Normalerweise geht man mit seiner Vorliebe für die Sadomaso Erotik nicht gerade hausieren. Zumal da die meisten Leute unter Sadomaso noch immer ganz schlimme Dinge verstehen und keine Ahnung haben, wie lustvoll dieser BDSM & Bondage Sex eigentlich ist. Schon gar nicht verkündet man es als Anwalt, wo man ja doch ein wenig auf seinen Ruf bedacht sein muss, dass man zur Sadomaso Fraktion gehört.
Wobei ich es noch insofern gut habe, als meine Rolle die dominante ist. Als devoter Anwalt würden zu viele Mandanten glauben, sie könnten meine submissive Ader ausnutzen und mich übers Ohr hauen. Und auf der anderen Seite wären sie sicherlich auch fest überzeugt, dass ein devoter Anwalt für sie bei Gericht nicht das Beste herausholen kann, weil er zu schnell nachgibt. Deshalb bin ich da extrem zurückhaltend und vorsichtig, was meine Sadomaso Vorlieben angeht und halte einfach die Klappe. Ich bin mir auch ganz sicher, dass aus meiner Umgebung kaum jemand etwas von meiner dominanten Veranlagung weiß. Mit Ausnahme der Sklavinnen natürlich, mit denen ich hin und wieder zusammen bin. Aber meine engen Freunde, meine Mandanten und auch meine Anwaltsgehilfin, da bin ich ganz sicher, die wissen von nichts. Oder vielmehr – ich war mir ganz sicher, sie wissen von nichts. Zumindest in Bezug auf eine Person muss ich das jetzt revidieren, und zwar meine Anwaltsgehilfin.
Der gegenüber habe ich mich kürzlich durch einen ganz blöden Zufall verraten. Allerdings einen Zufall, den nur Menschen richtig hätten zu deuten wissen, die selbst etwas mit der Sadomaso Szene zu tun haben. Genau das ist allerdings bei meiner Anwaltsgehilfin ganz offensichtlich der Fall. Und genau das ist der Punkt, wo die Probleme angefangen haben. Aber am besten erzähle ich das alles mal der Reihe nach. Ich war am Wochenende, bevor alles angefangen hat, auf einer Sadomaso Party. Natürlich unter anderem auch mit dem Hintergedanken, eine Partnerin zu finden, eine Lustsklavin für eine Nacht oder gerne auch für länger. Als Solo Herr hat man es insofern auf einer Fetisch Party aber nie ganz einfach. Die wenigen Single Girls dort sind meistens von allen Solo Männern umschwärmt und man hat kaum eine Chance, an sie heranzukommen. Außerdem muss man auch noch aufpassen, wenn man, selbst als dominanter Mann, dem eine gewisse Aggressivität ja sehr gut ansteht, bei der Partnersuche zu direkt und entschieden vorgeht, gibt es am Ende noch Beschwerden wegen Belästigung. Deshalb stürze ich mich auf solchen Sex Partys schon lange nicht mehr mitten ins Getümmel, sondern ich halte mich ein wenig abseits, beobachte die Menge, besonders die Frauen, die aufgrund ihrer Kleidung oder ihres Benehmens als devot zu erkennen sind, und warte eine günstige Gelegenheit ab. Damit niemand auf falsche Ideen kommt, was meine Veranlagung angeht – nicht dass mich am Ende jemand für devot hält – trage ich dabei regelmäßig am Ringfinger der linken Hand den Ring der O.
Ihr wisst sicher, was das ist, der Ring der O? Das ist ein schmaler Silberring, an dem noch einmal ein kleiner Ring befestigt ist. Es erinnert mich immer ein bisschen an die Eisenringe in der Wand im Stall meines Großvaters, wo die Kühe festgemacht werden konnten … Der Ring der O mit seinem kleinen Ring oben drauf soll natürlich an das Halsband der O erinnern, ein breites Halsband aus Leder, wo vorne ein solcher Ring befestigt ist. An diesem Ring kann man seine Sklavin dann an die Leine nehmen, irgendwo fesseln und solcherlei Dinge mehr. Und der Ring der O soll eben eine Anspielung darauf in Miniaturgröße sein. Dominante Leute tragen ihn links, devote tragen ihn rechts. (Warum das so ist statt umgekehrt? Keine Ahnung; fragt mich nicht!) Da kennt sich aber nur jemand aus, der selbst mit der SM Szene zu tun hat; das sagte ich ja bereits. Die meisten anderen sehen in diesem speziellen Ring der O wahrscheinlich nur ein etwas extravagantes, bizarres Schmuckstück. Unabhängig davon, was an diesem Abend auf der SM Party passiert ist – ich habe zwar einen ganz netten Kontakt zu einer devoten Frau aufbauen können, aber die war bereits in festen Händen, auch wenn ihr Dom an dem Abend nicht hatte mitkommen können, und war auch zu keinem kleinen Zwischenspiel mit mir bereit, so dass ich letztlich unbefriedigt wieder nach Hause ging – habe ich aus irgendwelchen Gründen vergessen, diesen Ring der O wieder abzunehmen. So kam es, dass ich ihn auch am Montag Morgen in der Kanzlei noch trug. Das fiel mir jedoch erst auf, als ich bemerkte, wie meine Anwaltsgehilfin, als sie mir die Mappe mit der Post auf den Tisch legte, so fasziniert auf meine linke Hand starrte, als sähe sie dort wahlweise eine Schlange oder einen Schatz. Zum Glück konnte ich mich sehr beherrschen. Ich wurde nicht verlegen, ich verriet mich auch nicht dadurch, dass ich hastig irgendwelche Erklärungen murmelte oder den Ring versteckte, sondern ich schickte sie mit einem freundlichen „danke“ wieder hinaus. Erst dann nahm ich schnell den Ring der O ab und verwahrte ihn in meiner Brieftasche. In diesem Augenblick hoffte ich noch immer, dass dieser kleine Vorfall folgenlos bleiben würde, dass meine Anwaltsgehilfin vielleicht wirklich fasziniert war von dem Ring, aber nur, weil ich sonst eigentlich nie einen Ring trage; nicht einmal einen Ehering, denn ich bin ja nicht verheiratet.
Oh, wie sollte ich mich mit dieser Hoffnung getäuscht haben! Der Moment, in dem meine Anwaltsgehilfin den Ring entdeckte, hatte unser Verhältnis bereits entscheidend verändert, auch wenn ich das damals noch nicht wissen konnte – und auch erst am nächsten Morgen die ersten Anzeichen davon wahrnehmen konnte. Diese Anzeichen waren dann allerdings schon so deutlich, dass selbst ein erheblich dickfelligerer Mann als ich sie kaum übersehen konnte. Meine Anwaltsgehilfin erschien nämlich am nächsten Morgen anders als sonst nicht in ihren üblichen klobigen, flachen Schuhen, die zwar gewiss wunderbar bequem, aber absolut unansehnlich sind, sondern in hochhackigen Schuhen mit mindestens 13 Zentimeter Absätzen und einem Lederriemen um die Fesseln. Außerdem trug sie einen Rock und nicht wie sonst meistens eine Hose. Der Rock war kurz genug, hätte sie sich neben mir gebückt, ich hätte garantiert ihr Höschen sehen können. Wenigstens hätte ich das können, wenn sie eines getragen hätte. Das war jedoch nicht der Fall, denn sie bückte sich tatsächlich, als sie die Postmappe wieder heraustrug und ihr dabei ein Blatt zu Boden fiel, und zwar exakt in meiner Blickrichtung, mit dem Arsch zu mir.