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24. November 2008

Titanic und der Pornofilm – Teil 1/5

Als ich meinen Mann überreden wollte, mit mir den Film „Titanic“ anzuschauen, einen typischen Frauenfilm, war er zu meiner Überraschung sofort einverstanden. Er hat nur eine Bedingung gestellt – dass wir am Abend danach gemeinsam einen Pornofilm anschauen. Nun bekommt man Frauen ja normalerweise nicht dazu, sich einen Pornofilm anzusehen; und wenn, dann höchstens mal ein bisschen Softcore, was wiederum den Männern nicht reicht, die doch eher auf Hardcore stehen. Ich war da keine Ausnahme – ich wäre nie auf die Idee gekommen, mir einen Sexfilm anzuschauen. Die Vorstellung fand ich nicht nur ziemlich un-geil, sondern auch reichlich abstoßend. Nur dachte ich mir, wenn wir uns „Titanic“ erst einmal angesehen haben, dann fällt mir bestimmt etwas ein, womit ich dann um meine versprochene Gegenleistung herumkomme, den Pornofilm.

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Wir Frauen brauchen halt so unsere Tricks, um uns gegen die übermächtige Sexgier der Männer zu wehren. Ich genoss also den ersten Abend mit stundenlang Romantik und Liebe und Tragik mit meinem Liebesfilm, meinen Mann mehr brummig als entspannt oder gar begeistert an meiner Seite – ihr seht also, er hat sich eigentlich auch nicht an die Absprache gehalten, denn nichts verdirbt den Filmgenuss mehr, als wenn einer dauernd genervte und sarkastische Bemerkungen macht! Von daher fühlte ich mich erst recht im Recht, als ich am nächsten Abend partout keine Zeit zum Fernsehen finden konnte. Der Pornofilm wartete schon; mein Mann hatte ihn nachmittags aus der Videothek geholt, und ich hatte einen flüchtigen Blick auf das Cover geworfen. Da war allerdings nur eine Lady zu sehen, nackt selbstverständlich, die pralle Möpse ihr eigen nannte, und um die Hüften der Lady, die verzückt den Kopf mit der wallenden Löwenmähne nach hinten warf, lagen vier Hände. Das sagte ja nun nicht allzu viel über den Inhalt des Sexfilms aus. Ich bin aber ganz sicher, schon solch geile Titten reichten aus, um meinen Mann in höchste Erregung zu versetzen. Bei meinen hat er sich öfter mal beschwert, dass die ihm etwas zu klein seien. Aber was soll ich denn machen? Die Natur hat mich da nun einmal nicht allzu reich beschenkt. Und Silikontitten kommen ja nun nicht in Frage!

Von daher war es nicht einfach nur meine typisch weibliche Abneigung gegen Pornofilme, die mich dazu bewog, mich dem zweiten Teil der Abmachung zu entziehen zu versuchen – die mein Mann, um es noch einmal betonen, ja auch nur dem Buchstaben, nicht aber dem Sinn nach erfüllt hatte -, sondern auch die Angst, dass er mir wieder Vorträge über meinen kleinen Busen halten würde. Trotzig dachte ich daran, dass sein Freund Robert meine Titten eigentlich immer für richtig sexy gehalten hatte. Jedes Mal, wenn er zu Besuch kam – leider war das nicht mehr so oft der Fall, nachdem er mit seiner Frau in eine andere Stadt gezogen war – hatte er keine Gelegenheit versäumt, mir auf die Titten zu starren und hatte mir Komplimente gemacht. Dem waren meine Brüste also offensichtlich nicht zu klein. Außerdem, wer sagt denn, dass Naturtitten immer unbedingt riesig sein müssen? Dass sie fest sind, ist doch viel entscheidender. Finde ich wenigstens. Und meine Titten sind straff und fest. Da kann so mancher Pornostar mit Riesentitten nicht mithalten, wenn sie schon den ersten Ansatz von Hängebusen hat … Ich hoffe, ihr versteht jetzt die ganzen Gründe, weshalb ich nicht bereit war, mir wie versprochen mit meinem Mann einen Pornofilm anzuschauen. Er hätte sich statt einer Lady mit Riesentitten ja schließlich auch einen anderen Sexfilm ausleihen können.

Oder vielleicht einen Gay Sexfilm; Frauen sehen es doch immer gerne, wenn zwei Männer miteinander herummachen. Zu spät fiel es mir ein, dass ich das vielleicht zur Bedingung hätte machen sollen, dass ich mir ausschließlich einen Gay Porno anschaue und keinen anderen. Tja, die Gelegenheit hatte ich nun leider versäumt. Und mein Mann hatte es ganz ersichtlich nicht vor, sich um seinen Teil der Vereinbarung betrügen zu lassen. Kaum hatten wir zu Abend gegessen, legte er das Porno Video ein, und als ich behauptete, noch schnell den Tisch abräumen und spülen zu müssen, sagte er mit seiner autoritärsten Stimme, ich solle das bleiben lassen und erst einmal zu ihm aufs Sofa kommen; er würde mir nachher dann schon in der Küche helfen. An dieses Versprechen glaubte ich zwar nicht so ganz, aber wenn ich es nicht auf einen offenen Krach ankommen lassen wollte, dann musste ich jetzt erst einmal gute Miene zum bösen Sexfilm machen und mich zu ihm setzen. Ich würde dann schon bald einen Vorwand finden, mich aus dem Zimmer zu stehlen und so schnell nicht wieder zu kommen. Und wenn es mir angeblich schlecht geworden war …

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Der Vorspann begann endlich zu laufen, nachdem ein paar Werbefilme für andere Pornofilme mich schon beinahe dazu gebracht hätten, den Fernseher auszuschalten und den Krach mit meinem Mann doch zu riskieren. Meine Güte, warum müssen die Porno Videos einfach immer so primitiv sein? Nichts als Poppen und Lecken; keine Handlung, keine schauspielerischen Fähigkeiten, nichts. Selbst die heißesten Pornostars besitzen manchmal wirklich keine anderen Qualitäten als einen geilen Body. Mit dem hat die Natur sie zwar beschenkt; aber dafür ist dann an guten Gaben für das Gehirn oder den Rest leider nichts mehr übrig geblieben … So kam es mir wenigstens vor. Aber nach den ganzen grellbunten Bildern mit jeder Menge nackter Haut, prallen Titten und harten Schwänzen begann endlich der eigentliche Film, den mein Mann mit mir ansehen wollte.

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23. November 2008

Von Yoga zum Sex

Mein Mann interessiert sich überhaupt nicht für Kunst. Das war bereits so, als wir vor sechs Jahren geheiratet haben; und es wäre für mich beinahe ein Grund gewesen, ihn doch nicht zu ehelichen … Er stöhnt schon, wenn ich nur etwas erwähne, was auch nur ganz entfernt etwas mit Kunst zu tun hat. Selbst wenn ich nur etwas von einem „Pinsel“ sage, winkt er schon total genervt ab – auch wenn ich damit seinen eigenen Rasierpinsel meine. Oder einen Backpinsel; obwohl er gerne Kuchen ist, den ich selbst gebacken habe. Aber es könnte ja schließlich etwas mit Malerei zu tun haben, wenn von einem Pinsel die Rede ist …

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Nie bekäme ich meinen Mann dazu, mit mir in eine Kunstausstellung zu gehen. Für ihn ist Kunst dasselbe wie Kultur, nämlich etwas, das durchweg anstrengend und unangenehm ist. Da muss ich dann immer schon alleine hin, wenn ich in der Richtung etwas unternehmen will. Das hat mich früher immer gestört. Ich meine, wozu ist man denn verheiratet und mit einem Mann zusammen, wenn man in seiner Freizeit dann doch alle möglichen Dinge allein unternehmen muss? Ich bin immer sehr gerne in Kunstausstellungen oder Museen gegangen. Vor der heirat und nachher. Nicht dass ich von der Malerei jetzt allzu viel verstehen würde; ich bin da schon mehr ein echter Laie, der gerade mal ein paar der bekanntesten Gemälde erkennt und den Maler nennen kann. Trotzdem, ich liebe es, mir Bilder anzuschauen. Und zwar echte Bilder; die Abbildungen in Kunstbänden oder auch im Internet reichen mir da einfach nicht aus. Sie besitzen keine Ausstrahlung. Zumal bei einer Kunstausstellung ja noch das gesamte Flair der Umgebung hinzukommt; lauter kunstbegeisterte Menschen, vielleicht ist sogar der Künstler selbst anwesend, faszinierende Räume und faszinierende Bilder, perfekt beleuchtet, und anschließend kann man sich vielleicht bei einem Glas Sekt oder am kalten Büffet noch mit jemandem unterhalten und seine Erfahrungen austauschen – das ist richtig Balsam für die Seele. Deshalb bin ich in unserer Stadt auch im Kunstverein. Wir unterstützen die Künstler, die in unserer Stadt wohnen, versuchen ab und zu auch einmal, berühmtere Maler zu einer Ausstellung in unserer Stadthalle zu bewegen, oder organisieren Fahrten zu Ausstellungen anderswo. Und bei alledem bin ich immer allein, weil mein Mann nicht mitkommt.

Ab und zu fragt er mich auch mal ganz brummig, ob das denn wirklich sein muss, dass ich soviel Zeit mit „fremden Männern“ verbringe; so nennt er die Künstler immer, obwohl das bei weitem nicht nur Männer sind. Es gibt schließlich auch genügend Malerinnen und Bildhauerinnen; und bei den Malerinnen muss man nicht einmal unbedingt an Seidenmalerei denken, dieser Möchtegern-Kunst für frustrierte Hausfrauen, wie mein Mann immer sagt. Letztlich ist er allerdings gar nicht richtig eifersüchtig. Und es ist ihm auch viel lieber, ich gehe allein zu einer Vernissage, als dass er mitkommen muss. Ich hatte es ihm ja schon einmal angeboten, dass ich auf einen Teil meines Engagements in Sachen Malerei und Kunst verzichte, wenn er dafür verspricht, mich ab und zu einmal zu begleiten. Da war aber mit ihm überhaupt nicht zu reden.

Deshalb gehe ich jetzt aus Trotz erst recht auf so viele Ausstellungen, wie ich nur kann. Und als einer der Künstler, die wir vom Kunstverein sozusagen ein bisschen betreuen, seine erste Ausstellung bei uns hatte, und zwar nicht in der Stadthalle, sondern in einigen Räumen des Museums, die noch weit mehr Ausstrahlung besitzen, da gehörte es sich ohnehin, dass da auch ich anwesend war, und zwar schon auf der Vernissage, auf der Ausstellungseröffnung, mit der sich der Kunstverein sehr viel Mühe gegeben hatte. Da durfte ich wirklich nicht fehlen; zumal ich auch mit für die Bewirtung der Gäste zuständig war. Außerdem war ich verdammt neugierig auf den Künstler, den ich bisher noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Er war erst kürzlich in unsere Stadt gezogen und schien recht menschenscheu zu sein. Alles, was mit dem Verein beredet werden musste, organisierte seine Frau; er selbst tauchte nie auf und war auch nicht zu Telefonaten zu bewegen. Auch ein Bild von sich für den Ausstellungskatalog wollte er nicht zur Verfügung stellen, berichtete seine Frau. Seine Bilder gefielen mir aber unheimlich gut, und deshalb war ich schon riesig gespannt.

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Weil ich noch einiges vorzubereiten hatte, war ich schon lange vor der Eröffnung da. Ich kümmerte mich um die Getränke und Erfrischungen und unterhielt mich ein bisschen mit meinen Freundinnen aus dem Verein. Als alles geregelt war, was geregelt werden musste, war es noch immer über eine halbe Stunde Zeit bis zur richtigen Eröffnung. Deshalb beschloss ich, dass ich es mir in dem kleinen Büro, das man uns vom Museum aus für die Organisation zur Verfügung gestellt hatte, noch ein wenig gemütlich machen würde. Einfach noch einmal die Füße hochlegen, denn auf denen würde ich während der Vernissage noch lange genug stehen. Ich öffnete die Tür ohne anzuklopfen, denn schließlich kennen wir uns alle untereinander – und stand dann plötzlich total überrascht und höchst peinlich berührt in einem ganz anderen Raum. Da hatte ich wohl die Türen verwechselt! Nun wäre das allein ja noch nicht so schlimm gewesen, aber mitten in diesem Raum saß ein Mann auf dem Fußboden, halb nackt bis auf eine kurze Sporthose, im Schneidersitz auf einem Teppich, und machte, wenigstens vermutete ich das, ein paar Yoga Übungen. Dabei hatte ich ihn nun gründlich gestört, was mir auch sehr unangenehm war. Ich murmelte eine Entschuldigung und wollte mich hastig wieder zurückziehen, da sagte er, mit einer sehr sonoren Stimme: „Bitte bleiben Sie doch!“ Ich war schon ganz schön überrascht, das muss ich sagen. Ich meine, wir kannten uns ja nicht, ich hatte ihn bei seinen Entspannungsübungen gestört – da war es schon erstaunlich, dass er mich zum Bleiben aufforderte. Nun deutete er auf den Platz neben sich auf dem Boden. „Setzen Sie sich zu mir, bitte„, erklärte er. „Das wird mir helfen.“ Nun, wenn ein Mensch Hilfe braucht, dann muss man ihm ja helfen, nicht wahr? Auch wenn es ein völlig Fremder ist.

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