Das Restaurant, in das mein Chef mich zum Abendessen führte, gefiel mir sehr gut. Bloß dass ich mich in meinem Kostüm, das ich im Büro getragen hatte, ein wenig fehl am Platz fühlte. Die meisten anderen der anwesenden Damen hatten sich mit Abendkleid schwer in schale geschmissen.
Männer haben es da einfacher – mit einem Anzug sind sie immer und überall perfekt gekleidet.
Ein wenig Small Talk über einem Glas Wein tat wenig dazu, mir meine Verlegenheit zu nehmen; denn eigentlich wussten wir beide nicht so genau, was wir privat miteinander reden sollten.
Der Abend hätte ein vollständiger Reinfall werden können, wenn nicht mein Chef auf einmal unter dem Tisch seine Hand auf mein Knie gelegt und sich verschwörerisch zu mir herübergebeugt hätte.
„Weißt du, dass du die attraktivste Frau im ganzen Restaurant bist?„, flüsterte er mir dabei ins Ohr.
Ich erstarrte. Was sollte denn das werden? War das jetzt doch eine Anmache? Folgte aus dem privaten Abend in den Augen meines Chefs zwingend auch privater Sex? Oder wollte er mir nur meine sicherlich spürbare Verlegenheit wegen meiner in dieser Umgebung unpassenden Kleidung nehmen?
Verwirrt, wusste ich nicht, was ich sagen sollte – und sagte deshalb gar nichts.
Den Rest des Essens, das übrigens hervorragend war, geschah nichts mehr. Auch kehrte mein Chef vom überraschenden privaten „du“ prompt wieder zum förmlichen „Sie“ zurück, nach diesem kurzen Ausrutscher.
Nachher brachte er mich in seinem Wagen nach Hause.
Schon unterwegs debattierte ich mit mir, ob ich ihn nachher noch zu einem Glas Wein oder einem Kaffee in meine Wohnung einladen sollte. Eigentlich gehörte sich das ja so. Nur, war das dann nicht zu viel des Privaten? In meiner Enttäuschung, dass der private Abend mit ihm so schnell wieder zu Ende sein sollte, sprach ich trotzdem die Einladung aus, und er nahm sie prompt und ganz selbstverständlich an.