Etwas unsicher betrete ich in Begleitung meines neuen Chefs von Delten das erste Büro. Vier Augenpaare richten sich auf mich. Drei davon bleiben abwartend, distanziert. Aber einer meiner zukünftigen Kollegen strahlt mich an, springt auf und hält mir die Hand hin. „Sie sind die neue Assistentin, nicht wahr?“ Sein fester Händedruck nimmt mir ein wenig von der Angst vor all dem Unbekannten. Von Delten führt mich als seine neue Assistentin ein, nennt die Namen der vier Herren in diesem Zimmer, verliert noch ein paar nichtssagende, aber freundliche Worte, und schon geht es ins nächste Zimmer. Nachdem ich allen 38 Mitarbeitern vorgestellt worden bin und sie mir, schwirrt mir der Kopf, und ich stelle entsetzt fest, daß ich nicht einen einzigen Namen behalten habe. Aber es ist keine Zeit, die Gedanken zu ordnen, denn schon muß ich von Delten in das erste Meeting begleiten, aufmerksam zuhören, Notizen machen und danach das Protokoll schreiben. Er hat vergessen, mir zu erklären, wo die Vorlagen für solche Unterlagen gespeichert sind, und von den Sekretärinnen kann mir – angeblich? – niemand helfen. Schließlich finde ich, was ich suche. Dadurch habe ich jedoch so viel Zeit verloren, daß ich die Mittagspause durcharbeiten muß. Worüber ich ganz froh bin, denn das erspart es mir, mich so ganz ungeschützt unter die anderen mischen zu müssen.
Und dann geht es Schlag auf Schlag. Eine Präsentation ist vorzubereiten, etliches im Internet zu recherchieren, und alle zwei Minuten klingelt das Telefon. Gegen drei Uhr merke ich, daß ich einen ziemlichen Hunger habe, aber es ist keine Zeit, irgendwo etwas zu besorgen. Und schon wieder ruft von Delten mich zu sich. Seufzend kehre ich mit einem Stapel Unterlagen zurück, aus dem ich eine höchstens eine Seite lange Zusammenfassung zur Vorbereitung einer Besprechung am nächsten Tag fertigen muß. Neben meiner Tastatur liegt auf einem Pappteller ein belegtes Brötchen, ein Becher Kaffee steht daneben, und lässig gegen meinen Aktenschrank gelehnt, wartet der Kollege auf mich, der mich heute morgen so nett begrüßt hat. „Sie sollten das Essen nicht ganz vergessen, Frau Wagner,“ erklärt er grinsend. „Bei von Delten werden Sie Ihre Kraft brauchen!“ Lachend bedanke ich mich. „Ach, übrigens,“ sage ich dann zögernd, Weiterlesen