Ungeduldig schlenderte ich auf dem Balkon hin und her, immer die Straße im Auge. Na prima, pünktlich wie immer!
Freudig öffnete ich und hielt Michael die Wange zum Küsschen hin. Wie eine kalte Dusche war mir seine Mürrischkeit. „Du„, bot ich an, „wenn du aber keine rechte Zeit hast, oder keine Lust, ich kann auch noch bei der Spedition anrufen, dass mir die Möbelträger morgen die Schrankwand auseinander bauen. Hätte ich gleich, aber du hast dich so nett angeboten.“
Seine Antwort überraschte mich nicht. Seit er mit meiner besten Freundin liiert war, mit ihr zusammen wohnte, zerfraß die sich vor Eifersucht. Ich merkte, wie auch Michael darunter litt. „Weißt du, was sie mir nachgerufen hat?“ gestand er offen, „steck einen Gruß mit rein!“
Ich weiß nicht genau, was mir die Farbe ins Gesicht trieb. Was es die Verdächtigung, die Boshaftigkeit, nicht zum ersten Mal, oder gar ganz weit im Hintergrund der Gedanke: schön wär’s.
Recht einsilbig gingen wir ans Werk, packten zuerst Glas und Kristall in die bereitstehenden Kartons. Ich hing meinen Gedanken nach und Micha begann auch kein Gespräch. Mit dem Anflug eines schlechten Gewissens schielte ich an mir herunter. Mein Gott, dachte ich, könnte Kathreen sehen, wie ich unbewusst im knappen Kittelschürzchen mit meinen Pfunden wuchere, sie würde sich wieder recht geben.
Neben mir knurrte es: „Kannst du nicht mal mit ihr reden? Entweder wir sind Freunde, oder…“