Unschlüssig standen die Möbelträger in der Tür. Sie hatten sich für ihr Trinkgeld bereits bedankt. Nicole hockte auf einem vollen Karton mit Tränen in den Augen. Allein in dieser fremden, großen Stadt. Nicht ein bekanntes Gesicht, und Falko würde auch erst in frühestens zwei Wochen nachkommen können. Als die Tür sanft zugezogen wurde, hielt sie den Fluss der Tränen nicht mehr zurück.
Sie musste nach einem Taschentuch suchen. Das erste Leuten an der fremden eigenen Tür! Vor Wochen, beim Abschluss des Mietvertrages, hatte sie den Mann gesehen. Er war der Hausmeister. Hinter seinem Rücken zauberte er einen riesigen Sommerblumenstrauß hervor und sagte sein Herzlich Willkommen.
Nicoles Herz tat einen Hüpfer. Doch ein bekanntes Gesicht und noch dazu so ein aufmerksamer Mann. Freudig machte sie die Tür ganz weit auf und forderte ihn zum Eintreten auf.
Sie hatte in ihrem Kummer schon gekramt, den Karton mit den Getränken bereits geortet. „Champagner ist zwar noch nicht im Kühlschrank„, sprudelte sie, „aber wie wäre es mit einem Kognäkchen?“
Werner Anert ließ sich gern in die gemütliche Ecke führen, die von den Möbelleuten bereits aufgebaut worden war.
Später konnte sich Nicole nicht entscheiden, sollte sie mit sich schimpfen, weil sie weiter die Bemitleidenswerte gespielt hatte, oder frohlocken, dass ihr gerade dies so schöne erste Stunden bescherte? Für eines hätte sie sich sofort ohrfeigen können. Sie ließ in ihrem Frust durchblicken, dass sie gar nicht ins Schlafzimmer gehen mochte, weil nichts so schlimm sei, als allein in ein Ehebett zu steigen. Das Alleinsein konnte der Mann mitfühlen, und er tat es ziemlich zielgerichtet. Seit über einem Jahr war er Single.
Vielleicht war es der eine Kognak zuviel, der Nicole abhielt, seine Hand von ihren Schenkel zu nehmen. Konnte sie schon so ausgehungert sein, dass ihr die erkundende Berührung sofort so gut tat? Er schien ihre ausbleibende Reaktion als halben Sieg zu nehmen. Er wurde munter und redete ihr ein, dass man gegen so eine Niedergeschlagenheit etwas tun müsse. Dabei begann sich auch seine Hand in Bewegung zu setzen. Noch ziemlich anständig, als wollte er den Rock auf ihren Schenkeln ausbügeln. Es war schon so eindeutig geworden, dass sie sich rasch entscheiden musste. Nicole entschied sich für diesen Abend und für ihn. Den Ausschlag gab, dass sie ihn während seines Tastens genauer in Augenschein nahm.