Tina seufzte glücklich, räkelte sich und warf einen Blick aus dem Fenster. Es schüttete wie aus Eimern und die süße Wetterfee im Fernsehen hatte nur 18 Grad gemeldet. Tina kam das gerade recht. Es war Sonntag und genau das richtige Wetter für einen „Ich-setze-keinen-Fuß-vor-die-Tür-und-bleibe-im-Bett!“-Tag. Sie zog sich die Bettdecke über die Nasenspitze, schloß noch mal die Augen und versuchte noch ein bißchen zu schlafen.“Brbr gluksbrbr!“, machte es unter der Bettdecke. Na, klar, genau jetzt mußte sie Hunger bekommen.
Tina leerte ihren Kühlschrank fast vollständig aus und kam mit Cola-light, M.u.M.’s, Keksen, Chips und Äpfeln ins Bett zurück. Sie schnappte sich die Fernbedienung und zappte durch die Kanäle. „Die Sendung mit der Maus!„, jubilierte Tina und knabberte genüßlich an einem Apfel. Die Serie fand sie klasse und sie bezweifelte, daß sie von irgendeiner Fernsehsendung mehr lernte, als von der Maus und dem Elefanten. „Das war finnisch!“ murmelte Tina. „Mist! Schwedisch! Klingt aber auch alles so ähnlich. Und wie ein Kühlschrank funktioniert wollte ich schon immer mal wissen.„, dachte Tina und kiefte die Schale von ihrem Apfel.
Tina konnte eine halbe Stunde an einem Apfel essen, dafür war sie bekannt. Zuerst wurden Muster in die Granny-Schale gebissen, dann sorgfältig die komplette Umhüllung abgekieft und später wurde das Fruchtfleisch langsam abgeknabbert. Ihren Freundinnen verging reihenweise der Appetit bei dieser Zeremonie. Tina unterließ es mittlerweile in Gesellschaft, denn es machte keinen Spaß wenn jeder ein angewidertes Gesicht zog. Gerade fing die Episode mit dem Kühlschrank an und sie konzentrierte sich, um sie wirklich zu verstehen, da hörte sie ein ziemlich penetrantes Fiepen unter dem Bett.
Tina versuchte die flehenden „Ich-will-SOFORT-an-einen-Baum-pinkeln-oder-ich-nehm-dein-Bein!“ -Rufe zu ignorieren und sich weiter auf das durch Röhren laufendes Kühlwasser zu konzentrieren. Nun saß Knut neben ihrem Bett und sah sie vorwurfsvoll an.
Knut war ihr ein Jahr alter Schäferhund Rüde, ihr einzig wahrer Freund und nur er wußte wie oft Tina in sein Fell geweint hatte, aus Kummer wegen seinen menschlichen Geschlechtsgenossen. „O.K.! Aber du schuldest mir dann fünf mal Füße wärmen, ja?!„, versuchte sie zu handeln. Sein Schweigen wertete sie als Zustimmung, raffte sich auf, schnappte sich Jeans, Pulli und Jacke und verschwand im Badezimmer. „Na, dein Traummann wird dir schon nicht beim Gassi gehen über den Weg laufen!„, beschwichtigte Tina ihr blasses Spiegelbild. Das Wetter war grausam und normalerweise würde man nicht einmal seinen Hund vor die Tür schicken, aber Knut störte das alles gar nicht. Ganz im Gegenteil. Er tobte und schnappte nach den Regentropfen. Kein Baum war ihm gut genug und Tina war nach wenigen Minuten klitschnaß.
Sie ging die normale Runde um den Block und kam dabei an dem zweistöckigen Rohbau vorbei. „Was macht denn der Mann da auf dem Gerüst an einem Sonntag bei diesem Wetter?„, dachte sie sich und blieb vorsichtshalber mal stehen. „Vielleicht ein Krimineller,oder ein Sprayer!?„, mutmaßte Tina. Sie riß sich darum Zeugin bei Gericht zu sein, denn schwarze Roben hatten für sie was tierisch erotisches und so ein Richter im Bett wäre ihr größter Traum. Einmal mit der Judikative vögeln…..