Oh, Mann, ich habe ja sowas von keine Lust zum Arbeiten! Und daß von Delten ausgerechnet mir jetzt auch noch diese blöde Fortbildung aufs Auge gedrückt hat, ärgert mich maßlos. Zwei volle Tage – und das am Wochenende. Lydia wird nicht gerade begeistert sein, wenn ich ihr schon wieder absage. Außerdem wird sie mir fehlen, so dämlich das auch klingt. Ich muß ja nur an diese ganzen herrlichen schwarzen Sachen denken, die sie immer darunter trägt, und bekomme schon einen Steifen.
Draußen ist von Deltens Stimme zu hören; er erklärt anscheinend etwas. Um Himmelswillen, ja, heute soll ja seine neue Assistentin anfangen. Höhere Tochter, die Kleine – na, das wird ja was werden! Hoffentlich ist sie wenigstens hübsch. Nett ist sie bestimmt nicht, wenn sie sich ihren Job über ihren Herrn Papa verschaffen läßt. Hat wohl Angst, daß sie sonst nicht unterkommt! Wenn ich an Sabine denke, packt mich der kalte Zorn. Einfach abgeschoben, bloß weil der Vater der Neuen ein Freund von unserem Chef ist. Apropos, heute nach Feierabend muß ich sie wieder einmal besuchen im Krankenhaus. Hoffentlich können die Ärzte bald etwas sagen, ob sie je wieder laufen kann, nach ihrem Unfall.
Aha, das ist sie also. Sieht ziemlich verschüchtert aus; aber nicht schlecht. Diese Augen – wunderschön! Und eine Figur hat sie; etwas eckig und kantig, aber sehr reizvoll! Unwillkürlich strahle ich sie an. „Sie sind die neue Assistentin, nicht wahr?“ frage ich und strecke ihr die Hand hin. Meine drei Kollegen mustern mich mißtrauisch, aber das ist mir egal. Wenn die Neue nun schon da ist, muß man auch versuchen, mit ihr auszukommen. Und so arrogant und biestig, wie ich sie mir vorgestellt habe, sieht sie gar nicht aus.