Georg hieß er, mein Freund, der mich in den Natursekt Fetisch eingeführt hat. Ich war nun vorher schon nicht gerade die Unschuld vom Lande, und kein Girl, das zu einem Sexabenteuer nein sagt oder gleich Zeter und Mordio schreit, wenn es dabei so richtig versaut zugeht, aber von Natursekt Fetisch hatte ich vorher mal kaum etwas gehört, geschweige denn hatte ich ihn jemals live erlebt. Ich hatte auch keine Ahnung, dass Georg so sehr auf den Fetisch Natursekt abfuhr, als wir uns kennengelernt habe. Und hätte man mich zu diesem Zeitpunkt gefragt, was ich davon halte, dass man den Sex um Pissen und Anpissen erweitert, dann hätte ich ihm entweder den Vogel gezeigt, oder aber empört und angewidert mit den Augen gerollt. Urin ist nun einmal nichts, was normalerweise zum Sex dazugehört. Aber gerade das, dass der Natursekt Sex ein richtiges Tabu ist in unserer Gesellschaft, kann ihn zu einer ungeheuren Bereicherung machen. Dabei geht es nicht nur darum, dass Pissen und Anpissen geil sein können; es geht vor allem auch darum, dass man diese ganz intime Sache miteinander teilt. Das bringt einen dem anderen noch näher. Aber das wusste ich alles noch nicht, als ich Georg im Supermarkt getroffen habe, wo er mich freundlich an der Kasse vorgehen ließ, weil ich nur zwei Teile in der Hand hatte, während sein Einkaufskorb mit etwas mehr gefüllt war, und wohl auch weil ich ziemlich abgehetzt und hektisch aussah. Das war ich auch, denn ich hatte nur eine Stunde Mittagspause, und die war für einen Arztbesuch schon beinahe draufgegangen. Aber ich wollte unbedingt noch ein paar Kekse und eine Cola besorgen, damit ich nachmittags nicht an meinem Arbeitsplatz verhungerte, wo ich ja auf das Mittagessen hatte verzichten müssen, nur wurde es langsam knapp mit der Zeit. Deshalb war ich wie eine Irre durch den Supermarkt gerast, und nachdem Georg mich vorgelassen hatte, hätte zeitlich auch alles noch gereicht. Wenn nicht mein Auto, dessen Batterie schwer unter dem kalten Winterwetter litt, auf einmal nicht angesprungen wäre. Zuhause hatte die Batterie es noch getan, und auch auf dem Weg zum Arzt und vom Arzt, der allerdings zu kurz war, als dass die Batterie sich dabei hätte wieder aufladen können, nur jetzt war dann alles zu spät. Ich stieg aus, unschlüssig, was ich jetzt machen sollte. Zu Fuß gehen? Aber dann musste ich mein Auto später holen kommen – und also auch zu Fuß hierher zurückkehren. Zu spät zurück bei der Arbeit war ich dann auf jeden Fall. Außerdem hatte ich bei der Kälte wenig Lust zum Laufen. Doch etwas anderes blieb mir ja gar nicht übrig. Den Tränen nahe stand ich neben meinem Auto und schloss gerade ab, da kam, zwei Tüten in der Hand, der Typ an mir vorbei, der mich an der Kasse vorgelassen hatte.
Er schien sofort zu merken, dass etwas nicht stimmte. Sofort kam er zu mir und fragte ganz besorgt, was los sei. Als ich ihm das erzählte, fing ich dann doch an zu heulen. „Na, na!“, meinte er tröstend, „so schlimm ist das gar nicht. Das kriegen wir schon wieder hin! Ich mach dir einen Vorschlag – ich fahr dich jetzt zur Arbeit, und heute Abend hole ich dich wieder ab, wir fahren zu deinem Auto und bringen es per Überbrückungskabel wieder zum Laufen.“ Ich war so gerührt von der Hilfsbereitschaft dieses völlig fremden Mannes, dass ich nun erst recht schluchzte und ihm dankbar um den Hals fiel. Wir machten es genauso, wie er es gesagt hatte. Er fuhr mich zur Arbeit, wo ich dank ihm gerade noch so pünktlich ankam, und abends holte er mich wieder ab. Der Parkplatz neben meinem war dann abends zum Glück frei. Er besetzte ihn, packte sein Überbrückungskabel aus und schloss es an. Ich setzte mich ins Auto, und schon bald sprang es wieder an. Nun müsse ich mindestens eine halbe Stunde in der Gegend herum fahren, sagte er mir. Ich nickte. Aber ich hatte mir schon nachmittags überlegt, dass ich mich ja auf irgendeine Weise bei ihm bedanken musste. Deshalb schlug ich ihm vor, dass wir uns in einer Stunde in meinem Lieblingslokal treffen würden, einem Chinesen, wo ich ihn zum Essen einladen wollte. Er nahm sofort an, ließ sich die Adresse geben – und dort sah ich ihn dann also wieder, mit einer frisch aufgeladenen Batterie im Auto, das auf dem Parkplatz stand, und auch gar keine Mucken gemacht hatte, als ich nach der halben Stunde Spazierfahrt nach Hause gedüst warn, es kurz abgestellt, geduscht, mich umgezogen und es dann wieder angelassen hatte. Beim Essen stellte ich fest, dass man sich mit Georg sehr gut unterhalten konnte. Dass er ein netter Mensch war und ausgesprochen hilfsbereit, hatte er mir ja vorher schon bewiesen. Ich weiß nicht, ob es meine Dankbarkeit war, oder etwas anderes – aber beim Essen war noch etwas hinzugekommen. Ich fand Georg total sexy, und ich hatte Lust auf ihn. Deshalb fragte ich ihn, nachdem ich bezahlt hatte und wir wieder bei unseren Autos standen, ob er noch auf einen Kaffee mit zu mir kommen wollte. Dass der „Kaffee“ dabei lediglich ein Codewort für Sex ist, das ist ja klar, oder? Er wollte auch, und fuhr hinter mir her.