Oh, Mann, ich habe ja sowas von keine Lust zum Arbeiten! Und daß von Delten ausgerechnet mir jetzt auch noch diese blöde Fortbildung aufs Auge gedrückt hat, ärgert mich maßlos. Zwei volle Tage – und das am Wochenende. Lydia wird nicht gerade begeistert sein, wenn ich ihr schon wieder absage. Außerdem wird sie mir fehlen, so dämlich das auch klingt. Ich muß ja nur an diese ganzen herrlichen schwarzen Sachen denken, die sie immer darunter trägt, und bekomme schon einen Steifen.
Draußen ist von Deltens Stimme zu hören; er erklärt anscheinend etwas. Um Himmelswillen, ja, heute soll ja seine neue Assistentin anfangen. Höhere Tochter, die Kleine – na, das wird ja was werden! Hoffentlich ist sie wenigstens hübsch. Nett ist sie bestimmt nicht, wenn sie sich ihren Job über ihren Herrn Papa verschaffen läßt. Hat wohl Angst, daß sie sonst nicht unterkommt! Wenn ich an Sabine denke, packt mich der kalte Zorn. Einfach abgeschoben, bloß weil der Vater der Neuen ein Freund von unserem Chef ist. Apropos, heute nach Feierabend muß ich sie wieder einmal besuchen im Krankenhaus. Hoffentlich können die Ärzte bald etwas sagen, ob sie je wieder laufen kann, nach ihrem Unfall.
Aha, das ist sie also. Sieht ziemlich verschüchtert aus; aber nicht schlecht. Diese Augen – wunderschön! Und eine Figur hat sie; etwas eckig und kantig, aber sehr reizvoll! Unwillkürlich strahle ich sie an. „Sie sind die neue Assistentin, nicht wahr?“ frage ich und strecke ihr die Hand hin. Meine drei Kollegen mustern mich mißtrauisch, aber das ist mir egal. Wenn die Neue nun schon da ist, muß man auch versuchen, mit ihr auszukommen. Und so arrogant und biestig, wie ich sie mir vorgestellt habe, sieht sie gar nicht aus.
„Ganz in schwarz, wie passend,“ spottet Meier, als von Delten mit ihr wieder verschwunden ist. Das ärgert mich. Mir hat es gefallen, was die – wie heißt sie doch gleich? Wagner, glaube ich. Also, ich mag es, was sie anhatte. „Mit der Figur kann sie fast alles tragen,“ entgegne ich. Lautes Hohngelächter antwortet mir. „Mensch, David, du stehst wohl neuerdings auf Damen aus der feinen Gesellschaft,“ zieht mich Meier auf. „Ich dachte immer, du brauchst eine ordentliche Oberweite!“
Nun ja, zugegeben, ihre Brüste könnten wirklich ein bißchen größer sein. Aber ganz süß wirkten sie, so unter dem schwarzen Rollkragenpulli. Und einen BH trug sie auch nicht. Wie das wohl wäre …
Vielleicht kommt sie ja in der Mittagspause mit zum Essen.
Von wegen. Mittags fragt sie kein Schwein, ob sie mit uns geht. Die sind alle sauer auf sie wegen Sabine. Als ich einen kleinen Blick in ihr Zimmer werfe, um sie einzuladen, wenn es denn sonst keiner tut, tippt sie so wild darauf los, daß sie mich nicht einmal bemerkt. Wie ich gehört habe, scheucht von Delten sie gewaltig durch die Gegend, und sie sieht ziemlich gehetzt aus. Die anderen gönnen ihr das; aber mir tut sie auf einmal beinahe leid. Daß Sabine sich was antut, wenn sie ihren Job verliert, konnte die Wagner ja nicht wissen. Sie wollte einfach nur selbst einen.
Jedenfalls finde ich, wir sollten sie nicht so ausschließen. Zumindest versuchen könnte man es ja, ob sie nicht vielleicht sogar ganz umgänglich ist. Aber das Thema beim Mittagessen anzusprechen, ist unmöglich. Eisiges Schweigen ist die Reaktion auf meinen ersten Satz. Und ein Märtyrer bin ich schließlich nicht, also lasse ich es.
Nachmittags schickt Meier mich los, ein paar Kabel besorgen. Unterwegs kommt mir eine Idee. Ich halte bei unserer Lieblingsbäckerei um die Ecke. Wieder zurück, packe ich das Brötchen, das ich besorgt habe, auf einen Pappteller, nehme einen Becher Kaffee, und gehe zu ihr. Sie ist nicht da. Von Deltens Tür steht einen Spalt weit offen, und ich kann hören, wie er ihr eine ganze Latte von Anweisungen gibt. Na, ich warte mal; vielleicht kommt sie ja bald wieder raus.
Tatsächlich erscheint sie kurz darauf. Mich trifft beinahe der Schlag, so schön kommt sie mir auf einmal vor.
Sie bedankt sich artig und fragt mich dann nach meinem Namen. Na, einen bleibenden Eindruck scheine ich heute morgen ja nicht bei ihr hinterlassen zu haben! Ein wenig beleidigt verziehe ich mich wieder.
Es ärgert mich selbst gewaltig, aber sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Scheiße, wenn die Frau wüßte, wie oft ich mir im Laufe der nächsten Tage und Wochen bei dem Gedanken an sie einen runterhole, würde sie wahrscheinlich kein Wort mehr mit mir sprechen!
Aber das tut sie ja ohnehin nicht. Immer wieder versuche ich, mit ihr ein Gespräch anzufangen, nachdem die anderen sie alle ignorieren. Aber sie reagiert so patzig, daß ich es regelmäßig sofort bereue. Und trotzdem treibt mich irgend etwas immer wieder zu ihr hin.
Hoffentlich bemerkt sie wenigstens, daß ich der einzige bin, der sich bemüht, sie als Kollegin zu behandeln! Mit der Zeit wird die Ablehnung der anderen vielleicht auch weniger.
Noch ist davon allerdings nichts zu merken – es ist wie eine Mauer, an der jeden Tag gebaut wird, und die immer dicker wird.
Aber heute hab ich es satt; ich werde jetzt beim Essen mit den anderen über die Wagner reden, ob es ihnen paßt oder nicht! So geht das jedenfalls nicht weiter.
Andererseits – irgendwie ist mir heute gar nicht gut. Und schon bei dem Gedanken an Essen dreht sich mir der Magen um. Schließlich ist es so weit, daß ich mir in der Küche einen Kamillentee mache. Ich platze mitten in ein Gespräch zwischen Petra und Lore, das sie meinetwegen kichernd unterbrechen. Petra kommt zu mir und legt mir eine Hand auf den Arm. Mensch, bloß weil wir eine Nacht miteinander verbracht haben, muß sie doch nicht immer gleich so vertraulich werden!
„Ich glaube, die Neue sind wir bald wieder los,“ erklärt sie, und Lore will sich ausschütten vor Lachen. „Was habt ihr denn angestellt?“ frage ich alarmiert. „Wir haben ihren Terminkalender versteckt,“ antwortet Petra. „Unser Chef wird toben. Und entweder hat sie irgendwann genug, oder er schmeißt sie raus.“
„Verdammt, ihr spinnt wohl,“ brülle ich. „Sie hat euch doch gar nichts getan!“ Das ist jetzt langsam nicht mehr lustig, und das ist auch kein Streich, sondern eine saumäßige Gemeinheit! Ohne lange zu überlegen, stürme ich in von Deltens Zimmer und erzähle ihm alles. Sollen Petra und Lore mir doch nachher die Augen auskratzen – bei so etwas mache ich nicht mit! Wir können doch nicht genau das machen, was wir ihr vorwerfen – jemand anderem den Job wegnehmen!
Von Delten rennt los, um sich die beiden vorzuknöpfen, und ich gehe zur Wagner, um sie zu beruhigen. Sie sieht aus, als ob sie geheult hätte. Ich hocke mich neben ihren Stuhl, nehme ihre Hände. Ihre Mundwinkel zittern, und dann fängt sie an zu schluchzen.
Ob ich will oder nicht, ich muß sie einfach trösten. Als ich stehe, die Arme um ihre Schultern, lehnt sie ihr Gesicht gegen meinen Bauch. Und obwohl der mir heute einen ziemlichen Ärger macht, ist das nicht einmal unangenehm. Es ist sogar so angenehm, daß ich spüre, wie mein Schwanz hart wird. Hoffentlich merkt sie das nicht! Meine Güte, am liebsten würde ich meine Hände unter ihrem Pulli verschwinden lassen und um ihre Brüste legen.
Auf einmal macht sie sich ganz steif, versucht sich zu entziehen. Ob sie doch etwas mitbekommen hat?
Unser Chef kommt zurück, schmeißt ihr den Kalender auf den Tisch und schnauzt sie an, sie sei selbst schuld, wenn sie sich so wenig Mühe gibt, mit den Kollegen hier auszukommen. „Oh, verdammt,“ fluche ich. Langsam wird es Zeit, daß ihr einmal jemand erklärt, was hier eigentlich los ist. Bloß, außer mir wird das niemand tun. Also hilft es nichts, ich muß es tun. „Frau Wagner, ich muß Sie sehen; privat,“ sage ich entschlossen. „Es gibt einiges, das ich Ihnen erklären sollte.“ „Das Gefühl habe ich langsam auch,“ erwidert sie so pampig, daß mich die Wut packt. Mühsam beherrsche ich mich. „Heute abend um acht im Elfenmond, kennen Sie den?“ sage ich statt dessen.
Etwas anderes ist mir nicht eingefallen. Die Wahl ist etwas unglücklich; das ist Lydias Lieblingslokal. Hoffentlich ist sie nicht auch da!
Nervös schaue ich mich um, als ich um viertel vor acht ankomme. Erleichtert atme ich auf; nein, von Lydia ist nichts so sehen.
Kurz vor acht taucht dann sie auf. Meine Kehle wird eng, und für meine Jeans gilt dasselbe. Scheiße, es sieht ganz danach aus, als ob ich mich langsam in sie verlieben würde. Und was mache ich dann um Himmelswillen mit Lydia? Mit zwei Frauen gleichzeitig, das ist zwar manchmal ganz schön, im Ergebnis aber viel zu anstrengend.
Obwohl mir noch immer ziemlich übel ist, bestelle ich etwas zu essen. Das sieht einfach unauffälliger aus, falls Lydia doch noch erscheinen sollte. Sie will nur ein Wasser. Um so besser; so kann ich Lydia einfach erklären, daß sie eine Kollegin ist, die ich zufällig getroffen habe, und die sich dann kurz zu mir an den Tisch gesetzt hat.
Ich möchte mir etwas Zeit lassen mit meiner Erklärung, aber sie drängelt; scheint es ziemlich eilig zu haben, die Dame. Also hole ich tief Luft und erzähle ihr von Sabine.
Sie ist ersichtlich ziemlich erschüttert. „Das habe ich nicht gewußt,“ sagt sie. „Woher auch,“ erwidere ich. „Und natürlich wissen wir alle, daß es eigentlich nicht Ihre Schuld ist. Daß man Sie unter diesen Umständen nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen hat, ist aber doch irgendwie verständlich, oder?“
Sie geht hoch wie eine Rakete – dabei habe ich es doch nur nett gemeint! „Nein, das ist absolut nicht verständlich,“ fährt sie mich an. „Der einzige, der die ganze Ablehnung und die Wut verdient hat, ist von Delten. Aber dem Chef gegenüber hält man sich ja selbstverständlich zurück. Und sucht sich statt dessen als Opfer jemanden aus, der sich nicht wehren kann!“
Diese blöde Kuh! Ich kann doch auch nichts dafür! Oh Mann, ist mir schlecht! „Ich fürchte, Sie haben recht,“ versuche ich sie zu beschwichtigen. Ohne Ergebnis. Ihre Augen sprühen vor Wut, und richtiggehend giftig fährt sie nun fort: „Und im übrigen, mein Vater ist ein kleiner Angestellter beim Statistischen Landesamt, und meines Wissens kennt er von Delten nicht einmal. Ich habe die Stelle über eine Stellenvermittlung erhalten!“
Um Himmelswillen – also stimmt die ganze Geschichte nicht! Ich will etwas sagen, aber für sie ist das Gespräch ersichtlich beendet. Sie steht auf. „Ich danke Ihnen, daß Sie sich die Mühe gemacht haben, mich aufzuklären,“ faucht sie und läßt mich einfach sitzen.
Mein Magen krampft sich zusammen. Und ausgerechnet jetzt kommt mein Essen. Ich muß würgen, und dann legen sich plötzlich zwei weiche Arme um mich. „Hallo, Lydia,“ murmele ich. „Du scheinst ja nicht sehr begeistert zu sein, mich zu sehen,“ schmollt sie. „Lydia, jetzt bitte keine Szene,“ entgegne ich grimmig. „Es gibt Ärger im Büro, und ich hab den ganzen Tag schon Bauchschmerzen – mehr verkrafte ich wirklich nicht!“
„Du Armer,“ bedauert sie mich. „Komm, laß uns zu mir gehen – ich werde dich schon wieder aufmuntern!“
Ich fühle mich so desolat, daß ich mitgehe. Jetzt bloß nicht alleine sein! Lydia versucht sich an einer Massage, um meinen rebellierenden Magen zu beruhigen, aber das drückt so unangenehm, daß ich mich wegrolle. Dann fummelt sie an meiner Jeans herum. Ich helfe ihr, und sie packt meinen Schwanz, als sei er aus zerbrechlichem Porzellan. „Fester,“ stöhne ich, rasend vor Ungeduld. Sie hört nicht auf mit ihrem zimperlichen Streichelkram. Mein Schwanz platzt beinahe. Ich packe Lydia um die Taille, ziehe sie auf mich. „Nicht, David, ich hab meine Tage,“ ziert sie sich. Ich könnte schreien vor Frustration. „Weißt du was, Lydia,“ erkläre ich böse, „ich glaube, wir sollten langsam daran denken, unsere Beziehung zu beenden.“
Sie läßt sich neben mir aufs Bett fallen. Oh nein, jetzt bitte keine Tränen! Aber sie heult gar nicht. Ein glucksender Laut kommt aus ihrem Mund – sie lacht! „Weißt du was, David,“ sagt sie ganz ruhig. „Genau dasselbe habe ich auch gerade gedacht.“
Na, ist doch schön, denke ich bei mir, schwanke zwischen Erleichterung und Ärger, daß sie mich so leicht gehen läßt. Ich ziehe mich an. „Na, denn, mach’s mal gut,“ verabschiede ich mich. Sie will ersichtlich nicht einmal aufstehen, um mich zur Tür zu bringen. Auch recht!
Inzwischen bin ich so erregt, daß es wehtut, und dazu dieses Magendrücken – ich könnte heulen. Kaum zuhause, lege ich mich aufs Bett und hole mir einen runter. Nachher geht es mir auch nicht besser. Außerdem muß ich die ganze Zeit an die Wagner denken.
Und dann ruft auch noch Birte an, meine gute Freundin, die sich seit Wochen ständig bei mir ausheulen muß. Zwei Stunden lang hänge ich am Telefon und versichere ihr immer wieder, daß ich natürlich für sie da bin, daß ich sie nicht im Stich lassen werde wie ihr Ex-Freund. Oh, leckt mich doch alle!
Morgens geht es immerhin meinem Bauch besser; wenn auch nicht meinem Gemüt. Und als erstes werde ich jetzt der Wagner die Meinung sagen. Ich habe die Schnauze voll. Die ganze Zeit bemühe ich mich, es ihr leichter zu machen, und sie hat nichts besseres zu tun, als immer wieder auf mich loszugehen.
Gesagt, getan. Schon von weitem sehe ich, daß sie ihren Kram zusammengepackt hat. Das sieht mir ganz nach einem endgültigen Aufbruch aus. Die anderen werden sich freuen – aber mir wird plötzlich ganz trübe bei dem Gedanken, sie in Zukunft nicht mehr täglich sehen zu können. Das muß ich unbedingt verhindern, daß sie abhaut!
Hoffentlich hat sie von Delten die Kündigung noch nicht auf den Tisch gelegt. Nein, auf dem Drucker liegt noch ein Blatt Papier. Ich greife es mir, noch bevor sie das verhindern kann. Tatsächlich – „hiermit kündige ich das bestehende Arbeitsverhältnis …“ Die Frau spinnt wohl!
„Was soll denn der Blödsinn?“ fragt ich ärgerlich. Ich zerreiße das Teil, schmeiße die Fetzen auf den Boden. Mit den Fäusten geht sie auf mich los, und ziemlich erschrocken stelle ich fest, daß mir das sogar gefällt, und mein Schwanz schon wieder steif ist. Ich packe sie, hart, ziehe sie mit einem Ruck an mich, und gebe ihr einen Kuß.