Ich hatte Gerhard gesagt, dass es keine gute Idee war, die er da hatte. Aber er war in dem Punkt ein typischer Mann, der einfach alles haben wollte und immer versuchte, seinen Willen zu bekommen. So war er im Beruf, einer der Gründe, warum er als Immobilienmakler so ungeheuer erfolgreich war, und so war er privat. Etwas, das für jeden anderen eine geradezu haarsträubende Vorstellung war, war für ihn also nur ein selbstverständlicher Wunsch. Unter anderem das, seine frisch gebackene Ehefrau und seine Lieblings-Hure zusammenzubringen. Nicht gerade in der direkten Hochzeitsnacht, aber schon eine Nacht später, auf der Hochzeitsreise.
Ich selbst bin natürlich nicht seine Ehefrau – ich bin seine Stammhure. Gerhard hat einen so enormen sexuellen Appetit, dass den eine Frau alleine nie zufrieden stellen kann. Statt sich deswegen nun mit gleich mehreren Frauen in seinem Privatleben zu belasten, die ja letztlich alle so ihre Ansprüche an ihn gestellt hätten, entschied er sich dazu, immer nur eine feste Freundin zu haben – und die sogenannten anständigen Damen lassen sich im Vergleich zu uns Huren ja nun nicht in Geld bezahlen, aber dafür wollen sie andere Dinge; Zeit, Geschenke, Anerkennung und so weiter, sind also letztlich ebenfalls Huren, die sich nur in anderen Währungen bezahlen lassen. Weil ihm das sexuell aber nicht reichte, mit nur einer Freundin, suchte er sich in einem der vornehmsten Bordelle unserer Stadt eine Edelhure, die sozusagen seine Stammhure werden sollte, die immer für ihn bereit war und alle seine erotischen Wünsche erfüllen sollte. Seine Wahl fiel auf mich. Zuerst sah ich das mit sehr gemischten Gefühlen.
Natürlich ist es einerseits eine tolle Sache, wenn Huren einen Stammfreier haben. Das gibt ihnen eine gewisse Ruhe und Sicherheit in diesem hart umkämpften Bereich des Hurensex. Andererseits kann jeder Stammfreier jederzeit abspringen – und dann falle ich in ein tiefes Loch, weil ich seinetwegen ja eine gewisse Zeit lang alle anderen Freier vernachlässigt habe und die anderen Hobbyhuren insofern einen ordentlichen Vorsprung haben. Und als Gerhard dann verkündete, er müsse nun endlich heiraten, denn die Leute würden ihn schon ganz komisch ansehen, weil er mit Mitte und fast Ende 30 noch immer Junggeselle war, da hielt ich diesen Moment für gekommen. Was ich sehr bedauerte, denn ich hatte ihn richtig ein wenig lieb gewonnen im Laufe der Zeit. Es gefiel mir, wie fantasievoll und erfindungsreich er war. Er hatte immer neue Ideen für Sexspiele auf Lager, von denen einige auch reichlich kinky waren. Außerdem besaß er eine enorme Ausdauer beim Sex, und das beeindruckt Frauen und auch Huren immer.
Gleichzeitig mit der Mitteilung, dass er jetzt heiraten werden, erklärte mir Gerhard jedoch, dass er keineswegs vorhabe, jetzt den Huren Sex mit mir aufzugeben. Er brauche das weiterhin als Ventil, erklärte er mir. Er hatte aber einen noch weit ehrgeizigeren Plan als den, sich neben seiner Ehefrau eine Stamm Hure zu leisten. Er wollte eben jene beiden Frauen zusammenbringen. Ich war zuerst entsetzt und riet ihm dringend davon ab. Wie gesagt, ich fand das keine gute Idee. Doch er ließ sich natürlich nicht beirren und bestand darauf, und weil ich ihn nicht verlieren wollte, gab ich irgendwann nach. Was mich letztlich auch dazu brachte war seine Überzeugung, dass seine damals noch zukünftige Frau bisexuell war und auch auf Frauen stand. Ich hatte keine Ahnung, ob er damit recht hatte, konnte es allerdings nur hoffen, denn sonst würde es eine echte Katastrophe werden, was er plante. Und das war Folgendes: Seine Hochzeitsreise sollte nach Venedig gehen; von allen offensichtlichen, romantischen Reisezielen … Zur Hochzeit selbst war ich selbstverständlich nicht eingeladen, denn in der Öffentlichkeit lässt man sich mit Huren nicht sehen.
Allerdings sollte ich schon voraus fahren und die beiden in ihrem Hotelzimmer – nun ja, Suite wäre der bessere Ausdruck – in Venedig erwarten. Ich hatte ein großzügiges Budget von ihm eingeräumt bekommen, mit dessen Hilfe ich erstens neue Kleidung für mich kaufen sollte – also Reizwäsche, keine normalen Kleider -, zweitens sexy Reizwäsche für seine Frau (von der ich zwar die Kleidergröße genannt bekommen hatte und ein Bild kannte, sonst aber nicht viel wusste), und drittens auch ein paar Sexspielzeuge besorgen, die man vielleicht brauchen könnte. Nun kannte ich mich in Venedig überhaupt nicht aus, aber Huren halten untereinander immer zusammen, und eine gute Freundin von mir, ebenfalls eine der Edelhuren in dem Bordell, wo Gerhard mich gefunden hatte, gab mir eine Adresse, und das war dann tatsächlich auch ein echt geiler Laden, den ich dort entdeckte. Ich kaufte reichlich ein, kehrte ins Hotel zurück, ließ mir vom Zimmerservice das Abendessen aufs Bett bringen und schlief lange und sehr gut.