Das ist mir das letzte Mal mit 18 oder 19 passiert, dass ich einem Mann in die Augen gesehen habe, und der Blick ging durch mich hindurch wie ein Pfeil, körperlich spürbar. Damals wie heute war es ein Mann Mitte 20; wenn es auch heute ein ganz anderer Mann ist. Der graue Augen hat, nicht blaue wie der andere früher. Und noch etwas hat sich geändert – ich bin keine 18 mehr, sondern 48. Vor 20 Jahren, da war es ein Bahnbeamter. Er hat auf dem Bahnhof gearbeitet, wo ich immer eingestiegen bin, um zu der Firma in der Nachbarstadt zu kommen, wo ich ein Praktikum gemacht habe. Damals war das noch nicht so wie heute auf den Bahnhöfen, alles elektronisch und so. Da musste man sich die Fahrkarte noch am Schalter kaufen und es gab haufenweise echte Menschen auf einem Bahnhof, die alle möglichen Aufgaben zu erfüllen hatten, die heute von Computern übernommen werden.
Es war gleich am zweiten Tag morgens. Ich hatte dem Schalterbeamten erklärt, dass ich eine Rückfahrkarte wollte – ich hatte mir das genau ausgerechnet und festgestellt, dass Einzel-Fahrscheine billiger waren als eine Monatskarte, weil mein Vater auch bei der Bahn war und ich die Fahrkarten also billiger bekam -, und er bereitete alles vor. Hinter ihm an den großen Hebeln war ein junger Mann beschäftigt, von dem ich einstweilen nur die blonden Locken und den Rücken sehen konnte. Dann drehte er sich um, und ich stellte fest, er hatte die blauesten Augen der Welt. Sie weiteten sich sichtbar, als er mich zu sehen bekam, und er starrte mich an, als sei ich das achte Weltwunder. Ich kam mir vor wie vom Blitz getroffen, und ich konnte mich nicht rühren. Ich reagierte nicht einmal, als der Schalterbeamte mir die Fahrkarte durch das halb runde Loch reichte. Leider kam dann mein Zug, und ich musste hinaus; aber dabei löste ich so lange es sich machen ließ die Augen nicht von dem blonden jungen Mann mit den blauen Augen. Seit diesem Tag suchte ich immer ganz begierig den Bahnhof ab, wenn ich losfuhr oder ankam, ob er da war. Meistens war er es, und er schien ebenfalls nach mir Ausschau zu halten, so hatte ich wenigstens den Eindruck. Unsere Blicke waren immer wie beim ersten Mal; hungrig, intensiv. Aber wir haben nie auch nur ein Wort miteinander geredet. Er traute sich wohl nicht, mich anzusprechen, und ich war mit 18 zu schüchtern, um auf einen fremden Mann zuzugehen. Dann ging ich nach dem Praktikum zur Uni, und ich vergaß ihn nie, habe ihn dann aber auch nie mehr gesehen, auch nicht, wenn ich alle paar Wochenenden nach hause fuhr. Wahrscheinlich wurde er zwischenzeitlich versetzt.
Es war ebenfalls ein Zufall, der mich jetzt süchtig nach nicht blauen, sondern grauen Augen gemacht hat. Es geht um den Sohn eines Versicherungsvertreters, der im Nachbarhaus sein Büro hat. Normalerweise habe ich mit ihm nichts zu tun, ich habe auch meine Versicherungen nicht bei ihm abgeschlossen. Wir kennen uns nur vom Sehen und grüßen uns immer freundlich; wir sind eben Nachbarn. Aber dann hat irgendwann der Postbote bei mir ein Paket für ihn abgegeben, weil ich zufällig die Einzige im Nebenhaus war und er gerade nicht im Büro. Ich habe eine eigene kleine Firma, bin also eine Geschäftsfrau. Und ich nutze es bestimmt nicht aus, dass ich die Chefin bin, aber ab und zu nehme ich mir doch die Freiheit, einmal einen halben Tag frei zu machen und die Firma in den Händen meiner zuverlässigen Mitarbeiter zu lassen. Dafür arbeite ich schließlich auch am Wochenende und habe so gut wie keinen Urlaub. Ich denke auch nicht, dass meine Leute meinen, ich würde mir zu viel herausnehmen; die sehen ja alle, wie viel ich arbeite. Ich ließ das Paket vor der Tür stehen und ging nach einer halben Stunde damit nach nebenan. Zweimal habe ich versucht, dem Versicherungsmenschen sein Paket zu bringen, aber nie war er da.
Erst abends habe ich dann sein Auto vor dem Büro gesehen und bin nach drüben, mit dem Paket. Ich klingelte, und dann öffnete mir ein junger Mann, wie gesagt etwa Ende 20, mit dunklen, extrem kurzen Haaren, nur wenige Millimeter lang, also ein richtiger Army Schnitt, und sehr geheimnisvollen grauen Augen, die mich sofort in ihren Bann schlugen. Ich hatte alle Mühe, meinen Spruch mit dem Paket herauszubringen, denn ich war erneut wie im Schock, so wie damals auf dem Bahnhof. Seine Augen ließen mich nicht los, und als er sich bedankte, lächelte er noch. Ein wunderbares Lächeln; offen und warm. Auch wenn die Umstände ganz andere waren und nicht zuletzt ich nun eine reife Frau war, kein Teenager mehr, kam ich mir auf einmal vor wie vor 20 Jahren. Damals hatte ich das Leben noch vor mir gehabt, heute lag es zum größten Teil hinter mir, aber diese fesselnde Faszination, ich konnte sie noch immer spüren. Wieder kam es mir auch vor, als ob mir diese durchdringenden Augen etwas sagen wollten.
Aber ich war nun keine 18 mehr; und mochte dieser junge Mann auch noch so schüchtern sein – reife Frauen haben es gelernt, wie kurz das Leben ist, und wie schnell eine Gelegenheit versäumt. Das Paket unter einem Arm balancierend, denn er hatte es mir noch nicht abgenommen, streckte ich die rechte Hand aus, und als er mir seine reichte, hielt ich sie fest. Viel fester und viel länger, als es für einen normalen Handschlag und eine knappe Vorstellung üblich war. Dabei sah ich ihn unverwandt weiter an und er erwiderte den Blick, während er, heiser und ersichtlich mit seinen Gefühlen im Aufruhr, erklärte, er sei der Sohn. Hätte ich nicht in diesem Augenblick die Stimme seines Vaters gehört, der anscheinend gerade am Telefonieren war, ich hätte noch mehr gesagt, vielleicht sogar getan. Aber in einem sind reife Frauen ab 40 nicht mehr ganz so unbekümmert – und zwar, was die Meinung anderer Leute angeht. Ich hätte es nie gewagt, in Gegenwart des Vaters offen mit dem Sohn zu flirten. Das hätte sich einfach nicht gehört. So musste ich trotz größeren Mutes jetzt mit über 40 letztlich doch erneut unverrichteter Dinge wieder abziehen, nachdem ich das Paket abgegeben hatte. Aber so einfach würde ich mich nicht abspeisen lassen!
Damals hatte ich in meiner Unerfahrenheit die Gelegenheit für – nun, was auch immer; eine romantische Liebesbeziehung oder zumindest ein sehr intensives erotisches Abenteuer ungenutzt verstreichen lassen. Das würde mir nicht noch einmal passieren. Und erfahrene Frauen haben auch so ihre Tricks, wenn es um erotische Kontakte geht. Sie wissen, wie sie Gelegenheiten herbeiführen können. Ich betrachtete mir die Autos, die vor dem Nachbarhaus geparkt waren. Die meisten kannte ich, und es kam nur eines in Frage, das dem Sohn gehören konnte. Es stand direkt neben dem Auto des Vaters. Und nicht weit davon entfernt hatte ich mein eigenes Auto geparkt. Ich hatte es noch nicht in die Garage gefahren, weil ich eigentlich noch Lust hatte, etwas zu unternehmen, vielleicht essen zu gehen oder so etwas. Schnell holte ich mir aus meiner Wohnung den kleinen Handstaubsauger, eine Tüte für den Abfall, ein Tuch und den Glasreiniger und begann damit, mein Auto innen endlich mal wieder auf Vordermann zu bringen. Das hatte es sowieso nötig.
Natürlich befürchtete ich, dass der Sohn das Büro zusammen mit dem Vater verlassen würde. Dann wäre nichts zu machen gewesen und ich hätte Ausschau nach einer zweiten Chance halten müssen. Aber ich hatte Glück; der Sohn kam alleine heraus. Ich richtete mich aus meiner gebückten Haltung auf – ich hatte gerade den Beifahrersitz gesaugt – und sah ihn an. Er sah mich, zögerte, hielt an. Das war alles, was ich an Ermunterung brauchte. Achtlos legte ich den Staubsauger auf den Sitz und ging zu ihm. „Darf ich Sie zum Essen einladen?„, fragte ich. Er schluckte mehrmals hintereinander. Sorgfältig achtete ich auf jedes Zeichen, dass ihm mein plötzliches Ansprechen unangenehm war, dass er sich gerne verdrücken würde. Doch er sah nicht nervös zur Seite, sondern weiterhin mich an. Und dann nickte er. „Sollen wir in ein Restaurant gehen – oder soll ich Ihnen etwas kochen?„, wollte ich als Nächstes wissen. Was mir lieber war, das wusste ich. Ich hätte den jungen Mann gerne in meiner Wohnung gehabt. Nur wollte ich ihn auch nicht durch allzu forsches Vorgehen erschrecken. Er überlegte nicht lange. „Wenn – wenn es Ihnen nichts ausmacht, lieber bei Ihnen„, sagte er leise. Ich hatte mich also nicht getäuscht; da war tatsächlich was abgegangen zwischen uns, vorhin im Büro, während des Blickwechsels.
Jetzt gab es nur noch ein Problem. Was würde sein Vater sagen, wenn er nachher heraus kam und zwar das Auto seines Sohnes sah, aber nicht den Fahrer? Der junge Mann deutete meinen Blick zu seinem Fahrzeug richtig. „Soll ich das Auto schnell woanders parken?„, fragte er grinsend. „Aber mir macht es auch nichts aus, wenn mein Vater erfährt, wo ich bin.“ Ich schwankte kurz. Direkt ausmachen tat es mir auch nichts. Warum sollte eine reife Frau sich schämen, wenn sie einen jungen Mann attraktiv findet und auf ihn zugeht? Andererseits hatte meine Erfahrung es mir gezeigt, dass gerade ein erst aufkeimendes erotisches Pflänzchen beschützt werden muss, auch vor Klatsch und dem Unverständnis der Umwelt, die die Kombination reife Frau und junger Mann noch immer seltsam findet. Ich wollte auch nicht, dass sein Vater ihm einen mahnenden Vortrag hielt ich sei viel zu alt für ihn. Deshalb deutete ich auf meine Garage. Er fuhr seinen Wagen hinein, ich schloss meinen ab – und dann kam er mit mir mit in meine Wohnung.
Natürlich hatte ich es nicht eingeplant, abends für mich und einen potenziellen Liebhaber kochen zu müssen; ich hatte ja essen gehen wollen. Aber ein bisschen was habe ich immer im Haus, und ich koche sehr gerne. Also holte ich eine Flasche Wein, goss uns beiden ein Glas ein, wir stießen miteinander an und beschlossen dabei, uns zu duzen. Alles andere wäre ja auch ziemlich abartig gewesen! Dirk ist sein Name, erfuhr ich dabei. Wir unterhielten uns, während ich meine Vorbereitungen traf; nur oberflächlich, einfach nur, um ein bisschen mehr übereinander zu erfahren. Er bewunderte es offen, dass ich eine eigene Firma hatte, und ich fand es ungewöhnlich und angenehm, dass er nicht, wie andere junge Männer, mich als reife Frau einfach abtat und gering schätzte, was auch immer ich tat. Innerlich überlegte ich mein weiteres Vorgehen. Sollte ich sofort versuchen, ihn zu verführen, so dass wir das Essen praktisch als entspannendes Zusammensein „danach“ genießen könnten? Oder war es geschickter, mit dem Essen, vielleicht bei Kerzenschein und leiser Musik, erst einmal eine gewisse Romantik aufkommen zu lassen, bevor ich mich ihm körperlich näherte?
Dass ich es sein würde, die den ersten Schritt weg vom Reden und hin zum Küssen tun musste, das war mir klar. Irgendwie hatte mich trotz all meiner Erfahrung und Entschlossenheit der reife Frauen ab 40 jetzt auf einmal eine unerklärliche Zurückhaltung überfallen. Ich war mir nicht sicher, ob ich es tatsächlich können würde, einfach auf ihn zugehen, die Arme um ihn legen, ihn auf seine wunderschön geschwungenen Lippen küssen und … was ich dann halt noch so alles vor hatte. Deshalb beschloss ich, doch lieber erst zu kochen. Ich stand gerade am Herd, das Fett in der Pfanne für unsere Steaks wurde warm, da spürte ich auf einmal zwei warme Hände an meinen Hüften. „Wollen wir das Essen nicht lieber noch ein wenig verschieben?„, sagte Dirk leise. Ganz sanft strichen seine Handflächen an meinen Hüften auf und ab. Und auf mich hatte das mehr Wirkung, als wenn er mir gleich an die Muschi gegangen wäre; ich wurde feucht. Ich schöpfte tief Atem und lehnte mich ein wenig zurück, bis ich seinen Körper gegen meinen Rücken fühlen konnte. Seine Hände glitten weiter nach vorne, legten sich auf meinen Bauch. Ich legte meine Hände auf seine. „Einverstanden„, murmelte ich. Und obwohl ich soviel älter und reifer war als er, kam ich mir vor wie ein junges Mädchen, das sich willig einem älteren, erfahreneren Liebhaber überlässt.
Noch immer sanft drehte er mich zu sich herum. Seine Hände legten sich auf meine Schultern, glitten langsam meinen Körper entlang, kurz aufgehalten von meinen Brüsten, und erreichten am Ende wieder meine Hüften. Ich wurde immer erregter. Früher hätte eine geschickte Zunge an meinem Kitzler nicht soviel Erregung in mir auslösen können wie an diesem Tag das simple Streicheln. Ob es daran lag, dass reife Frauen in Sachen Erotik ziemlich ausgehungert sind? Oder hatte ich mich etwa verliebt wie ein Teenager und empfand deshalb alles so wahnsinnig stark? Mit den Händen noch immer an meinen Hüften, ließ Dirk sich langsam auf ein Knie herunter, das andere Bein ließ er aufgestellt. Trotz seiner relativen Jugend schien er sich mit Frauenkleidung gut auszukennen; er wusste, dass mein Rock hinten einen Reißverschluss hatte, den er erst nach vorne ziehen musste, bevor er ihn öffnen konnte. Er wusste auch, wie man einen Slip so nach unten zieht, dass er nicht an den Knien hängen bleibt. Und er wusste, wie er seine Hände auf meinem Po platzieren musste, damit ich meinen Unterkörper leicht vorbeugte und er mit seiner Zunge die mittlerweile nasse und vor Erregung klopfende Scham erreichte.
Und ebenso wenig war es ihm unbekannt, wie man eine Frau in dieser Stellung zum Orgasmus bringt. Er kannte sogar den Trick, mit einer Hand von hinten dazuzukommen und abwechselnd die Rosette und den vorderen Eingang zu massieren. Nicht einmal das wütende Zischen des verbrutzelnden Fettes konnte mich davon abhalten, das zu genießen. Bevor wir dann allerdings miteinander ins Schlafzimmer gegangen sind, damit ich seinen jungen, straffen Körper genießen konnte, habe ich dann doch lieber den Herd ausgestellt …