14. November 2007

Fetisch Roman – Kapitel 16 – Wogen – Sichtweise Antje

Plötzlich sind uns beiden die ganzen Menschenmassen um uns herum zu viel, und wir beeilen uns, mit unseren Neuerwerbungen in meine Wohnung zu kommen. Ich weiß, daß ich es jetzt nicht übertreiben darf; für David war der Einkauf unserer ersten gemeinsamen Spielzeuge schon recht überwältigend. Ich möchte ihn weder überfordern noch erschrecken, denn schließlich ist das ganze Gebiet der Sinnlichen Magie für ihn Neuland. Jedenfalls was die Realisierung angeht. So sehr, wie es ihn reizt, und so schnell, wie er die Grundregeln lernt, muß es ihn in seiner Phantasie schon recht lange beschäftigt haben.

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Gerade dann muß ich aber besonders vorsichtig sein. Wenn Träume plötzlich Realität werden, ist das nicht immer ein Grund zu überschäumender Freude, sondern manchmal auch zum Weglaufen.

So stelle ich unsere Einkaufstüte von Sir Elias einfach im Flur ab, erwähne mit keinem Wort, daß David eigentlich als Strafe für eine sehr übermütige Bemerkung von heute morgen eines der neuen Spielzeuge tragen muß.

Langsam wird es auch schon Zeit, zu dem geplanten Mittagessen mit meiner Freundin Susanne aufzubrechen.

Da stellt David fest, daß er seine Brieftasche bei Sir Elias im Laden vergessen hat. Ich weiß nicht, aber irgendwie halte ich das nicht für ein Versehen. Ob David doch dessen Interesse an ihm bemerkt hat? Und es womöglich gar erwidert?

Ich beiße mir auf die Lippen, um ein amüsiertes Grinsen zu unterdrücken. Überfordert ist David mit diesem Vormittag jedenfalls ersichtlich nicht.

Mit einem Blick auf unsere Einkäufe frage ich ihn, welches Spielzeug ihm denn für die Strafe am liebsten wäre. Normalerweise sollte ich ihm ja einfach befehlen, was er zu tragen hat. Aber ich bevorzuge nun einmal oft diese Form der Dominanz. Und da es ja schließlich letzten Endes vorwiegend um die Verwirklichung meiner Wünsche geht, schere ich mich einen Teufel um das „Normalerweise“. Außerdem interessiert es mich brennend, was er sich aussucht.

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Wahrscheinlich den einfachen Penisring mit Lederbändern für die Eier, vermute ich.

Weit gefehlt; er holt den Schmuckring aus der Tüte, der nach dem Zuschnappen nur noch mit einem Imbusschlüssel zu öffnen ist. Mir gehen beinahe die Augen über. Fragt sich jetzt nur noch, was er mit dem Schlüssel nebst Ersatzschlüssel macht.

Das Anlegen ist leicht; Davids Schwanz steht den ganzen Morgen schon, und er scheint der liebevollen Restriktion durch den breiten Stahlring geradezu entgegenzustreben. Ein paar natürlich nur den perfekten Sitz des Rings überprüfende Griffe meinerseits lassen David aufstöhnen. Woraufhin ich die Überprüfung ein wenig ausdehne. Entschlossen ziehe ich dann den Slip über unser kleines Geheimnis und helfe ihm, die Jeans zu schließen. Davids Finger zittern etwas, und alleine hätte er gewiß Schwierigkeiten damit.

Dann machen wir uns zurück auf den Weg zurück zu dem Laden, den wir erst vor so kurzer Zeit verlassen haben. Im Auto hält David mir ganz beiläufig wortlos die Schlüssel hin. Ich werde ziemlich rot (bin wohl doch weit weniger abgebrüht, als ich dachte); und auch meine Finger zittern, als ich sie an meinem Schlüsselbund befestige.

Im Geschäft hat uns Alexander, Sir Elias, ersichtlich bereits erwartet. Sein Verhalten ist betont nüchtern, aber ich sehe auch den Blick, mit dem er David bedenkt, als dieser es nicht sehen kann. Beim Abschied zögert David merklich. Alexander und ich tauschen ein verschwörerisches Lächeln. Manch einer würde jetzt triumphieren, daß ihm sozusagen ein Vorstoß in meinen Machtbereich gelungen ist, aber nicht Alexander. Er ist ebenso wie David einer der wenigen Männer, die auch im Stadium der akutesten Verliebtheit noch mit Verstand und Gefühl denken statt mit dem Schwanz – was den Vorteil hat, daß das Denken mehr Platz hat, als es neben gewissen Schwellkörpern der Fall ist, und nicht mit dem Höhepunkt notgedrungen zusammenschrumpft auf höchstens die halbe Größe. Was auch immer sich zwischen den beiden entwickeln wird, es wird nicht ohne Rücksicht auf meine Empfindungen geschehen.

Jetzt legt Alexander David kurz ganz leicht die Hand auf die Schulter, und ich kann beinahe den Schauer spüren, der David dabei durchfährt.

Ich freue mich an der aufkeimenden Zuneigung und bin strahlendster Laune, als wir auf die Straße treten. David dagegen ist sichtlich verwirrt.

Nun, das Treffen mit Susanne wird schon dafür sorgen, daß er seine Fassung wiedergewinnt.

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Wie üblich, kommt Susanne erheblich zu spät; wir haben bereits 20 Minuten im Lokal gewartet, als sie endlich hereinstürmt. Nach der Vorstellung und der Verteilung der üblichen affigen Begrüßungsküßchen in die Luft neben der Wange des anderen – auch David kriegt zwei solcher Luftiküsse ab von Susanne – herrscht erst einmal eine Weile peinliches Schweigen. Jeder von uns ist unglaublich konzentriert in die Speisekarte vertieft. „Was macht dein Chef?“ frage ich schließlich Susanne. Sie und ihr Chef, das ist eine unendliche Geschichte. Ich bin fest davon überzeugt, daß die beiden sich mögen. Wenn man hört, wie sie miteinander umgehen, könnte man allerdings ohne große Schwierigkeiten auf die Idee kommen, sie führten den totalen Krieg gegeneinander.

Trotzdem hat Susanne ihren jetzigen Job als Assistentin des PR-Chefs eines nicht allzu großen Unternehmens schon länger als drei Jahre; es scheint ihr also wirklich zu gefallen. Vorher hat sie spätestens alle zwölf Monate ihre Arbeitsstelle gewechselt.

Anscheinend habe ich ihr das richtige Stichwort gegeben. „Dieser Mistkerl,“ schimpft sie los, kaum daß die Frage draußen ist, „weißt du, was er sich jetzt wieder ausgedacht hat? Ich soll ab sofort zwei Tage in der Woche im Sekretärinnenpool arbeiten!“ „Aber das kann er doch ohne deine Zustimmung gar nicht durchsetzen,“ widerspreche ich. „Theoretisch nicht,“ erwidert Susanne, „aber wenn ich es nicht tue, wird entweder meine Arbeitszeit reduziert, oder ich bekomme die Kündigung und es wird statt meiner eine Halbtagskraft eingestellt. Es ist einfach im PR-Bereich nicht genug zu tun für mich.

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Auch das geht doch alles nicht so einfach,“ wende ich ein. Ich wundere mich, daß Susanne so ruhig bleibt. In meinen Augen ist ihr Chef einer der „perfekten“ Sadisten, die wirklich aus purer Grausamkeit heraus anderen Schmerzen zufügen. Und um so mehr Vergnügen daran haben, je unangenehmer es dem anderen ist und je mehr es seine Persönlichkeit anzukratzen scheint. Also genau das, was man gemeinhin unter einem Sadisten versteht.

Sich auf das liebevolle Wechselspiel der Lust im Rahmen der Sinnlichen Magie einzulassen, würde er jedoch nie wagen; dazu ist er zu sehr Gefühlskrüppel. Und damit ist er in meinen Augen einfach bloß ein skrupelloses Arschloch.

Für Susanne jedoch ist er trotz aller Schelte, die sie nur zu reichlich über ihm ausschüttet, eine Art Magnet, an dem sie hilflos festhängt. Manchmal verstehe ich sie darin, manchmal nicht. Mit seinem neuesten Schachzug jedenfalls ist er wieder einmal eindeutig zu weit gegangen. „Susanne, wenn du dich dagegen wehrst, hast du gute Chancen,“ dränge ich. Sie zuckt die Achseln. „Und was passiert, wenn ich mich wirklich weigere? Ausrichten kann ich damit nichts bei ihm. Also muß ich zum Anwalt, vielleicht sogar vors Arbeitsgericht. Und ob ich mich letztendlich durchsetzen kann oder nicht, spielt eigentlich keine Rolle. Was meinst du, was er mit mir macht, wenn ich das tue?

Natürlich hat sie damit völlig recht – er würde es ihr nach seinen Kräften heimzahlen, und die sind enorm. Eine kalte Wut auf ihren Chef packt mich.

Ich glaube, ich an deiner Stelle würde mir eine neue Arbeit suchen,“ mischt sich nun David ein. Mit blitzenden Augen sieht Susanne ihn an. „So einfach kann sich die Sache auch nur ein Mann machen,“ kommentiert sie spitz. „Susanne, das ist ungerecht,“ protestiere ich.

Die beiden ignorieren mich einfach. David lehnt sich betont lässig zurück und entgegnet: „Nur weil etwas die einfachste Lösung ist, muß es nicht unbedingt verkehrt sein.

Susanne geht hoch wie eine Rakete. „Ich sehe das doch richtig, daß du nicht die geringste Ahnung von meiner Lage hast, oder? Wie kommt es dann, daß du dir ein Urteil darüber anmaßt?“ Die so plötzlich aufgetauchten Gewitterwolken am Gesprächshimmel erschrecken mich. Verzweifelt überlege ich, womit ich die Auseinandersetzung abbiegen kann. Das einzige, was mir an Kommentar einfällt, ist allerdings, daß Susanne besser daran täte, einmal ihrem Chef gegenüber mit so ausgefahrenen Krallen aufzutreten. Und das würde die Wogen sicher nicht glätten.

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David zieht die Augenbrauen hoch. „Daß du dir dringend einen neuen Job suchen mußt, ergibt sich doch schon zwingend aus dem wenigen, was ich jetzt mitangehört habe. Wenn ich mehr wüßte, könnte mein Rat allenfalls eindringlicher werden.

Zugegebenermaßen fasziniert beobachte ich seine so offen zur Schau getragene Arroganz. So kenne ich David nicht; und ich würde ihm auch nicht raten, mir gegenüber so aufzutreten.

Du gehörst wohl auch zu den Leuten, die alles besser wissen,“ meint Susanne nun. Eine für ihre Verhältnisse recht schwache Antwort. „Und du zu denen, die es zwar besser wissen, es aber nicht schaffen, entsprechend handeln,“ gibt David zurück.

Ich denke, wir sollten jetzt das Thema wechseln,“ versuche ich abzulenken. „Ich denke nicht daran,“ faucht Susanne.

Bittend sehe ich David an. Ich weiß, daß es nicht fair ist; aber die einzige Möglichkeit, die Stimmung zu retten, wäre eine Entschuldigung von ihm. Zu meinem eigenen Erstaunen bemerke ich, daß ich den Tränen nahe bin. Ich verstehe es nicht, welcher Teufel Susanne auf einmal reitet, und es verletzt mich, daß sie David so massiv angreift.

David nimmt meine Hand, lächelt mich an. „Es tut mir leid, Susanne,“ sagt er dann.

In diesem Augenblick könnte ich ihm vor Dankbarkeit mitten im Restaurant um den Hals fallen. Fest drücke ich seine Hand, und er erwidert den Druck. Die Wärme der Berührung erinnert mich daran, was David unter seiner Kleidung gerade für mich trägt. Ich muß die Augen niederschlagen, um die plötzliche Erregung zu verbergen, die mich erfüllt. David atmet tief ein, und ich weiß, er hat sie dennoch bemerkt. Unser Griff wird noch fester.

Endlich kommt auch unser Essen, und währenddessen plaudern wir über eine Belanglosigkeit nach der anderen. So rasch es die Höflichkeit möglich macht, dränge ich zum Aufbruch. Schließlich muß ich ja dringend ein Konzept für Montag noch einmal durchgehen …

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Wieder gibt es haufenweise Küßchen, auch für David. Der sich dabei merklich steif macht und sie nicht erwidert. Nur zu verständlich. Was ich nicht kapiere ist, was mit Susanne los ist. Um ehrlich zu sein, ist mir das momentan aber auch herzlich gleichgültig. Kaum sind wir allein, hole ich schnell die Umarmung nach, die David mehr als verdient hat.

Und fühle, wie dabei meine Knie so weich werden, daß David mich halten muß …

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