Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, dieses frühreife junge Ding für eine Woche in meinem Haus aufzunehmen. So gut ich auch mit ihren Eltern befreundet bin – die Tochter war mir immer ein bisschen unheimlich. Und seit sie volljährig geworden ist, vor ein paar Monaten, kann ich es überhaupt nicht mehr mit mir aushalten. Ich hatte schon, wenn ich sie bei Besuchen bei ihren Eltern kurz gesehen habe, immer den Verdacht, diese Teenie Schlampe legt es echt darauf an, mich zu verführen. Das konnte alles kein Zufall mehr sein; weder ihre aufreizende Kleidung, bei der sie meistens mehr von ihrem schlanken, jungen Körper zeigte als verhüllte, die Blicke, die ach, so zufälligen Berührungen, denen ich nie ausweichen konnte – nein, ich entzog mich ihr, so gut es ging.
Und dann sollte sie eine Woche bei mir bleiben, als ihre Eltern, meine Freunde, eine Woche lang alleine in Urlaub fuhren, um einen Hochzeitstag würdig zu begehen! Ich hätte ihnen gerne sonst jeden Gefallen getan; ich hätte der frühreifen jungen Dame auch ein Hotel bezahlt – aber sie eine Woche lang ständig um mich zu haben, dazu war ich eigentlich nicht bereit. Das wurde jedoch nicht gut aufgenommen. Ihre Mutter war sofort beleidigt, und ihr Vater war auch nicht gerade angetan von meiner Ablehnung. Es hätte beinahe Krach gegeben, und weil sie ja nun immerhin doch meine besten Freunde sind, habe ich mich schließlich doch dazu überreden lassen. Mit einem enormen Widerwillen. Ich befürchtete das Schlimmste; und genau das ist ja dann auch passiert, als diese Teen Schlampe bei mir aufgekreuzt ist. Wobei sie übrigens den Namen Teen Schlampe gleich aus zwei Gründen verdient hat.
Zum einen, weil sie eine Erotik versprüht, die für Teen Girls mit 18 Jahren nun echt verboten gehört. Und zum zweiten, weil sie auch eine echte Schlampe in der anderen Bedeutung des Begriffs ist. Innerhalb von einer halben Stunde nach Ilkas Eintreffen war das gesamte Gästezimmer in einen Schlachtplatz aus MP3 Player, Büchern, Klamotten und Schuhen verwandelt. Im Badezimmer stapelten sich unordentlich ihre Kosmetika – von denen sie eine Menge zu brauchen schien – auf allen freien Stellen, die ich allerdings bewusst freigelassen hatte. Es sah einfach jetzt alles viel zu voll und unaufgeräumt aus. Und im Wohnzimmer hatte sie sich ebenfalls schon häuslich niedergelassen, mit Zeitschriften um sich herum, vor dem Fernseher, dessen Fernbedienung sie auf ihrem Schoß liegen hatte, mit einem leeren Glas und einem leeren Teller vor ihr auf dem Tisch. Was da mal drauf gewesen war, hatte ich keine Ahnung – aber in der Küche fand ich ebenfalls noch zahlreiche Spuren ihrer Anwesenheit; eine offene Butterdose, ein beschmiertes Messer und Krümel mitten auf dem Tisch, eine offene Tüte Milch auf der Ablage, und so weiter. Mein Unwille wuchs; und gleichzeitig meine Befürchtung, in welchem Zustand Ilka mich und mein Haus nach dieser Woche hinterlassen würde. Wahrscheinlich würde meine Putzfrau diverse Überstunden machen müssen, um das alles wieder in Ordnung zu bringen.
Genauso kam es auch; ich hatte nach dieser Woche meine Raumpflegerin ganze zwei Tage im Haus, um alles wieder sauber zu machen und in Ordnung zu bringen, was Ilka durcheinandergebracht hatte. Aber immerhin – mit diesen zwei Tagen war es getan; danach sah alles wieder so aus, als ob sie nie da gewesen wäre. Zumindest äußerlich. Bei mir innen drin war das Bild ein ganz anderes. Und das ist es auch jetzt noch. Ich kann es einfach nicht vergessen, was geschehen ist, während dieser einen Woche. Ich hatte es schon beinahe überstanden, ich jubilierte schon innerlich – und dann bin ich ihr doch noch in die Fänge gegangen. Es war erst am allerletzten Tag, dass sie es wirklich darauf angelegt hat, mir den Kopf zu verdrehen. Ich weiß nicht warum; vielleicht weil sie Angst hatte, ich setze sie sonst auf die Straße. Was ich bestimmt nicht gemacht hätte. Jedenfalls – die ganze Woche lang, bis zum vorletzten Tag, geschah nichts, überhaupt nichts. Ilka benahm sich zwar, als ob sie alleine im Haus wäre, ließ überall Sachen herumliegen, hörte laut Musik, riss die Fernbedienung des Fernsehers an sich und bestimmte, welches Fernsehprogramm lief, holte sich alles, was ihr gefiel, ob es nun Essen war, oder aber Sachen von mir, aber sie machte mich wenigstens nicht an. Sie war die ganze Zeit mürrisch und ablehnend zu mir, und sie gab sich auch mit ihrer Kleidung keine Mühe. Sie verhüllte ihre wirklich prachtvollen Formen in hässlichen, weiten Shirts und Hosen.
Das fand ich zwar einerseits bedauerlich, aber andererseits war ich doch wahnsinnig froh darüber. Selbst ihre eklige Art, die sie ganz bestimmt nicht zu einem angenehmen Mitbewohner machte, war mir ganz recht. Das bedeutete doch wenigstens, dass ich nun nicht in Versuchung kam, mich an ihr zu vergreifen. Oder auch nur im erotischen Sinn an sie zu denken. Ich war so sauer auf diese Schlampe, dass jeder Gedanke an Sex mit ihr mir wie Hohn vorgekommen wäre. Und auch wenn das wirklich keine angenehme Stimmung war, war es doch immerhin tausendmal besser als erotische Verwicklungen, die ich sonst nicht hätte ausschließen können. Von daher war ich eigentlich in der allerbesten Laune. Nur werdet ihr gleich sehen, dass ich mich nun doch ein wenig zu früh gefreut hatte. Der Albtraum war noch lange nicht vorbei; und was ich die ganze Zeit befürchtet hatte, das trat dann doch noch ein.