Manchmal bekommt man mehr, als man eigentlich haben wollte. Das muss nicht immer schlecht sein. Manchmal stellt es sich im Nachhinein auch als richtig praktisch heraus. Selbst wenn es etwas Neues ist, was man auf diese Weise erlebt und was man vielleicht zuerst sogar ablehnt, was man von selbst nie hätte haben wollen, im Gegenteil, kann es einem am Ende sogar noch das vollkommene Glück bescheren. Aber ich rede die ganze Zeit um den heißen Brei herum – ich sollte vielleicht einfach mal ein bisschen konkreter werden. Es geht um den Sadomaso Sex. Mit Sadomaso hatte ich vorher noch nie etwas am Hut, und als ich meinen jetzigen Freund kennengelernt habe, Arthur, habe ich dabei auch ganz bestimmt nicht an BDSM gedacht. Er hat von SM auch nichts gesagt; also jetzt nicht, dass ihr denkt, ich hätte mich da bewusst auf dieses Sadomaso Abenteuer eingelassen. Wir hatten anfangs, in unseren allerersten Tagen, eine ganz normale Beziehung, mit ganz normalem Sex. Blümchensex sagen die Sadomaso ja dazu, wie ich inzwischen gelernt habe; das soll den Vergleich zum Blümchenkaffee herstellen, so fade und dünn und geschmacklos, dass man die Blümchen in der Tasse dadurch sehen kann. Wobei ich das natürlich nicht so empfunden habe, also langweilig, meine ich; ich fand das eigentlich ganz aufregend. Vögeln, lecken, blasen – das ist doch erregend genug, oder etwa nicht? Zumindest am Anfang, wenn man sich nicht noch so gut kennt und noch nicht alles Gewohnheit geworden ist. Jedenfalls konnte ich mich über nichts beklagen. Aber Arthur meinte schon nach der ersten Woche, wir sollten jetzt unserem Sexleben endlich mal ein bisschen Dampf machen. Ich konnte mir gar nicht so recht vorstellen, was er damit wohl meinte. Außerdem war ich auch ein bisschen beleidigt. Ich meine, so angenehm ist es ja nun nicht gerade, denn wenn ein Lover einem sagt, dass man dem Sexleben etwas Dampf machen müsse, dann bedeutet das ja wohl, dass seiner Meinung nach bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht genug Dampf drin ist, und das ist ja nun schon etwas beleidigend. Aber als Frau weiß man sich ja zusammenzureißen und auch auf die Wünsche der Männer einzugehen, sonst halten die einen gleich für eine Zicke. Also schluckte ich meine Enttäuschung herunter und fragte ihn dann, was er denn damit meinen würde. Ich zeigte mich also willig, auch auf etwas anderes als ficken, lecken, blasen einzugehen und bereit für neue Erlebnisse.
Seine Augen begannen sofort zu leuchten, dass ich seine Anregung so entgegenkommend aufgenommen hatte. „Das würde ich dir lieber zeigen, statt es dir zu erklären, was ich damit meine“, erwiderte er. Das klang ja recht geheimnisvoll. Am liebsten hätte ich nun sofort meiner Neugier die Zügel schießen lassen und ihn haarklein ausgequetscht, worauf er denn damit anspielte. Aber dann hätte er wieder gedacht, ich frage das nur, um anschließend daran herum zu nörgeln. Oder ich hätte keine Geduld. Also hielt ich die Klappe und erklärte mich mit einem kleinen Experiment einverstanden; er würde mir zeigen, was er meinte, und ich würde mir dann überlegen, ob mir das gefiel oder nicht. Denn selbstverständlich konnte ich mich mit nichts einverstanden erklären, was ich nicht kannte; erst wenn er mir das vorführte, was er im Sinn hatte, konnte ich ihm sagen, ob ich endgültig dazu bereit war oder nicht. Vorläufig hatte ich zu nichts anderem ja gesagt als zu einem sozusagen unverbindlichen Test. Denn schließlich bin ich zwar gerne in einer Beziehung auch zu Kompromissen bereit, aber von gestern bin ich ja nun auch nicht. Ich machte es also zur Bedingung, dass es erstens wirklich nur um ein Experiment gehen sollte und zweitens er mit seinem Experiment sofort aufhören würde, wenn ich mich dabei auf irgendeine Weise unbehaglich fühlen sollte. „Das wirst du schon nicht“, meinte er grinsend und ein bisschen arrogant für meine Begriffe, aber er gab mir das Versprechen dennoch. Meinetwegen hätte es dann auch gleich schon losgehen können, aber Arthur meinte, er müsse erst noch verschiedene Dinge dafür besorgen. Am nächsten Abend hätte er alles vorbereitet, so meinte er, und ich solle doch dann einfach gleich nach der Arbeit bei ihm vorbeikommen. Was ich dann auch tat. Es war mir zwar ein bisschen unangenehm, so ungeduscht bei meinem neuen Liebhaber aufzukreuzen, aber erstens war ich neugierig, und zweitens konnte ich ja auch bei ihm duschen. Das war sogar genauso von Arthur geplant; nur dass ich nicht unter der Dusche landen sollte, sondern in der Badewanne. Gleich als ich kam beorderte mich Arthur ins Badezimmer. Das war wunderschön zurechtgemacht; aus einem Lautsprecher kam leise Musik, es standen überall Kerzen, und während Arthur mir das Badewasser einließ, zog ich mich schon einmal aus. Arthur kippte ordentlich Badeöl ins warme Wasser, sodass sich richtig viel Schaum bildete. Als ich schließlich nackt in die Wanne stieg, kam ich mir vor wie Venus, die Schaumgeborene … Wobei die ja aus dem Schaum aufsteigt und sich nicht dorthinein sinken lässt.