Meine Mutter hat mich ein für alle Mal für Strumpfhosen verdorben. Wenigstens dachte ich das sehr lange. Ihr kennt doch sicher alle diese kratzigen Wollstrumpfhosen, die Mütter so gerne mögen. Die musste ich immer tragen; im Winter dickere, im Sommer dünnere. Nur wenn es wirklich brütend heiß war, war es mir erlaubt, auch einmal mit nackten Beinen und barfuß herumzulaufen.
Wer jahrelang solche hässlichen, unangenehmen Strumpfhosen tragen musste, der ist zunächst einmal froh, wenn er keine Strumpfhosen mehr anziehen muss. Überhaupt keine Strumpfhosen mehr.
Nicht einmal Nylons.
Natürlich, mir war es schon klar, dass ein riesiger Unterschied zwischen kratzigen Strumpfhosen aus Wolle und duftigen, hauchzarten, seidig schimmernden Nylonstrumpfhosen besteht.
Das ist ein himmelweiter Unterschied; dazwischen liegen ganze Welten, zwischen diesen Sorten von Strumpfhosen.
Aber kein Mensch kann aus seiner Haut, und so waren Strumpfhosen für mich eben lange Zeit ein „no go“.
Bis ich dann irgendwann Thomas kennenlernte.
Thomas war ein absoluter Strumpfhosen Fan, ein echter Strumpfhosen Fetischist. Sein Fetisch waren, ausgerechnet, Strumpfhosen. Und das, wo ich mit dem Strumpfhosen Fetisch nichts anfangen konnte.
So gut wir uns ansonsten auch verstanden, sogar sexuell – da blieb immer diese Kluft zwischen uns, die ich lange Zeit nicht zu überwinden vermochte. Hätte er mir nicht so tatkräftig dabei geholfen, ich würde heute noch auf der anderen Seite der Strumpfhosen Kluft stehen.
Er allerdings hat es geschafft, dass ich heute endlich wieder Strumpfhosen trage. Keine aus Wolle; nur schiere Nylons, schmeichelnde, streichelnde Nylonstrumpfhosen, die meine Beine liebkosen.