02. Mai 2007

Kapitel 4 Fetisch Roman | Fieber – Sichtweise Antje

Meine Stimmung befindet sich auf dem absoluten Nullpunkt. Der romantische Abend, der keinen anderen Fortgang hätte finden dürfen als mein Genießen seiner nackten Haut, nicht nur jäh unterbrochen durch einen Anruf; mehr noch, durch den Anruf einer anderen, ihm ersichtlich sehr vertrauten Frau. Und als absolute Krönung dann sein sofortiger Aufbruch, zu eben jener Frau. Ich schimpfe mich selbst eine naive dumme Gans, so selbstverständlich davon ausgegangen zu sein, daß er solo ist, wenn er sich mit mir einläßt. Seit wann stört es einen Mann, daß er bereits eine Beziehung hat, wenn er eine weitere will? Grundsätzlich späche ja auch nicht viel dagegen – aber offen sollte man dabei schon sein. Gerade man/n hat damit allerdings meistens ohnehin so seine Schwierigkeiten.

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Ich bin so sauer auf David, daß ich gar nicht weiß, wohin mit meiner Wut. Männer! Warum gibt man sich eigentlich doch immer wieder mit ihnen ab? Es ist mir jetzt völlig egal, ob man mich ungerecht nennen kann, unfair, voreingenommen, vorurteilsbehaftet oder was auch immer – ich habe die Schnauze voll!

Kurz vor Mitternacht kommt Davids Anruf. Ich lasse den Anrufbeantwortet ihn entgegennehmen. Natürlich stehe ich daneben und höre mir an, was David zu erklären hat: „Antje, bitte, geh ans Telefon! Ich bin sicher, daß du da bist und zuhörst. Bitte, nimm ab! Du hast das alles ganz falsch verstanden – es ist nicht so, wie du denkst.“ Eine kleine Pause, dann versucht er es noch einmal, und noch einmal, immer bittender.

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Und obwohl ich natürlich genau gewußt habe, was er mir sagen würde, geht mir seine Stimme doch durch und durch. Es braucht eine ganze Weile, bis ich mich selbst davon überzeugt habe, daß es mit Sicherheit reineweg gelogen ist, ich hätte alles falsch verstanden. Genau das würde auch und vor allem jemand behaupten, der tatsächlich etwas zu verbergen hat. Ich werde es schon genauso verstanden haben, wie es auch tatsächlich ist; nämlich daß David schon eine Freundin hat.

In dieser Nacht schlafe ich kaum und habe am Morgen größte Mühe, die Folgen der aus ganz anderen Gründen als am Abend zuvor vermutet wilden Stunden wenigstens einigermaßen mit dem bißchen Schminke zu verdecken, das ich mir gestatte. Besonders unangenehm ist es natürlich, daß auch David diese Folgen bemerken wird. Das ist nun einmal der Nachteil, wenn man sich in einen Kollegen verliebt.

Doch anders als erwartet taucht David nicht gleich in der ersten Stunde bei mir auf. Er taucht überhaupt nicht auf. Die ganzen Wege, die mich ganz zufällig an seinem Büro vorbeiführen, bleiben vergeblich, und als ich es schließlich wage, nach ihm zu fragen, wird mir mitgeteilt, daß er sich krankgemeldet hat. Mein erster Impuls ist es, ihn anzurufen, nein, am besten gleich hinzufahren, ihn liebevoll zu versorgen, meine Hände seine Krankheit wegstreicheln zu lassen. Solche Bemutterungsinstinkte kann frau sich anscheinend partout nicht abgewöhnen. Aber energisch rufe ich mich zur Ordnung. Wer sagt denn, daß er wirklich krank ist, erstens; und zweitens – er wird sicher schon längst hingebungsvoll gepflegt von der unbekannten Anruferin des gestrigen Abends.

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So sehr ich auch versuche, mein Schmollen zu schüren – ich bekomme vor lauter innerer Unruhe nichts mehr getan, und in der Mittagspause gebe ich dem immer stärker werdenden Drängen nach und wähle das erste Mal seine Nummer. Es ist besetzt. Na, dann ist er ja jedenfalls mit Aufmerksamkeit versorgt, denke ich beleidigt. Bis zwei Uhr kann ich der Versuchung widerstehen, ihn erneut anzurufen. Dann allerdings versuche ich es alle paar Minuten. Er geht nicht ans Telefon, und der Anrufbeantworter ist anscheinend ausgeschaltet. Ich schwanke zwischen unbändigem Zorn auf ihn und ernster Sorge. Was ist, wenn er so krank ist, daß er nicht telefonieren kann? Aber er hat doch vorhin telefoniert, beruhige ich mich.

Es hilft alles nichts – ich will zu ihm. Und nachdem von Delten, mein Chef, heute glücklicherweise den ganzen Tag unterwegs ist, mache ich ausnahmsweise einmal absolut pünktlich um vier Feierabend und fahre zu David.

Er öffnet erst, als ich nach drei erfolglosen Versuchen zum Dauerklingeln übergehe, und er sieht wirklich erbarmungswürdig aus, im Bademantel, ein dicker Schal um seinen Hals, sehr bleich, mit dunklem Bartschatten und völlig zerstrubbelten Haaren. „Ach du bist es,“ sagt er gedehnt, und meine ganze angestaute Fürsorglichkeit verpufft mit einem leisen Knall. Wenn einer von uns einen Grund hat, beleidigt zu sein, bin ja wohl ich das! „Ich kann ja wieder gehen,“ gebe ich böse zurück. „Das solltest du auch, wenn du dich nicht anstecken willst,“ erwidert er. „Mit deinem schlechten Benehmen, meinst du wohl?“ gifte ich.

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Völlig überraschend fängt David an zu lachen, doch rasch geht sein Lachen in einen Hustenanfall über. Entschlossen dränge ich mich an ihm vorbei in seine Wohnung und schließe die Tür, halte David fest, bis das Husten vorbei ist. Es hört sich wirklich schlimm an, und er ist ganz heiß, hat sicher Fieber. „Du gehörst ins Bett,“ stelle ich fest. „Also, freiwillig bin ich nicht aufgestanden,“ bemerkt er süffisant, und nun müssen wir beide lachen.

David streicht mir über die Wange, läßt seine Hand kurz darauf fast kraftlos fallen, daß sie unterhalb der Schulter zu ruhen kommt, und dann arbeitet er sich weiter vor, unter den Stoff meines Capes, legt sie auf meine linke Brust, umfaßt sie sanft. „Ins Bett, sagte ich,“ protestiere ich energisch. Ich ziehe ihn ins Schlafzimmer, ans Bett. Gehorsam setzt er sich, hält mich jedoch dabei fest, und so purzeln wir schließlich beide aufs Laken. Ich liege auf ihm, und merke nur zu deutlich, daß die Grippe auf gewisse Körperteile allenfalls anregend wirkt. Kurz richte ich mich auf, reiße mir das Cape herunter, zerre seinen Bademantel auseinander, nehme den furchtbaren Schal ab. Entzückt betrachte ich seinen Körper, den ich jetzt das erste Mal nackt sehe. Weiche, wohl aus dem Sommerurlaub noch ganz leicht gebräunte Haut, fast keine Haare auf der Brust, und auch wenn man ihm ansieht, daß er nicht regelmäßig Sport treibt, sind doch wenigstens ein paar Muskeln zu erkennen … Am meisten allerdings begeistert mich die ganz leichte Rundung seines Bauches. Ich gehöre nämlich nicht zu den Frauen, die auf Waschbrett stehen.

Ich will auch fühlen, was ich gerade gesehen habe, doch ungeduldig zieht David mich auf sich, und die plötzliche Berührung läßt uns beide aufstöhnen. Ein solch ungebührliches Verhalten erfordert natürlich gewisse Konsequenzen. „Du kannst dich wohl gar nicht benehmen,“ flüstere ich. David schüttelt den Kopf. „Nun, dann werde ich wohl Maßnahmen ergreifen müssen, um bei dir für die nötige Zurückhaltung zu sorgen,“ verkünde ich mit blitzenden Augen. Er zieht hörbar die Luft ein, schließt die Augen. Suchend blicke ich mich um. Das Messingbett ist ja schon gar nicht schlecht; jetzt fehlt nur noch etwas, mit dem ich David daran arretieren kann. Aber auch das ist schnell gefunden. Mit einem Rucke ziehe ich den Gürtel seines Bademantels unter ihm hervor. Einen Moment lang sehen wir uns, versinken ineinander. Dann hält David mir wortlos seine Handgelenke hin. Mit dem Palstek habe ich etwas Mühe, denn es ist lange her, daß ich ihn zuletzt geknüpft habe, aber schließlich ist es geschafft, und David liegt da mit ausgebreiteten Armen, fast ohne Spielraum. Natürlich kann er die Beine noch frei bewegen, aber ich weiß schon, wie ich das verhindern werde.

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Nun erhebe ich mich, schlüpfe in Zeitlupe aus meinem langen schwarzen Rock, den hohen Stiefeln, den Nylons, hebe meinen Pullover, ziehe ihn über den Kopf. Den Slip behalte ich an. Genießerisch streiche ich über meinen Körper, bis meine Hände an den Innenseiten meiner Oberschenkel still werden. David atmet heftig, zerrt an seinen Fesseln. Als ich mich neben ihn aufs Bett setze, macht er eine Bewegung zu mir hin, doch ein scharfes „nein!“ von mir läßt ihn innehalten. Ich schwinge mich über ihn, so daß im Zusammenspiel mit den etwas ungewöhnlichen Handfesseln mein Gewicht eine Bewegung verhindert. Langsam erkunden zuerst meine Fingerspitzen, dann meine Fingernägel das mir noch so völlig unbekannte Terrain, beginnend an Hals und Schultern. Noch lange bevor ich auch nur an seinem Bauchnabel angekommen bin, windet sich David so heftig, daß ich mich kaum auf ihm halten kann. Ich fürchte, hier habe ich es mit einem echten Fall zu langer Enthaltsamkeit zu tun (so zwei, drei Tage mindestens …); oder zu heftiger Fieberwirkung.

Endlich habe ich Erbarmen mit ihm und erfasse seinen Schwanz, der schon längst zittert und zuckt und die ersten Freudentröpfchen ausgespuckt hat. Sehr schnell merke ich, daß David sich nicht mehr lange wird zurückhalten können. In Anbetracht seiner Krankheit und der Tatsache, daß wir uns noch nicht gut genug kennen, will ich das Spiel jetzt auch erst einmal nicht weitertreiben, und mit ein paar heftigen Bewegungen beende ich die Sache. David bäumt sich auf im Höhepunkt, und er stöhnt laut meinen Namen, was mich ganz seltsam tief berührt. So schnell ich kann – was leider nicht allzu schnell ist, muß ich einsehen, ärgerlich über meine eigene Ungeschicklichkeit – löse ich den Gürtel und nehme David fest in den Arm. „Es tut mir leid, ich …,“ murmelt er. Ich verschließe ihm den Mund mit einem Kuß, streichele so lange seine Schultern, bis er sich merklich entspannt gegen mich lehnt. Schon bald merke ich an seinen regelmäßigen Atemzügen, daß er eingeschlafen ist. Amüsiert und mit einer völlig ungewohnten wilden Zärtlichkeit betrachte ich sein Gesicht. Eigentlich müßte ich ja jetzt böse sein, daß er gerade noch nur für sein eigenes Vergnügen Energie hatte – aber, ganz merkwürdig, ich bin es nicht.

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Und auch den Gedanken an die geheimnisvolle Anruferin von gestern verdränge ich bewußt. Es ist mir völlig egal, mit wem ich David erst einmal teilen muß – ich will ihn haben; und wir werden schon sehen, wer von uns beiden Frauen auf die Dauer die stärkere sein wird!

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