Ich will gerade unter der Dusche verschwinden, als es klingelt. Ich werfe den Bademantel über und öffne fluchend, aber auch mit plötzlichem wilden Herzklopfen, denn um diese Zeit – das kann ja eigentlich nur …
Draußen steht David. Ungeheuer verführerisch in enger Jeans und Lederjacke, mit zerzausten Haaren. Das grelle Licht der Flurlampe beleuchtet sein Gesicht. Ich erschrecke beinahe, denn er sieht so aus, wie ich mich fühle – nach einer fast durchwachten Nacht, mit dem ständig bohrenden und trotz aller Verdrängungsversuche sich konstant wieder nach vorne arbeitenden Schmerz wegen seines Verhaltens gestern abend.
„Antje, ich bin ein Idiot,“ sagt er. Eigentlich bin ich ja total sauer auf ihn, hätte ihn noch vor wenigen Minuten gerne völlig aus meinem Leben gestrichen – wenn ich das gekonnt hätte. Dennoch muß ich lachen. „Da kann ich dir nur recht geben!“ Die Vernunft läßt mich hinzufügen: „Erzählst du mir, weshalb du dieser Meinung bist?“ Denn was gestern gewesen ist, hat mich tatsächlich getroffen. Und ich will schon wissen, ob er es inzwischen gemerkt hat und deshalb da ist, oder ob sein Erscheinen nur auf ein eher nebulöses Gefühl des Unbehagens zurückzuführen ist.
David nickt.
Ich trete zur Seite. Er rührt sich nicht. Erst als ich die Hand nach ihm ausstrecke, macht er zögernd ein paar Schritte, daß ich die Tür hinter ihm schließen kann. Sorgfältig hält er dabei körperliche Distanz von mir. Auf einmal packt mich ein ganz seltsames Angstgefühl. Vielleicht bezieht sich seine Aussage gar nicht auf gestern abend, sondern auf die Tatsache, daß wir zusammen sind?
Betont sachlich biete ich ihm einen Tee an, und wir gehen zusammen in die Küche.
Er schweigt so lange, daß ich vor Ungeduld ganz kribbelig werde und ihn am liebsten an den Schultern packen und schütteln möchte.