Mühsam kann ich Antje dazu überreden, sich wegen ihres Problems an Alexander zu wenden. Wenn sie diesen Bernd, der sie jetzt so unverschämt behandelt, beim SM-Stammtisch mehrfach gesehen hat, dann kennt Alexander ihn und kann vielleicht sogar selbst vermitteln. Zumindest hat er wahrscheinlich eine Idee, was man unternehmen könnte.
Verstehe ich gar nicht, daß sie sich so ziert, mit Alexander zu telefonieren. Daß sie in ihn verknallt ist, sieht ein Blinder mit Krückstock; und er mag sie auch. Da müßte beiden doch jeder Vorwand recht sein, miteinander in Kontakt zu kommen. Statt dessen treffen sie sich immer nur zufällig in seinem SM-Laden. Keiner von beiden führt ein privates Treffen herbei. Wirklich seltsam, das.
Nein, sie hat Angst, ihm auf die Nerven zu gehen. Als überspannte Zicke dazustehen. Was ist daran wohl überspannt, habe ich sie gefragt, wenn jemand, den du vom Stammtisch kennst, dir beruflich das Leben zur Hölle macht. So schlimm sei es doch auch nicht, hat sie geantwortet. Woraufhin ich ihr erklärt habe, wenn es so schlimm nicht wäre, solle sie mich in Zukunft auch verschonen mit ihren Tiraden gegen Bernd.
Dann war sie beleidigt. Zugegeben, besonders nett war das nicht, mein Satz. Aber gewirkt hat er. Jetzt, eine halbe Stunde später, hängt sie am Telefon und erzählt ihm alles. Während ich in der Küche stehe und mich um etwas Eßbares kümmere.
Ein wenig mulmig ist mir zumute. Was ist, wenn Alexander ihr ganz beiläufig erzählt, daß er sich neulich mittags mit mir getroffen hat? Sie wird hochgehen wie eine Rakete, weil ich ihr davon nicht längst berichtet habe. Aber erst paßte es wirklich nicht, und so nachträglich ist es auch blöde. Ruft sofort den Eindruck hervor, ich hätte etwas zu verbergen. Was nicht stimmt. Sie weiß, daß Alexander meinen Schwanz zum Schwellen bringt, und ich seinen. Aber eigentlich haben wir bei diesem Mittagessen nur besprochen, daß wir dem nicht gegen und nicht ohne Antje nachgeben werden, und nicht hinter ihrem Rücken.
Entweder zu dritt – oder gar nicht.