Mist, es ist erst sechs Uhr. Ich kann doch unmöglich jetzt schon aufstehen! Vor allem, nachdem ich nur eine Stunde vorher überhaupt im Bett gelandet bin. Entsprechend fühle ich mich wie gerädert. Daran ist nur der Krach mit David schuld. Was heißt hier Krach; er weiß ja – im Moment jedenfalls – noch von nichts. Wenn er einigermaßen sensibel ist, wird es ihm inzwischen allerdings aufgegangen sein, daß er sich gestern abend ziemlich danebenbenommen hat. In mehrfacher Hinsicht. Aber wahrscheinlich werde ich ihm das erst mühsam verklickern müssen. Schöne Aussicht für einen Montag. Eigentlich kann die Woche danach ja nur besser werden …
Schlafen kann ich nicht mehr; da kann ich genauso gut etwas sinnvolles tun. Ich beschließe, meinen Rechner respektive meinen Maileingang wieder einmal auf Vordermann zu bringen. Vor drei Monaten hatte ich wieder einmal im Internet eine Anzeige aufgegeben, und die ganzen Mails, die dem folgten, verkleistern mir noch die Festplatte. Höchste Zeit, sie zu löschen.
Von diesen ganzen etwa 90 Kontakten hat ohnehin nicht ein einziger auch nur vier Wochen gehalten.
Seufzend öffne ich den Papierkorb. Natürlich kann ich es nicht lassen, in dem einen oder anderen Mail noch einmal nachzulesen.
„Hi, Lady, ich bin der Frank aus XY. Schreib mir doch mal, dann sehe ich, ob wir zusammenpassen.“
„Verehrte Herrin, ich habe gerade Ihre Anzeige gelesen, und sie hat mich sehr angesprochen. … Ich hoffe, daß ich bei Ihnen auf dieselbe Diskretion hoffen kann, wie ich selbst sie biete, da ich gebunden bin und meine Partnerin auf keinen Fall jemals etwas von meinen Neigungen erfahren darf. Natürlich ist unter diesen Umständen bei mir die angekündigte ausgiebige Behandlung mit der Reitgerte nicht möglich, da diese Spuren hinterlassen würde. Ich gehe davon aus, daß Sie dafür Verständnis haben.“