„Ab sofort machst du nur noch, was ich dir sage.“
Zuerst hielt ich es für einen Scherz. Gut, wir lebten unsere speziellen Neigungen exzessiv aus. Unsere Spiele erfassten soviel von unserer Zeit, dass außer der Arbeit nichts unberührt davon blieb. Aber es blieb doch immer eher ein Spiel mit dem Feuer statt des Ganges mitten hindurch.
Eigentlich hatte ich sogar die ganze Zeit geglaubt, gerade meine Widerspenstigkeit, meine Aufmüpfigkeit mache für ihn einen ganz besonderen Reiz aus. Nun, da hatte ich mich wohl offensichtlich geirrt.
Nachdem seine Forderung auch mit bissigen Bemerkungen und hysterischem Kichern meinerseits nicht wieder aus der Welt zu schaffen war, schützte ich zuerst einmal den üblichen plötzlichen Migräneanfall vor und zog mich allein ins Schlafzimmer zurück, um nachzudenken. Viel Zeit blieb mir nicht; schon nach fünf Minuten stand er in der Tür. „Wo bleibt mein Abendessen?“
Was an derartigen Machoallüren dominant sein soll, habe ich bis heute nicht verstanden.
Ich hob den Kopf und starrte ihn wütend an. „Im Kühlschrank bleibt dein Abendessen – es sei denn, du holst es dir heraus.“ Schon hatte ich eine Ohrfeige weg. „Du bringst jetzt sofort das Essen auf den Tisch!“ Mir gingen so viele Gedanken gleichzeitig so schnell durch den Kopf, dass ich sprachlos war. Erst unterwegs zur Küche erholte ich mich ein wenig. „Du hast verlangt, dass ich tue, was du sagst„, bemerkte ich lahm. „Also sag gefälligst auch, wenn du etwas von mir willst.“
Das verschaffte mir die zweite Ohrfeige – und eine Idee. Mit dominanten Männern ist es wie mit kleinen Kindern; man muss es ihnen zeigen, was sie falsch machen. Lange Erklärungen helfen nichts. Also machte ich gute Miene zum lächerlichen Spiel. Und wartete auf einen ganz bestimmten Befehl.
Nach dem Abendessen räumte ich noch die Küche auf, während er in seinem Fernsehsessel verschwunden war. Eine gute Gelegenheit, mein Vorhaben im Kopf ein wenig auszufeilen.
„Kommst du jetzt endlich?„, rief er ungeduldig, als ich gerade seine Lieblingstasse im Spülwasser versenkte. „Aber natürlich, Liebster„, entgegnete ich und eilte umgehend an seine Seite; nein, zu seinen Füßen. Wohlig seufzend streckte er seine langen, schlaksigen Beine aus; ein wenig gespreizt. Eine eindeutige Aufforderung, die ich es mir sonst nie hätte entgehen lassen zu befolgen. Aber: „Ab sofort machst du nur noch, was ich dir sage.“ Und gesagt hatte er schließlich nichts.
Nach einer Weile nahm er meine Hand und legte sie an die Stelle, an der sich ganz offensichtlich bereits etwas wölbte. Ich ließ sie dort; ganz ruhig. „Sag mal, willst du deine Hand nicht ein wenig bewegen?„, knurrte er. „Aber natürlich, Liebster„, war meine Antwort, und schon hob ich die Hand ein wenig an und schwenkte sie in der Luft über seinem Hosenstall hin und her. „So doch nicht„, protestierte er. „So!“ Mit seiner eigenen drückte er sie zurück zur alten Stelle und schob sie dort hin und her. Die Wölbung wurde stärker. Ich rieb also. Hin, her, hin, her.
„Was ist denn los mit dir? Du wirkst ja wie eingeschlafen! So mechanisch macht das keinen Spaß. Kannst du dir nicht ein bisschen mehr Mühe geben?“
Ich erhöhte den Druck. Schmerzhaft verzog er das Gesicht und rückte zur Seite. „Lass es lieber. Ich wollte sowieso den Film zu Ende sehen.“
Bewegungslos blieb ich neben ihm hocken. Ich musste dringend aufs Klo, aber ohne seine Erlaubnis ging das bestimmt nicht.
Der Film endete, und er erhob sich, gähnte. „Kommst du mit ins Bett?“ Er schien müde zu sein; für heute war das wohl nichts mit dem Stichwort, das ich herbeisehnte. „Entschuldige – aber ich müsste vorher noch ins Bad„, bat ich leise.
Und erntete einen verwunderten Blick. „Natürlich kannst du vorher ins Bad. Was dachtest du denn? Mensch, du bist vielleicht komisch!“
Der nächste Morgen war ein Samstag. Samstag – das bedeutete meisten Frühstück im Bett, gefolgt von einem Frühstück ganz anderer Art.
„Meine Güte, hab ich eine Latte„, murmelte er, noch ganz schlaftrunken. „Wo bleibt das Frühstück, damit ich endlich zu meinem Nachtisch komme?“
Eigentlich hätte ich mich jetzt wieder dumm stellen müssen, wie am Abend zuvor. Aber ich war viel zu gespannt auf das, was nachher kommen würde, und so beschloss ich, ihm die Ungenauigkeit durchgehen zu lassen. In Windeseile hatte ich all seine Lieblingssachen auf dem Tablett und selbiges im Schlafzimmer. In der Zwischenzeit hatte er geduscht. Ersichtlich aber jedenfalls nicht kalt.
„Wo ist denn meine Lieblingstasse?„, fragte er verwundert. Ich zuckte die Achseln. „Du hast mich gestern Abend zu dir gerufen, bevor ich mit dem Spülen fertig war.“
Tja, das war ihm wohl ein wenig zu frech – und ab ging die Post. Eine solche Tracht Prügel hatte ich von ihm noch nie bezogen; und alles mit der bloßen Hand. Die schmerzte nachher bestimmt nicht weniger als mein Hintern.
Sein bestes Stück zitterte schon wie im Windhauch. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er genügend Geduld hatte, seinen inzwischen ohnehin kalten Toast zu essen, bevor es ihn nach Erleichterung drängte.
Und tatsächlich! Mühsam musste ich ein lautes Jubeln unterdrücken, als sie endlich kamen, die Worte, auf die ich gewartet hatte.
„Und jetzt bläst du mir einen!“
Sofort machte ich mich ans Werk und tat genau, was er gesagt hatte – hineinblasen, in das kleine Röhrchen; so stark ich konnte.