbarn angebaggert hatte, obwohl der überhaupt nicht ihr Typ war. Der fand das natürlich ganz witzig und ist voll darauf angesprungen und abgefahren. Und so lief das alles dann schließlich genauso, wie es im Pornokino auch läuft – auf der Leinwand geht die Erotik voll ab, und im Zuschauerraum ebenfalls. In der Kunst ist halt alles erlaubt – auch der Sex.
Es hat natürlich einiges an Mühe gekostet, meinen Freund in einen Kunstfilm hineinzubekommen. Ich wollte ihm vorher nicht verraten, was ihm da bevorstand, sondern ihn damit überraschen. Nicht zuletzt aus Selbstschutz; es hätte ja schließlich auch sein können, dass er es überhaupt nicht aufregend fand, was ihm in dem Film geboten wurde, und dann hätte er sich schön über mich lustig gemacht. Das wollte ich mir doch lieber ersparen, also sprach ich nur von einem Kunstfilm, nicht von einem Sexfilm. Er tat glatt, als würde ich von ihm einen Kamikaze-Angriff verlangen und ließ sich erst dann dazu überreden, mit mir in diesen Film zu gehen, als ich ihm versprochen habe, dass anschließend er den ganzen Abend lang bestimmen darf, was wir machen. Bei der Aussicht haben seine Augen richtig geleuchtet. Und ich hatte auch schon so eine Ahnung, in welche Richtung seine Gedanken gingen … Das war ja dieselbe Richtung, die auch meine Gedanken eingeschlagen hatten, aber ihm das zu verraten hätte mir momentan noch überhaupt nicht in den Kram gepasst, also hielt ich fein brav meinen Mund. Er würde es noch früh genug merken.
Endlich saßen wir abends im Kino, die Werbung lief, mein Freund tat sich geräuschvoll am üblichen Popcorn gütlich, und ich war gespannt wie ein Flitzebogen. Der Vorspann begann, der Film lief. Zu sehen waren zuerst zwei junge Frauen, gute Freundinnen, die sich darüber unterhielten, wie schwierig ihre Beziehungen zu ihren Freunden oder Ehemännern oder was weiß denn ich waren; so genau wurde das nicht erklärt. Die eine hatte Ärger damit, dass ihr Freund oder Mann dauernd fremdging; und wenn es auch nicht immer zu einem echten Seitensprung kam, so flirtete er doch viel zu oft ganz offen mit anderen Frauen, auch in ihrer Gegenwart, was sie schrecklich verletzte, und die andere regte sich darüber auf, dass bei ihr und ihrem Freund im Bett so gut wie gar nichts mehr lief, dabei würde sie doch so gerne mal einiges an Erotik ausprobieren, wovon sie gerade in einem Aufklärungsbuch gelesen hatte; unter anderem auch den Analsex, denn sie hätte noch nie einen Arschfick erlebt. Mein Freund stöhnte; der glaubte schon, er hätte es hier mit einem der typischen Frauenfilme zu tun, in denen die Damen viel herumquatschen und am Ende dann doch ausschließlich mit viel Romantik ihren Prince Charming finden, ohne dass auch nur eine einzige nackte Titte zu sehen ist. Ich grinste in mich hinein; ich wusste es ja besser, aber ich hielt den Mund. Sollte er sich ruhig aufregen, und zwar so laut, dass die ersten sich schon zu uns umgedreht und „psst!“ gerufen hatten. Das Beste kam ja erst noch.