Jetzt wird es aber höchste Zeit, duschen zu gehen. Ich bin so froh darüber, daß der Streit mit David beigelegt ist, daß ich im Tänzelschritt ins Bad eile. David folgt mir lachend.
Wir haben, indem wir über Davids Angst vor dem Hineingleiten in die tiefe Bindung einer dominant-devoten Beziehung offen gesprochen haben, einen ganz wesentlichen Schritt getan. Hätte er über sein Unbehagen nicht reden können, wäre sein völliger Rückzug von mir die beinahe unausweichliche Konsequenz gewesen. Oder ich hätte ihm irgendwann den Abschied gegeben. Man spürt es, ob der Partner voll hinter einer Beziehung steht oder nicht. Und jedenfalls ich kann auf die Dauer nicht damit leben, daß jemand ständig zaudert, nicht weiß, wer er ist und was er will. Die Energie, die eine intensive Beziehung fordert, geht mir dann schnell verloren. Und wenn der Kontakt dann mehr und mehr ins „naja“ abgleitet, ist man alleine auch einfach besser dran – als mit einem Partner, der sich einem mit den scharfen Spitzen des konstanten Zweifels nähert, bis man aus lauter kleinen Wunden blutet.
Aber an solch unangenehme Dinge mag ich jetzt gar nicht denken.
Davids Blick saugt sich an mir fest, als ich den Bademantel herunterfallen lasse. Ich schicke ihn zurück in die Küche, mir einen Tee holen. Beobachte ihn aufmerksam, als ich die Bitte äußere. Nein, da sind keinerlei Vorbehalte. Die Vernunft hätte mir wahrscheinlich befohlen, nicht so schnell nach einem solch kritischen Gespräch wieder Anweisungen zu geben. Die ja außerhalb eines ganz bestimmten Rahmens auch einfach nur als lästiges oder sogar herabsetzendes Herumscheuchen aufgefaßt werden können.
Aber wer fragt schon seine Vernunft …
Ich muß wissen, ob David und ich zusammenpassen; ich kann nicht ständig bei allem, was ich tue, überlegen, ob ich ihm das jetzt auch wirklich zumuten darf oder nicht. Und er muß mein Wesen in seiner ganzen Launenhaftigkeit und Herrschsucht erleben, um sich entscheiden zu können.
Anscheinend beabsichtigt David, im Bad zu bleiben, während ich nach dem Duschen mein bißchen Schminke auflege. Nun, warum nicht. Soll er ruhig ein bißchen mehr über die Geheimnisse der Frauen erfahren. Weniger geheimnisvoll macht sie das ohnehin nicht …