Es gibt jede Menge BDSM Communitys im Internet. Natürlich sind die nicht alle gleich gut – aber was heißt denn hier schon gut oder schlecht; wichtig ist ja eigentlich nur, dass man sich in einer Community wohl fühlt, dass man dort gerne vorbeischaut, in den Foren postet, chattet und auch die News liest. Für eine Community mit einem Thema aus der Welt der Erotik ist es außerdem nicht schlecht, wenn man dort auch erotische Kontakte knüpfen kann; ob über Kontaktanzeigen oder aber einen speziellen Bereich im Forum spielt dabei keine Rolle. Und wenn es eine BDSM Community ist sollte man sich natürlich auch über den Sadomaso Sex ganz frei und offen unterhalten können. Nicht dass dafür zwingend nur Sadomasos Mitglieder sein dürfen; erstens kann man das ja ohnehin nicht kontrollieren, und zweitens wollen ja vielleicht auch Vanillas etwas über SM lernen. Aber es muss eben so sein, dass man auch ganz spezielle Themen ansprechen kann wie Trampling, Facesitting, Reizstrom und anderes, ohne dass es gleich Ärger gibt.
In der SM Community, die ich nach langem Suchen gefunden hatte, war das der Fall. Ich fühlte mich dort zu Hause, ich konnte im Forum und im Chat über alles reden, was mich interessierte an der Sadomaso Erotik, die anderen Leutchen dort gefielen mir gut, ich schaute jeden Tag mindestens einmal vorbei, ob es etwas Neues gab und machte bei den Diskussionen auch selbst eifrig mit. Es machte einfach Spaß, und zwar so sehr, dass ich schon beinahe süchtig danach wurde. Dann kam der Tag, an dem ein Mensch mit dem Nickname humble_slave dort bei uns Sadomasos auftauchte, übersetzt in etwa „demütiger Sklave„. Nun sollte man von einem demütigen Sklaven ja eigentlich eine gewisse Zurückhaltung und vor allem auch Respekt erwarten können – aber dieser Mensch platzte in die Community wie ein Party-Crasher der schlimmsten Sorte. Zu fast allem hatte er etwas zu sagen, was im Forum in den Postings diskutiert wurde, und meistens war das, was er zu sagen hatte, gezeichnet von außerordentlicher Frechheit und Arroganz, die mitunter nicht nur zufällig beleidigend wirkte. Selbst gegenüber dominante Frauen schlug er Töne an, die ein Top bei einem Sub im Zweifel mit den härtesten Strafen ahnden würde. Worüber er sich auch maßlos mokierte, denn einige der Dominas im Forum begegneten ihm gleich entsprechend und kanzelten ihn mächtig ab.
Natürlich ist ein Fremder, der mir in einem Forum über den Weg läuft, und wenn er noch so devot ist, zwar vielleicht ein Sub, aber nicht mein Sub. Ich habe damit weder Befehlsgewalt über ihn noch die Berechtigung zu einer Bestrafung. Von daher fand ich das Verhalten der anderen Dominas nicht unbedingt in Ordnung. Der Sadomaso-Sex beruht auf den drei Prinzipien safe, sane & consensual (sicher, gesund und einvernehmlich). Dabei ist das dritte Prinzip mit dem „einvernehmlich“ möglicherweise das Wichtigste; zumindest ist es ebenso unverzichtbar wie die beiden anderen Grundsätze. Eine Bestrafung, also ein SM Spiel, ist also nur möglich, wenn der andere damit einverstanden ist. Und dieser merkwürdige Sub war ganz offensichtlich nicht damit einverstanden, von einer Domina auf eine sadomasochistische Weise, also inklusive Demütigung und Beschimpfung, kritisiert zu werden. Deshalb verbot es sich, ihm auf eine dominante Weise scharf gegenüberzutreten. Außerdem finde ich sowieso immer, dass es kein brauchbares Mittel gegen Forentrolle und ewige Meckerer über alles ist, wenn man den Betreffenden ebenso knallhart und unhöflich begegnet, wie sie vernünftige Diskussionen in den Threads zerstören. So sehr es einen auch reizt. Deshalb hielt ich selbst mich weit gehend zurück und antwortete diesem Kerl nicht, der sich sehr schnell als ein Troll der schlimmsten Sorte entpuppte.
Allerdings äußerte ich mich in den Threads, in denen er sich bereits zu Wort gemeldet hatte, dann auch überhaupt nicht mehr, denn ich hatte keine Lust, mir meine sorgfältig gewählten Worte, mit denen ich oft genug sehr Intimes von mir preis gab, von so einem Troll auseinanderpflücken und verhöhnen zu lassen. Mit der Zeit stellte ich fest, dass meine Aktivitäten in dieser SM Community mehr und mehr zurückgingen; ich schaute zwar immer noch täglich vorbei, manchmal sogar mehrfach, aber fast kaum noch, um selbst etwas zu posten und weil es mir so gut dort gefiel, sondern eigentlich nur um zu lesen, was andere geschrieben hatten und mich über nahezu jedes Posting von humble_slave zu ärgern. Im Chat war ich noch eine Weile zu finden, aber der „demütige Sklave“ entdeckte irgendwann auch den und begann dort ebenso mit seinen Kommentaren zu spammen wie im Forum auch. Es bestand die Gefahr, dass dieser eine widerliche Typ unsere gesamte Community sprengte. Das durfte nicht sein! Einige hatten schon seinen Ausschluss gefordert, aber das war ja keine Lösung – dann würde er sich unter einem anderen Nick einfach nur wieder anmelden und weitermachen wie zuvor.
Ich wandte mich nicht öffentlich im Forum sondern privat per Mail an den Betreiber und schlug ihm vor, eine Art „internen Bereich“ für besonders aktive Mitglieder neu zu eröffnen, mit User ID und Passwort, also nicht öffentlich für jeden zu erreichen, und den Zugang zu diesem internen Bereich sorgfältig zu prüfen. Unser Forentroll durfte dort auf keinen Fall auftauchen! In diesem neuen internen Bereich plante ich, eine Diskussion zu eröffnen, wie wir unsere BDSM Community retten konnten. Der Community Betreiber setzte meinen Vorschlag auch gleich um, und schon bald trafen sich dort, abgeschirmt vom restlichen, öffentlichen Bereich, genau die Mitglieder, dir früher für eine so gute Atmosphäre gesorgt und immer eifrig diskutiert hatten, bevor humble_slave aufgetaucht war. Der, so erzählte der Betreiber in einem Thread, um Mitglied im internen Bereich nachgesucht hatte, da dieser im öffentlichen Bereich bekannt gemacht worden war, und sehr ungnädig auf seine Ablehnung reagiert hatte. Wir beschlossen, wir würden uns unsere Sadomaso Community zurückholen. Und als eine der Maßnahmen, um das zu erreichen, wollten wir ein Community Treffen veranstalten. Das sollte zum einen den Zusammenhalt unter den wirklich aktiven Mitgliedern stärken. Und dann hatte das Treffen noch einen anderen Zweck. Wir hatten uns Folgendes überlegt: Entweder kam auch der „demütige Sklave“ zu dem Treffen; dann konnten wir ihm einen Denkzettel verpassen. Oder er kam nicht – dann würde die Dynamik des persönlichen und privaten Treffens uns stark genug machen, ihn aus dem Forum zu verdrängen. Als „Rachegöttin„, falls er doch kommen sollte, wurde ich ausgewählt; denn als eine der wenigen Dominas in der Community hatte ich mich bisher noch nicht mit ihm angelegt, weil ich ihn einfach gemieden hatte. Mit mir hatte er also kein Hühnchen zu rupfen; dafür ich umso mehr mit ihm.