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29. April 2011

Reife Huren | Der Hausmeister Job

Eigentlich hatte ich nicht ein paar Jahre lang Architektur studiert, um dann als Mädchen für alles in einer Art besserer Hausmeisterposition zu landen. Oder was heißt hier „einer Art“ und „besserer“? Ich war Hausmeister, nicht mehr und nicht weniger. Nicht unbedingt eine Arbeit, für die man ein abgeschlossenes Architekturstudium braucht! Aber bevor man arbeitslos ist, nimmt man halt, was man kriegen kann. Und dieser Job als Hausmeister einer großen Wohnanlage war mir halt über den Weg gelaufen, als ich nach meinem Studium voller Entsetzen feststellen musste, dass Architekten längst nicht so gesucht sind, wie ich das gehofft hatte. Die wenigen guten offenen Stellen waren schneller weg, als ich kucken konnte, aufgeschnappt von den besten meines Jahrgangs. Für uns andere blieb nur die eine oder andere unliebsamen Position übrig, für die wir im Zweifel komplett überqualifiziert waren, also nicht genommen wurden. Oder der Gang zum Arbeitsamt. Dass mir der erspart geblieben war, hatte ich einem Zufall zu verdanken. Und zwar dem Zufall, dass meine Tante sich gerade eine kleine Eigentumswohnung in einem großen, neu erstellten Wohnkomplex gekauft hatte. Ich begleitete sie zu den Besichtigungsterminen dort und lernte dabei auch ein paar Leute von den Bauträgern kennen. Einer von ihnen, der im Wesentlichen den Verkauf der Wohnungen managte, erkannte wohl, dass ich vom Bauen etwas verstand. Er erkundigte sich sehr dezent danach, was ich dann beruflich mache, und als ich ihm das schilderte und dabei auch offen zugab, dass ich momentan arbeitslos war, bot er mir völlig überraschend die Stelle als Hausmeister in dem Komplex an. Es war ein Job, der natürlich völlig unter meiner Würde war; worauf meine Tante auch sofort sehr scharf hinwies. Aber mir war nach ein paar Wochen voller Absagen aus Architekturbüros und großen Firmen – oder noch schlimmer als die ganzen Absagen war das anhaltende Schweigen, mit dem manche meine Bewerbung quittierten, als ob sie sie überhaupt nicht zur Kenntnis genommen hätten – inzwischen alles egal, Hauptsache, ich konnte endlich wieder mein eigenes Geld verdienen, statt mich von meinen Eltern weiter durchfüttern zu lassen, obwohl die mich ja nun schon durch das Studium gebracht hatten.

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Ich erkundigte mich nach den Bedingungen, und die schienen mir gar nicht schlecht zu sein. Nachdem ich noch ein wenig verhandelt hatte – und da war es genau passend gekommen, dass meine Tante sich für mich so empört hatte -, konnte ich dort als Hausmeister zu Bedingungen beginnen, die sogar besser waren als manche der unliebsamen Architektenjobs für die, die nicht unter den Besten ihres Jahrgangs waren und auf solche Notjobs ausweichen mussten. Außerdem hatte ich inzwischen, wenn ich ehrlich war, auch das ganze Lernen und Pauken satt, ich hasste diese ganze komplizierte Materie und war richtig froh, zur Abwechslung endlich mal einen Job machen zu können, der relativ stupide war, mich aber deshalb auch nicht anstrengte, und wo vor allem sofort ein Erfolg zu sehen war. Häuser baut man nun mal nicht im Handumdrehen … Zutrauen tat ich mir die ganzen Reparaturarbeiten, die sicherlich notwendig werden würden, durchaus; ich hatte schon immer gerne was am Haus gemacht, an irgendwelchen Dingen herum gepuzzelt, mit meinem Vater zusammen oder später auch alleine. Falls etwas zu kompliziert werden sollte, musste ich ja ohnehin eine Fachfirma rufen. Und auf Dauer wollte ich den Job sowieso nicht machen, aber für den Moment schien er mir eine geradezu perfekte Lösung zu sein. Zumal ich dafür, dass ich ihn machte, auch noch mietfrei in einer Zweizimmerwohnung im Erdgeschoss wohnen durfte, also endlich bei meinen Eltern ausziehen konnte. Ich zog dort also ein, ließ mich zunächst einmal im gesamten Gebäude herumführen, damit ich auch wusste, was wo war, und dann wartete ich darauf, dass die Bewohner, die noch nicht vollzählig waren – viele Wohnungen standen noch leer, waren noch nicht verkauft oder gerade erst gekauft worden – meine Dienste in Anspruch nehmen würden.

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21. April 2011

Devote Bürosklavin | Der Kaffee auf dem Schreibtisch

Mein Chef sieht geradezu unglaublich gut aus. Wenn er jetzt noch ein bisschen Charme besäße, dann könnte er die Frauen reihenweise flachlegen. Aber genau daran fehlt es ihm. Er ist eher der mürrische, brummige Typ. Das ist mir schon beim Vorstellungsgespräch aufgefallen; obwohl man doch eigentlich denken sollte, dass sich bei einem solchen Interview jeder von seiner besten Seite zeigt. Wäre ich ein anderer Typ Frau, hätte ich das Gespräch wahrscheinlich irgendwann wutentbrannt verlassen und meine Bewerbung zurückgezogen, weil er ein so unhöflicher Mensch war. Für den man nicht unbedingt gerne arbeiten würde, das war mir schon klar. Leisten konnte ich mir das. Ich hatte zum Glück noch einen Job; ich wollte mich lediglich verbessern. Allerdings nicht um jeden Preis. Selbst für mehr Geld und mehr Verantwortung war ich nicht bereit, auf ein gutes Betriebsklima zu verzichten. Nur bin ich eben kein anderer Typ Frau, sondern ich bin ich. Ich bin nicht selbstbewusst, ich trete nicht energisch auf, und jemand Druck auf mich ausübt, dann gebe ich nach. Das war schon immer so. In der Schule hat es mir geholfen, bei den Lehrern sehr beliebt zu sein. Im Leben hat es mir schon so manches Mal Nachteile eingebracht, wenn ich mir einfach zu viel habe gefallen lassen. Manchmal frage ich mich, was ich wohl gemacht hätte, hätte ich in diesem Interview bereits gewusst, was ich mir von meinem Chef irgendwann einmal alles würde gefallen lassen … Aber daran hätte ich im Traum nicht gedacht. Ich spürte nur bereits etwas, das weit über das hinausgeht, was man eigentlich in einem solchen Interview empfinden sollte. Mein möglicher neuer Chef interessierte mich; und zwar nicht nur als Chef. Dazu trug sein phänomenal gutes Aussehen sicherlich bei, aber das war nicht alles. Seine kräftige Statur, seine dunklen Haare, die trotz des kurzen Schnitts ungebärdig zu werden drohten, seine sehr durchdringend blauen Augen, der energische Zug um seinen Mund, das nicht weniger energische Kinn – hätte man ein männliches Model suchen müssen, das Durchsetzungskraft symbolisiert, er wäre dafür ideal gewesen. Und das beeindruckte mich schwer. Ich habe schon immer eine Schwäche für Männer gehabt, die wissen, was sie wollen, und vor allem auch wissen, wie sie ihre Ziele erreichen. Und so empörte ich mich nicht über sein streckenweise beinahe rüdes Verhalten, sondern genau das sprach eine tiefe Sehnsucht in mir an. Ich fühlte mich innerlich ganz weich und nachgiebig – und reagierte entsprechend. Selbstbewusste Emanzen hätten dabei die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

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Es erstaunte mich selbst, dass ich das Rennen machte. Vielleicht war es gerade meine eifrige Unterwürfigkeit gewesen, die ihn von mir überzeugt hatte? Ein Chef wie dieser kann keine Mitarbeiter gebrauchen, die ihren eigenen Kopf haben und den womöglich auch noch durchsetzen wollen. Ich freute mich riesig und war total aufgeregt. Natürlich hatte ich auch Angst, ob ich den Anforderungen der neuen Stelle gewachsen sein würde, aber vor allem war ich begeistert, dass ihm etwas an mir gefallen hatte. Bereits am ersten Tag, als ich noch einmal zu meinem neuen Chef ging, um mir meine ersten Anweisungen geben zu lassen, meinte er ganz lässig, es würde ihm gut gefallen, wenn ich ihm jeden Morgen erst einmal eine Tasse Kaffee holen würde. Nun war ich nicht etwa als Sekretärin oder Assistentin bei ihm angestellt. Und er hatte eine Sekretärin, die diese Aufgabe sehr wohl übernehmen konnte. Ich wusste nicht so genau, was ich aus dieser Andeutung machen sollte. Wollte er vielleicht austesten, wie weit ich zu gehen bereit war, um seine Zustimmung zu finden? Eine selbstbewusste Emanze hätte das Ansinnen entrüstet von sich gewiesen oder ignoriert oder mit einem Scherz ins Lächerliche gezogen. Aber ich nickte nur eifrig und erklärte meine Bereitschaft. „Ich bin fast jeden Tag pünktlich um acht im Büro“, sagte mein Chef dann. „Und ich erwarte, dass der Kaffee spätestens gleichzeitig mit mir eintrifft.“ Das bedeutete also, ich würde jeden Tag ein paar Minuten vor acht da sein müssen. Aber das machte mir nichts aus. Wieder nickte ich. Und weil mir bei diesem Gespräch aufgefallen war, dass zu dieser Zeit noch kein Kaffee auf seinem Schreibtisch stand, raste ich nachher ganz schnell in die kleine Küche, bevor ich in mein eigenes Büro ging, stellte die Kaffeemaschine an, wartete, bis sie fertig war, goss eine Tasse voll, gab Milch und Zucker eingepackt auf der Untertasse dazu, weil ich ja nicht wusste, wie er seinen Kaffee trank, und brachte ihm den.

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