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30. April 2008

Fetisch Roman – Kapitel 25 – Schlichtung – Sichtweise Antje

Mir zittern die Knie, lange bevor ich Sir Elias‘ Laden erreicht habe. Und es liegt keinesfalls daran, daß ich gleich den Inhaber sehen werde – der als Mann durchaus ähnliches auslösen kann, allerdings mit weit angenehmerem Hintergrund -, sondern an der Diskussion, die mir bevorsteht.

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Sonst habe ich das Geschäft immer nur in angenehmer Stimmung betreten, um neue Spielzeuge auszusuchen für meine bizarre Lust, zu stöbern, oft auch einfach nur für eine kurze Unterhaltung mit Sir Elias oder seiner unglaublich lieben Verkäuferin. Diesmal jedoch geht es um eine ernste und ziemlich mißliche Angelegenheit.

Bernd ist schon da, als ich eintreffe. Entsprechend begrüßt Sir Elias mich sehr viel zurückhaltender als sonst, um in seiner Eigenschaft als Vermittler zwischen Bernd auf keine Weise Partei zu ergreifen. Was ich respektiere, obwohl es mir natürlich nicht gefällt. Ich bleibe also selbst ebenfalls distanziert und achte peinlich genau darauf, daß mir bei der Anrede kein vertrautes „Alexander“ statt des Sir Elias herausrutscht, als ich höre, daß Bernd seinen Nick verwendet. Na, Hauptsache, ich muß ihn nicht „Meister“ nennen, denke ich bei mir. Das wäre denn doch etwas seltsam; schließlich bin ich im Gegensatz zu Bernd nicht devot.

Bald sitzen wir im riesigen Hinterzimmer, das gleichzeitig als Alexanders Büro, Lager und allgemeiner Aufenthaltsraum dient, zu dritt um einen Tisch.

Alexander holt tief Luft, um zu beginnen. Und plötzlich weiß ich ganz sicher, so, als ob er es mir gesagt hätte, daß er sich weder sehr wohl, noch sehr sicher fühlt in seiner Rolle. Was ihn mir nur um so sympathischer macht.

Ihr beide kennt euch privat von meinem SM-Stammtisch her,“ erklärt er nun; und seiner Stimme hört man seltsamerweise überhaupt nichts von seiner Unsicherheit an. „Es hat mich sehr betroffen gemacht zu hören, daß diese Bekanntschaft auf beruflichem Gebiet zu solchen Spannungen geführt hat. Ich möchte versuchen, mit euch gemeinsam diese Spannungen auszuräumen. Man muß sich nicht mögen, nur weil man das Interesse an Sadomasochismus miteinander teilt; und man muß deshalb auch nicht höflicher miteinander umgehen, als es ohne diese Gemeinsamkeit der Fall wäre. Das Gegenteil sollte es jedoch auch nicht sein.

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Eine kurze Pause tritt ein. Alexander sieht Bernd und mich nacheinander fragend an. Bernd starrt wie geistesabwesend vor sich hin und reagiert nicht. Ich allerdings möchte schon etwas sagen. „Ich denke, Sir Elias, daß Bernd befürchtet, ich könnte mein Wissen um seine Neigungen im beruflichen Umfeld zu seinem Nachteil einsetzen. Das ist eine Angst, die ich nur zu gut verstehen und nachvollziehen kann. Aber ich möchte sehr ausdrücklich betonen, Bernd, daß dies nicht im geringsten in meiner Absicht liegt.

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29. April 2008

Der König und die Priesterin

Sie hatte das Gefühl, ihre Arme seien in Schraubstöcke eingeklemmt. Die beiden Hünen rechts und links von ihr, die sie festhielten und über den Boden schleiften, als wäre sie ein willenloses Bündel, wären für manch einen kampferprobten Krieger schon einzeln weit überlegene Gegner gewesen.

Zu zweit und für sie als Frau, geübt in den Fähigkeiten der Heilkunst und nicht in denen der Verwundung, des Kampfes, waren es geradezu übermächtige Naturgewalten, denen sie ausgeliefert war.

Ohne die Chance, sich zu wehren, überließ sie sich der Misshandlung, versuchte, ihren Geist in andere Gefilde zu locken, weit weg von ihrem Körper, der wie eine Puppe über den nach dem Gefecht zertrampelten Sand gezogen wurde, in Richtung eines weißen Zeltes; des größten Zeltes auf diesem Platz, auf dem der Feind residierte, unmittelbar vor den Toren ihrer Stadt.

Ihrer vom Untergang bedrohten Stadt.

Einen Augenblick gelang es ihr, den Innenhof des Tempels vor sich zu sehen, die Kühle des Pflanzenschattens und des großen Brunnens zu spüren, doch das tröstliche Bild entglitt ihr sofort wieder.

Sie war nicht mehr im Tempel, wo sie sich für sicher gehalten hatte, zusammen mit anderen Priesterinnen und Priestern, unter dem Schutz ihres Gottes – sie war in der Hand der Feinde ihrer Heimatstadt.

In einem gezielten, schnellen Angriff hatten sie sich in den Tempel unmittelbar hinter dem schwächsten Teil der Stadtmauer gewagt, die zwei Priester getötet, die außer ihr die einzigen waren, die dort ausgehalten hatten, nachdem die Belagerung ihrer Heimatstadt begonnen hatte, das Gold geraubt.

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