22. Oktober 2008

Der Freund meines Freundes

Ausgerechnet als mein Mann und ich in puncto Sex sozusagen einen zweiten Frühling erlebten, uns wieder frisch ineinander verliebten und der Sex auch endlich wieder abwechslungsreich wurde, nicht mehr so langweilig wie die ganzen Jahre vorher, da hatte ich meine erste Affäre, obwohl ich bisher nie einen Seitensprung gehabt hatte. Und diese Affäre hatte ich dann auch noch ausgerechnet mit einem Freund meines Freundes. Meines schwulen Freundes Peter. Aber am besten erzähle ich das alles mal der Reihe nach.

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Es begann alles an einem Abend, an dem mein Mann in ganz außergewöhnlich sanfter und liebevoller Stimmung war. Ich weiß das alles noch ganz genau, weil ich seit vielen Jahren Tagebuch führe und dort alles aufgeschrieben habe. Aus diesem Tagebuch werde ich euch jetzt vorlesen. Und dann könnt ihr selbst entscheiden, ob das Leben nun verrückt ist oder nicht. Moment, ich hole nur schnell das kleine rote Büchlein, und dann suche ich den entscheidenden Abend. An dem ich nie gedacht hätte, dass es nur noch sehr kurze Zeit dauern würde, bis ich in den Armen eines anderen Mannes lag. Und dort ein seliges erotisches Glück erleben sollte, wie ich es nie zuvor gekannt hatte; obwohl ich so kurz zuvor noch gedacht hatte, der zweite Frühling in unserer Ehe, das Wiedererwachen der Lust auf Sex, das sei das Beste, was man in Sachen Erotik überhaupt erleben kann. Ja, hier ist es, die Stelle, mit der eigentlich alles anfing:

Und ich habe solche Lust auf Karl. Vorsichtig nestele ich an den Knöpfen seines Hemds herum. Bald ist sein Oberkörper nackt. Mit einem entzückten Seufzen streiche ich mit den Fingerspitzen über die Haut. Dann ziehe ich ihn mit mir, ins Wohnzimmer, führe ihn zum Sofa. Seine Brustwarzen ziehen mich unwiderstehlich an. Unter meinen Küssen richten sie sich auf, werden ganz steif. Ganz sachte setze ich meine Zähne an, erhöhe unendlich langsam den Druck. Sofort geht sein Atem schneller. Ängstlich beobachte ich jede seiner Reaktionen, warte auf eine Abwehr in einem Ausweichen, einer Anspannung. Noch nie war ich bisher beim Sex so aktiv, so geradezu aggressiv. Das ist mir völlig neu, und ich fürchte die ganze Zeit, Karl wird das nicht mitspielen. Deshalb die Befürchtung seiner Abwehr. Doch sie kommt nicht. Ich werde mutiger. Beiße fester zu, dehne die Bisse aus auf das Gebiet rund um seine Brustwarzen, wandere langsam nach unten, widme mich den empfindlichen Seiten, an der Taille, wo der Rippenbogen endet. Er stöhnt auf. Aber noch immer liegen seine Hände an meinen Armen, noch immer wirkt er weich, hingebungsvoll. Bald kehre ich zurück zu seinen Brustwarzen. Auch ohne dass ich viel tue werden die Empfindungen stärker, die meine Berührungen auslösen. Karl beginnt, sich unter mir zu winden. Es macht mich wild. Und es reicht mir nicht mehr, dass er nur halb ausgezogen ist. Bald zerre ich an Hose und Slip. Sein Schwanz springt mir entgegen. Mit den Fingernägeln streiche ich über den Schaft, seine Eier. Ein Schauer durchläuft ihn. Mir kommt ein Gedanke, und mutig spreche ich ihn aus. „Ich wünschte, wir hätten ein paar Spielzeuge. Es gibt so wunderschöne Teile, die man auch unter der Hose tragen kann, Hodenringe, oder Penisringe mit Lederbändern für die Hoden.

Karl richtet sich auf. „Lass uns welche kaufen. Gleich morgen, wenn ich Feierabend habe.“ Er schiebt mein Kleid hoch. Hoffentlich kommt jetzt nichts dazwischen. Das sieht mir ganz nach einer kommenden heißen Nacht aus; oder zumindest nach einem heißen Abend. Dadurch, dass ich etwas gesagt habe, habe ich selbst diese seltsame Stimmung durchbrochen, in der er sich mir so vertrauensvoll ausgeliefert hat und in der ich die Führung übernommen habe. Ein bisschen bedauere ich das. Aber ein Anfang ist gemacht, und die Stimmung wird wiederkommen. Außerdem gefällt es mir sehr, was Karl gerade mit mir anstellt. So begierig hat er mich schon lange nicht mehr ausgezogen und gestreichelt. Dann küsst er mich, bis ich komme, wir schlafen miteinander, und noch einmal leckt er mich zum Höhepunkt. Nachher bin ich so wohlig erschöpft, dass er mich halb tragen muss, erst ins Bad, und nachher ins Bett. Aneinandergekuschelt schlafen wir ein. Das habe ich mit am meisten vermisst, in all den Jahren, in denen unsere Ehe zur Routine geworden ist, diese wortlose, innige Vertrautheit beim Einschlafen. Und ich freue mich riesig auf den nächsten tag. Dann werden wir zusammen in einen Sexshop gehen und uns Sexspielzeuge anschauen, wahrscheinlich sogar welche kaufen. Gibt es einen besseren Beweis dafür, dass wir uns wieder einander annähern, dass es sexuell bei uns jetzt endlich wieder klappt? Ich glaube nicht.

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Ja, das war jener berühmte Abend, an dem ich glaubte, zwischen Karl und mir sei (wieder) alles in Ordnung, und uns stünde eine aufregende Zeit voller Erotik bevor. So kann man sich täuschen … Nun, gehen wir einfach mal über zum nächsten Tag:

Der Montagmorgen wird hektisch wie die meisten Nachwochenendtage, aber Karl ist liebevoll und verschmust wie schon am Wochenende. Voller Elan mache ich mich daran, die Wohnung auf den Kopf zu stellen. Es wird wieder einmal Zeit für einen gründlichen Hausputz. Danach komme ich dann wieder ein paar Wochen mit Flickwerk durch und es sieht trotzdem alles hübsch sauber und ordentlich aus. Vielleicht sollte ich doch endlich eine Zugehfrau suchen. Karl drängt schon seit Jahren darauf. Und soviel Spaß an der Hausarbeit wie heute habe ich sonst fast nie. Aber ich mag nicht. Dass es verquer ist, weiß ich selbst, aber ich habe das Gefühl, mehr zu zählen, wenn ich die Arbeiten selbst erledige. Nicht dass mich meine Freiberuflertätigkeit nicht in Anspruch nimmt; es gibt Wochen, in denen arbeite ich mehr Stunden als Karl. Aber meistens ist es doch weniger. Und dann denke ich, es ist unzureichend, was ich mache. Nun, wenn ich es selbst so sehe, muss ich mich nicht wundern, wenn Karl meine Arbeit auch nicht so wichtig nimmt wie seine. Er hat zum Beispiel noch immer nicht gefragt, wie es mit meinem neuesten Auftrag gelaufen ist. Andererseits, ich hätte es ihm ja auch so erzählen können. In der Mittagspause ruft Karl an. Klingt jungenhaft, frisch verliebt. (Ich hoffe doch, in mich!) Und teilt mir mit, dass er heute schon um vier Feierabend machen will, damit wir ein wenig bummeln gehen und nach passenden Spielzeugen sehen können. Etwas in mir macht einen Luftsprung. Könnte mein Herz gewesen sein. Ob ich Lust habe, ihn abzuholen, fragt er. Natürlich habe ich. Lust, ihn abzuholen. Und eine Idee.

Was im Haushalt jetzt nicht fertig ist (und das ist noch eine ganze Menge), kann bis morgen warten. Oder bis sonst wann. Schnell springe ich unter die Dusche, ziehe das erste an, was mir in die Hände fällt, greife mir meine Handtasche und fahre in die Stadt. Peter, ein ehemaliger Mitstudent von mir, hat einen kleinen Lederladen. Auch, aber nicht nur für ganz anständige Sachen. Was ich vorhabe, wird mein ganzes Budget durcheinanderbringen; zumal da mein neuer Auftrag ja geplatzt ist. Aber das ist mir jetzt völlig egal. Vielleicht kann ich Peter bitten, mir Ratenzahlung zu gewähren. Zum Glück hat er Zeit. Ich erzähle ihm, was ich will. Das heißt, was ich genau will, das weiß ich ja eben nicht. Ich weiß nur, dass mein Mann ganz plötzlich stark von Dingen fasziniert ist, an die wir vorher beide noch nie einen Gedanken verschwendet haben. Fetisch, Rollenspiele, SM. Und wenn er schon plötzlich Leder mag und dominant-devote Rollenspiele – wobei die Rollenverteilung bei uns noch unklar ist; es steht noch nicht fest, wer dominant und wer devot ist -, dann will ich auch ein entsprechendes Outfit haben. Peter ist bestimmt der Richtige, mir das zu verkaufen; oder es mir wenigstens zu beschaffen. Mich vor allem erst einmal zu beraten, denn wie gesagt, ich weiß nur, in welche Richtung mein neues Outfit gehen soll, aber nicht, wie es exakt aussieht. Ich weiß noch nicht so genau, ob SM wirklich meine Welt ist oder werden kann. Weiß kaum, was Sadomasochismus überhaupt ist. Geschweige denn kann ich eine Aussage darüber treffen, ob ich dominant oder devot bin. Weder allgemein, noch speziell Karl gegenüber. Irgendwie ist beides in mir. Es erregt mich, Karl zu beherrschen. Und dann wieder möchte ich mich ihm einfach nur bedingungslos unterwerfen. Jedenfalls will ich nichts, was ganz offensichtlich nach Domina aussieht. Wobei ich nicht einmal sagen könnte, was denn eine Domina so trägt. Wie eine Sklavin möchte ich aber auch nicht angezogen sein, wenn ich nachher zu Karl gehe.

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Peter grinst breit, als ich ihm, ein wenig stockend, meine Wünsche schildere. Überlegt ein wenig. Und bringt mir dann einen Zweiteiler. Eine hautenge Hose, die bis unter den Busen reicht. Vom Po bis obenhin geschnürt, damit man hineinpasst. Darüber ein Bolerojäckchen. Beides aus Leder übrigens. „Das müsste dir passen„, erklärt er. „Trotz deiner langen Beine. Die Hosenbeine sind nämlich unten noch offen. Eigentlich gehört der Saum noch genäht, dabei gehen bis zu 5 Zentimeter verloren. Aber man kann es auch offen tragen, darauf achte ich schon beim Zuschneiden. Obwohl Deine Storchenbeine wirklich nicht gerade die Regel sind. Darunter eine weite Bluse, womöglich sogar in weiß, und halbhohe Stiefeletten dazu. Sieht bestimmt klasse aus an Dir.“ Zweifelnd besehe ich mir das Teil. Es gefällt mir ja schon; aber wie ich darin wohl aussehe, das kann ich mir so gar nicht vorstellen. Peter kommt mit in die Umkleidekabine. Es stört mich nicht; er hat mich mehr als einmal nackt gesehen, auch ohne Slip, den ich für diese hautenge Lederhose natürlich ebenfalls ausziehen muss. Außerdem kriegt man dieses Teil alleine überhaupt nicht an, da muss schon ein Helfer her beim Anziehen, um die Schnüre richtig fest zu zu kriegen. Peter verschnürt mich. Pfeift durch die Zähne, führt mich vor den großen Spiegel. Ich bin hin und weg. Den Anzug muss ich haben! Ich weiß auch schon ganz genau, welche Bluse ich dazu nehme. Im Schrank ganz hinten hängt noch so eine halb zigeunerartige weiße Bluse, zum Glück ohne Schnickschnack und Rüschen, die sehr weit fällt und ganz bauschig aus dem hohen Bund herauswachsen wird. Passende Schuhe besitze ich ebenfalls.

Wir werden uns sogar sehr schnell beim Preis einig. Peter will endlich sein Sortiment auch ins Internet stellen und online verkaufen. Um den eigentlichen HTML-Kram, JavaScript und so weiter kümmert sich ein Freund von ihm, aber er weiß nicht, wie er das Ganze anfangen und aufbauen soll, hat Probleme mit dem Design und den Texten. Das passt wie für uns beide gemacht, denn genau in dem Bereich arbeite ich ja schließlich – wir machen ein Tauschgeschäft. Der Anzug gegen meine Hilfe beim Internetauftritt. Ein wenig von Grafik verstehe ich auch, und wenn das nicht reicht, kenne ich eine tolle Grafikerin. Das kriegen wir schon hin. „Bleibt nur noch ein Problem„, bemerke ich nachher nur noch zweifelnd. „Wie komme ich nachher rein in das Teil?“ Peter verschluckt sich beinahe vor Lachen. „Tja, wer schön sein will, muss leiden„, spottet er. „Aber wie wär es, wenn du einfach den Rest holst, die Bluse und die Schuhe, und dich dann nachher hier bei mir umziehst? Dann kann ich dir beim Schnüren wieder helfen. Wie du das allerdings nachher deinem Mann erklärst, dass du total verpackt bei ihm ankommen kannst, das musst du wissen.“ Ich versetze ihm einen scherzhaften Rippenstoß. „Ja, lach du nur! Wenn du mich weiter ärgerst, erzähle ich deinem Lover, dass du solche Sachen nur verkaufst, damit du auch mal wieder eine nackte Frau sehen kannst!“ „Nun, so ganz haben Frauen ihren Reiz für mich ja nie verloren„, gibt er zurück. „Und für meinen Lover auch nicht„, fügt er hinzu, und ein Schatten fällt über sein Gesicht. Peter ist nicht nur mein bester Freund; er war auch mal mein Freund im erotischen Sinn. Wir waren zu unseren Studienzeiten lange zusammen, vor mehr als zehn Jahren. Er hat damals die Beziehung zu mir beendet, weil er durch seinen Mentor an der Uni sein Schwulsein nicht nur entdeckt hat, sondern endlich dazu stehen konnte. Selten bin ich auf eine so liebevolle Art verabschiedet worden, und unserer Freundschaft, mit der alles auch angefangen hat, hat es nicht nur nicht geschadet, sondern es hat sie vertieft. So kommt es, dass es mir heute überhaupt nicht peinlich ist, mich vor Peter nackt zu zeigen. Ich weiß, dass er nichts von mir will – aber ich weiß auch, dass er mich kennt und eine Ahnung hat, was mir gut steht.

Gesagt, getan – genauso werden wir es machen, beschließen wir. Ich rase nach Hause, bügele die Bluse, greife mir Nylons und die Stiefeletten, fahre zurück zu Peter. Inzwischen sind zwei Kundinnen da, und sein Freund und Lover, Conrad. Conrad ist mit Abstand der schönste Mann, den ich kenne. Es ist ein Jammer, dass so etwas als Gay der gesamten Frauenwelt verloren geht. Und helle ist er ganz entgegen dem ausgelutschten Vorteil nicht nur auf dem Kopf (er ist sehr blond), sondern auch im Kopf; er ist Physiker. Wirklich ein Traum von einem Mann. Wohl fühle ich mich in seiner Gegenwart allerdings nicht. Peter sieht Frauen immer noch als grundsätzlich begehrenswerte erotische Wesen, und man merkt es ihm an, wenn ihm eine gefällt. Auch wenn er sie nicht anmacht. Für Conrad existieren Frauen schlichtweg nicht. Da ist er schlimmer als der schlimmste Macho. Mich begrüßt er nur, weil Peter mich mag; sonst würde er mich total ignorieren. Wenn wieder einmal einer meiner Minderwertigkeitskomplexe an mir nagt, muss ich mich von Conrad fernhalten. Aber heute schafft nicht einmal er es, mich unsicher zu machen. Ich freue mich unbändig auf das Ledergefühl an meiner Haut, und noch unbändiger auf Karl.

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Die eine Kundin hat endlich ihr Paar Handschuhe ausgesucht, die andere ist schon vorher verschwunden. Peter zwinkert mir zu und umarmt dann Conrad. Neugierig sehe ich zu, wie die beiden sich einen Zungenkuss geben, sich aneinanderpressen, und wie Conrad dabei ganz hemmungslos Peters Arsch abfingert. Der übrigens dazu wirklich reizt, das weiß ich noch, aus eigener Erfahrung. Schon ein erregendes Bild, das muss ich zugeben. Aber dann entzieht sich Peter Conrads Umarmung. „Wir sollten Hanna nicht so lange warten lassen,“ mahnt er. Conrad wirft mir einen vernichtenden Blick zu. Peter holt meinen Anzug. „Ich habe die Knöpfe noch einmal nachgenäht„, erklärt er. „Nicht dass sie nachher abspringen, falls es zwischen Karl und Dir etwas heißer zugeht.“ Ich kichere, strahle ihn an. „Du bist wirklich ein Schatz!“ „Weiß ich„, entgegnet er lachend. In der Kabine schlängele ich mich aus meinen Jeans, packe sie und den Slip in meine Umhängetasche, ziehe die Nylons an, die Bluse, zwänge mich in das ungewohnte Leder, schlüpfe in die Stiefeletten. Mit offener Hose erscheine ich draußen. „Genauso hatte ich mir das vorgestellt„, nickt Peter befriedigt und macht sich daran, direkt vor Conrads Augen die Schnüre hinten zusammenzuziehen.

Conrad lehnt neben uns an der Wand und sieht zu. Sein Gesichtsausdruck ist undefinierbar; und er gefällt mir nicht. Ganz und gar nicht. Angenehm fest liegt nun das Material um meinen Unterkörper. Ganz frei bewegen kann ich mich darin nun nicht mehr, aber es ist ein herrliches Gefühl, so eingeschnürt zu sein; es macht die Haltung gleich aufrechter, gibt das Bewusstsein, schön zu sein. „So, und nun lass dich ansehen„, fordert Peter und wirbelt mich an den Schultern herum. Von oben bis unten betrachtet er mich, streicht über meine Hüften, meine Taille, schnürt an einer Stelle nach. „Kunstwerk vollendet„, stellt er schließlich fest und gibt mir einen Kuss. Im Nu ist Conrad heran, und jetzt ist es klar erkennbar, dass ihn Peters Verhalten ärgert. Oder meines; wenn ich als Frau nicht so unwichtig wäre, dass man mich einfach nicht wahrnehmen kann. „Bist du jetzt endlich fertig?„, tadelt er Peter, die Stimme ganz kalt und glasig. Im Nachhinein betrachtet, nein, mit Conrad geht uns Frauen nichts verloren, über das es sich lohnen würde zu trauern! Hastig packe ich meine Sachen zusammen. Ich kann Peter nicht ansehen. Mit einer gemurmelten Verabschiedung will ich aus dem Laden stürzen, aber Peter ruft mich zurück. „Kriege ich denn keinen Kuss als Dank?„, schmollt er. Hilflos sehe ich zu Conrad, der uns den Rücken zugedreht hat. Tränen schießen mir in die Augen. Warum kann dieses verdammte Arschloch von Conrad nicht netter zu Peter sein? Er hat wirklich etwas Besseres als Lover verdient als den ekligen Conrad.

Ich umarme Peter fest, erdrücke ihn dabei beinahe. Und spüre, wie er zittert. „Hast du irgendwann die Woche mal Zeit, mit mir essen zu gehen?„, flüstert er. Mal essen gehen – das ist sein Synonym dafür, dass er sich mit mir aussprechen will. Wahrscheinlich über Conrad, den Mistkerl. „Natürlich habe ich„, antworte ich leise. „Ruf mich an, wenn es bei dir passt.“ Noch einmal sehen wir uns an, und viele unausgesprochene Dinge liegen in diesem Blick. Dann fliehe ich regelrecht. Scheiße, verdammte Scheiße! Warum hat sich Peter bloß so einen schönen, intelligenten Mistkerl ausgesucht? Das ist ja schon pathologisch, wie massiv dieser Typ Frauen als Wesen zweiter, nein, fünfter Klasse allenfalls ansieht. Und Peter zur Schnecke macht, als ob er ebenfalls in die Paria-Kaste abrutschen würde, wenn er eine Frau nur ansieht. Hoffentlich gibt es keinen Krach zwischen den beiden meinetwegen! Himmel, ich muss mich beeilen – es ist schon ein paar Minuten nach vier, Karl wartet auf mich!

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Ja, das war die Vorgeschichte. Dann kommt noch mein Einkauf mit Karl im Sexshop. Falls euch das auch interessiert, kann ich euch darüber gerne auch ein wenig berichten. Und danach kommt dann Conrad. Noch lange vor dem Abend, an dem sich Peter eigentlich bei mir über ihn ausheulen wurde, habe ich Conrad getroffen. Nicht absichtlich; nein, total zufällig. Und bin ihm seitdem hoffnungslos verfallen. Meine Tagebuchaufzeichnungen enden jedoch an dem Abend, als ich Conrad traf; denn damit begann ein ganz neuer Abschnitt in meinem Leben, indem ich nur noch Zeit für meine Arbeit und für Conrad habe, nicht mehr für so etwas Unwichtiges wie Tagebuchschreiben. Ich werde beim nächsten Mal einfach alles aus dem Gedächtnis schildern. Wir sehen uns!

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